Neviges. Arthur Spruck ist in Neviges aufgewachsen. In seiner Examensarbeit stellt er einen Stadtentwurf vor, der die Professoren der TH Köln begeistert.
Seine Kindheit und Jugend verbrachte er in Velbert-Neviges, und mit seinem knappen Urteil spricht Arthur Spruck vielen aus der Seele: „Früher war hier mehr los, war weniger Leerstand.“ Nur belässt es der 26-Jährige nicht dabei, zu lamentieren, sondern setzt sich hin, macht sich erst Gedanken und dann ganz konkrete Pläne für ein schöneres Neviges. Das Ergebnis begeistert die Wissenschaftler der Technischen Hochschule Köln: Für seine Masterarbeit „Entlang der Nevigeser Adern“, mit dem er den Studiengang Städtebau NRW aus dem Bereich Architektur und Bauwesen abschloss, bekam Arthur Spruck die Note 1,7. Was er, bescheiden und zurückhaltend, erst auf Nachfrage verrät.
Warum er sich ausgerechnet Neviges als Thema seiner Examensarbeit aussuchte? „Ich finde, das ist eine interessante Fläche, wo man einiges ausprobieren kann.“ Und ja, sicher sei es auch nicht hinderlich, ein Gefühl für jenen Stadtteil zu haben, den man dann monatelang am Schreibtisch analysiert und unter die Lupe nimmt. Und ein Gefühl für Neviges hat Arthur Spruck auf jeden Fall, blieb es doch auch nach dem Auszug zum Studium nach Köln ein Stück vertraute Heimat. Ein Fleckchen Erde, aus dem man viel, viel mehr machen könnte, ist der Stadtplaner sicher, dessen Masterarbeit unter anderem durch zahlreiche selbst erstellte Karten besticht.
Die Fußgängerzone von Velbert-Neviges
Sein neues Neviges hat 130 neue Wohneinheiten, einen Marktplatz, eine zusätzliche Bahnstation – und keine Läden mehr in der oberen Fußgängerzone. „Der Ort ist zu groß“, stellt Arthur Spruck fest. Was ihm vorschwebt: Einzelhandel nur vom ehemaligen Gassmann bis zur Wilhelmstraße, also bis „Maier‘s City Schuh“, von da ab reiner Wohnungsbau. Und was passiert mit den dort ansässigen Läden? Das sieht Arthur Spruck ganz pragmatisch: „Es gibt ja im unteren Bereich genug Leerstand, dort könnten die reinziehen.“ Für die Sparkasse sieht er einen attraktiven Neubau im Bereich ehemaliger Parkplatz Beek vor.
Ein großer Teich statt Parkplatz
Denn der soll nach Arthur Sprucks Plänen einer großen Wasserfläche weichen, zu einem Ort mit Bänken und breiten Treppen umgeplant werden, an dem man sich wohlfühlt. Eine andere Nutzung als die eines Parkplatzes schwebt auch der Stadt Velbert vor, weitere Planungen sind noch nicht spruchreif. Zurück zu den Visionen Arthur Sprucks: Nach Abbruch der PSI-Gebäude, hier war früher auch das SOS-Team beheimatet, könnten dort Wohnungen entstehen, denn „Wohnen und produzierende Firmen, das funktioniert beides in Neviges“. Durch die Nähe zu den Großstädten Wuppertal, Düsseldorf und Essen und die gute S-Bahn-Anbindung sei das grüne Neviges als Wohnort sehr attraktiv.
Haltestellen zurück verlegen zum alten Bahnhof
Apropos S-Bahn: Laut Plan wird die S-Bahn-Haltestelle zum ursprünglichen Bahnhof Neviges verlegt, also zur Gaststätte „Alter Bahnhof Tassos“. Damit wäre auch das Schloss Hardenberg mit seinem „Erlebniszentrum Natur“ besser zu erreichen, so der Stadtplaner. „Der ursprüngliche Bahnhof ist ein Scharnier zwischen Altstadt und Schloss“, sagt Arthur Spruck, der auch den Busbahnhof dorthin verlegt. Ein zusätzlich eingerichteter S-Bahn-Haltepunkt an der Siebeneicker Straße, es wäre der dritte in Neviges, soll anregen, häufiger auf das Auto zu verzichten. „Und dazu ein Bus, der im Zehn-Minuten-Takt zwischen den drei Haltestellen pendelt.“
Mehr aus Neviges und Tönisheide
- Wird mitten in Velbert-Neviges mit Drogen gehandelt?
- Oft gibt‘s Schokolade. Was Velberter Bürgerbusfahrer erlebt
- „Ich liebe Holz“: Velberter designt Möbel aus Baumstämmen
- „Ist super hier“: Riesenjubel bei Sonnenwendfeier in Velbert
Wo im Moment der Busbahnhof ist, entsteht laut Plan ein Marktplatz, auf dem dann auch der Wochenmarkt seinen festen Platz haben soll. Dass ein Investor, der zwei Villen an der Weinbergstraße kaufte, die gleiche Idee wie er hat und die Garagen neben dem Parkplatz bald wegkommen, freut Arthur Spruck. Sehr schade dagegen findet er, dass auch die kleine ehemalige Tankstelle, zwischenzeitlich ein Blumenladen, abgerissen wird. Es wäre ein origineller Ort für eine Bar, ein kleines Restaurant oder ähnliches. „Da ist viel Charme der 50er Jahre. Ich würde das auf jeden Fall erhalten. Ist es für immer weg, ärgert man sich am Ende.“