Velbert. .

Die Geduld der Velberter Stadtwerke ist zu Ende: der Billigstrom-Anbieter Teldafax hat fällige Netzkosten nicht bezahlt. Am Freitag nehmen die Stadtwerke Teldafax vom Netz. Dessen Kunden geht der Strom nicht aus. Die Stadtwerke übernehmen sie.

Die Mitarbeiter der Velberter Stadtwerke hatten am Donnerstag alle Hände voll zu tun. Sie mussten die Stromzähler der Teldafax-Stromkunden ablesen, denn Teldafax, ein sogenannter Billiganbieter, hatte das Ultimatum verstreichen lassen und die fälligen Netzkosten nicht bezahlt. „Teldafax kommt am Freitag vom Netz“, sagte am Donnerstag Heinz-Werner Thissen, Erster Geschäftsführer der Stadtwerke Velbert.

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Von Ferdi Lindemann

„Die haben immer erst kurz vor Ablauf des Ultimatums gezahlt“, weiß Thissen, „immer nach der dritten Mahnung.“ Und am Mittwochabend war dann die Geduld der Stadtwerke zu Ende. Zusammen mit der Kaution handelt es sich immerhin um eine sechsstellige Summe, die Teldafax den Stadtwerken schuldet. In den rund 700 Haushalten, die ihre Energie über Teldafax beziehen, wird das Licht dennoch nicht ausgehen. „Die Kunden werden jetzt von den Stadtwerken versorgt. Das ist die Pflicht des Grundversorgers“, so Geschäftsführer Thissen. Sollte der Stromanbieter Teldafax allerdings in Konkurs gehen, verlieren die Kunden das Geld, das sie in Vorkasse gezahlt haben.

Wettbewerb hat zugenommen

Der Wettbewerb auf dem Strommarkt hat zugenommen. Thissen: „Nahezu alle Kunden wissen um die Möglichkeiten eines Lieferantenwechsels. In Velbert kann der Stromkunde aus rund 200 Tarifangeboten von etwa 75 Anbietern wählen.“ Einige Angebote enthielten jedoch versteckte Vertragsfallen. So gebe es bei einigen Anbietern nur eine Preisgarantie für drei Monate, obwohl die Vertragslaufzeit ein Jahr betragen soll und nur dann die versprochenen Boni gezahlt würden. Und nach drei Monaten würden dann die Preise erhöht.

Hauptgründe für einen Anbieterwechsel sind in der Regel Preiserhöhungen. Thissen nennt in diesem Zusammenhang noch ein Kuriosum: „Auf jede Preisänderung reagieren Kunden mit einem Wechsel. Selbst dann, wenn die Preisänderung den Strom- oder Gaspreis verbilligt.“ Nach einigen Monaten gingen die Wechselzahlen dann aber zurück. Bei den Wechselraten steht Velbert im Bundesdurchschnitt gut da. Bis Ende 2009 hatten bundesweit knapp 20 Prozent der Haushaltskunden den Stromanbieter gewechselt, in Velbert lag der Anteil in diesem Segment etwa halb so hoch.

Gegen einen gesunden Wettbewerb hat Heinz-Werner Thissen nichts einzuwenden. Aber: „Jedem war klar, dass die Billiganbieter teilweise unter dem Einkaufspreis den Strom verkaufen.“ Da man als Stadtwerke die Versorgungspflicht habe, müsse man langfristiger planen und einkaufen. Freie Anbieter könnten den aktuellen Strompreis nutzen. Mittlerweile, so Thissen, sei der Strom der Stadtwerke aber schon billiger als von manchem „Billiganbieter“.

„Die können auch nicht zaubern“

Aber, so zieht Thissen ein Fazit zu den Konkurrenten: „Die können auch nicht zaubern.“ Und in Velbert hat Teldafax erst einmal ausgezaubert.

Im vergangenen Jahr habe man Pech gehabt, meint der Stadtwerke-Geschäftsführer. Der Strompreis sei überraschend gesunken und man habe, weil man langfristig wegen der Versorgungssicherheit planen müsse, teureren Strom eingekauft. Und die Strompreise, da ist sich Thissen sicher, werden steigen. „Wir haben kein Überangebot mehr.“ Hinzu käme natürlich die Diskussion über Energiegewinnung aus Atomkraft nach dem Reaktorunfall in Japan. Das wirke sich auch psychologisch aus.