Velbert. Die Gemeinschaftslehrwerkstatt macht die neue Facharbeiter-Generation fit für den Berufsalltag. Dabei hat sich vieles verändert. Ein Einblick.
Wer aus- und weiterbildet, der muss nicht nur unbedingt mit der Zeit gehen und mit wichtigen Entwicklungen Schritt halten, sondern sollte tunlichst auch gleich mehrere Nasenlängen voraus sein. Das beherzigt und praktiziert auch die Gemeinschaftslehrwerkstatt Velbert (GLW) als Einrichtung „der Industrie von Velbert und Umgebung“. Ihre jüngsten Errungenschaften sind eine sogenannte „Smart factory“ und moderne Roboter-Technik. Sie sind ein weiterer Beleg dafür, dass die Zeiten nun wirklich lange lange passé sind, da lediglich an der Werkbank gefeilt wurde. Der Besucher staunt allerdings bei der Ankunft an der Poststraße erst einmal überrascht über Kinder-Lachen und -Gejohle.
Junior-Uni kooperiert mit Velbertern
Es stammt von den Jungen und Mädchen des 3-D-Druck-Kurses in Kooperation mit der Junior-Uni Wuppertal. Sie designen in der GLW kleine Autos und bauen sie dann. Und jetzt lassen sie diese zum Abschluss und Höhepunkt bei einem Rennen in dem großen, langen Flur um die Wette flitzen. Daher also das fröhlich-aufgeregte Bohei.
Ganze Industrie-Produktion auf zweieinhalb Quadratmetern
Um Längen ernsthafter geht es eine Etage höher zu. In einem eigens dafür abgeteilten Raum steht die besagte „Smart factory“, die auf knapp zweieinhalb Quadratmetern die Simulation einer vernetzten industriellen Produktion darstellt. „Hochregallager, Bohrstation, Magazin und Presse“, stellt Tobias Tielsch die vier Stationen vor. Die Anschaffung in Höhe von 140.000 Euro hat der Bund - genauer: das Ministerium für Wirtschaft und Klimaschutz - finanziert.
Effektive Fehler-Suche und -Analyse lernen
Nach Auskunft des Ausbilders in Sachen 3-D-Druck und internen Leiters des Projektes „TrAIBeR NRW“ geht es allerdings eher weniger um tatsächliche Fertigung. Die Anlage sei ebenso wie die Robotik für alle Teilnehmer-Kreise. „Sie lernen zunächst, wie Anlagenteile kommunizieren und was dafür notwendig ist“, erklärt Tielsch. „Und was schiefgehen kann, dass nämlich z. B. Infos zwischen den Teilen verloren gehen.“ Haupt-Thema sei dann das Vorgehen bei einer möglichst effektiven Fehler-Suche und -Anlayse.
Automotive-Branche fit für morgen machen
Zur Erklärung: Hinter dem Kürzel-Wort „TrAIBeR“ steckt das Projekt „Transformation der Automotive-Industrie in der Bergischen Region“, das das bereits genannte Bundesministerium bis Mitte 2025 mit 4,1 Millionen Euro fördert. Die GLW gehört als Akteur zu den Mitstreitern vor Ort und in der Region, deren Ziel es ist, diese Branche rundum fit für die Zukunft zu machen. Damit sie sowohl den Wandel der Produktion im Hinblick auf E-Mobilität meistert als auch den Wandel in der Produktionsweise selbst. Die Stichworte dazu lauten u. a. Digitalisierung und weiterer Ausbau der Automatisierung.
Roboter programmieren
In einem weiteren extra abgeteilten Raum stehen die drei Gelenkarm-Roboter - „Cobots“ genannt, weil sie mit Menschen arbeiten dürfen - und als vierter ein sogenannter Delta-Roboter für insgesamt 60.000 Euro. Eine ihrer Haupt-Aktivitäten ist „pick and place“, also greifen und ablegen. „Lernziel“, so Tobias Tielsch beim Rundgang mit der WAZ, sei „die einfachste und günstigste Art eine Roboter-Programmierung vorzunehmen“. Und anschließend den „Kollegen Roboter anlernen“.
Zuwendungsbescheid über 1,1 Millionen Euro
Schon rein finanziell getoppt werden beide Neuerungen allerdings noch von einem CNC-gesteuerten, innovativen Dreh- und Fräszentrum für 1,1 Millionen Euro. „Der Zuwendungsbescheid ist da“, berichtet Waltraud Reindl, „die Herstellung der neuen Maschine wird jetzt EU-weit ausgeschrieben.“
Aktionstag im Sommer
„Für den Juni planen wir im Rahmen von ‚Traiber‘ einen großen Aktionstag“, erzählt die Geschäftsführerin (seit 2019) der Lehrwerkstatt. Unter dem Motto „Transformation erleben“ würden dann „Smart Factory“ und Robotik im Fokus stehen, werde es einen KI-Workshop und 3-D-Druck geben „und natürlich stellen wir die schon umgesetzte Transformation vor“. Etwa den Wandel von der konventionellen Zerspanung zur vernetzten CNC-Maschine, um nur ein Beispiel zu nennen.
Wieder-Aufnahme der Industriemeisterkurse
„Inhaltlicher Schwerpunkt“, so Reindl weiter, seien zum Aktionstag die Industriemeisterkurse Metall. Sie hätten gut ein Jahrzehnt nicht mehr in der GLW bzw. Velbert, sondern in Düsseldorf stattgefunden und „sind jetzt wieder aufgenommen“. Die Geschäftsführerin zu den Gründen: „Sie passen einfach gut zur GLW. Die Nachfrage ist da, und wir haben die Expertise.“ Interessenten können noch einsteigen und sich für die Kurse - ab Anfang Mai sowie Anfang November anmelden. Kontakt: Christian Swierczynski, 02051-63250, E-Mail an c.swiercznski@glw-velbert.de, Internet www.glw-velbert.de.