Langenberg. Claudia Köring engagiert sich mit Herz und Seele für ihre Gemeinde in Langenberg. Sie setzt sich für mehr Gleichberechtigung ein - mit Erfolg.

Ob Priester, Bischof oder Kardinal - ein Amt mit Weihe ist in der katholischen Kirche Männern vorbehalten. Aber ohne den Einsatz von Frauen kommen Gemeinden auch nicht aus. Eine, die mit Herzblut dabei ist, ist Claudia Köring. Und sie hat sich jetzt zur Diakonin ausbilden lassen. Kleine Einschränkung: Eine Weihe wird es - siehe oben - für sie nicht geben.

„Diakonin zu sein ist ja gar nicht das Problem“, sagt die 60-jährige Langenbergerin dazu und lacht. „Die Arbeitskraft nimmt man gerne.“ Aber eine Diakonin mit Weihe? „Da sträuben sich die Männer in Rom ganz gewaltig. Denn eine geweihte Diakonin -so die Sorge - könnte auch die Priesterweihe fordern.“

25 Jahre im Schuldienst

„Aber“, so fährt sie fort, „Frau ist geduldig.“ Jahrhunderte alte Strukturen breche man eben nicht von jetzt auf gleich auf. Und für sie sei diese Aufgabe ohnehin eine Berufung. Doch dazu müsse sie ein wenig ausholen, sagt sie und erzählt, warum sie diesen Weg gegangen ist: „Ich war 25 Jahre im Schuldienst“, beginnt Claudia Köring. Die studierte Theologin unterrichtete katholische Religion.

„Aber ich habe diese Unzufriedenheit in mir gespürt. Ich hatte das Gefühl, nicht an der richtigen Stelle zu sein.“ Dazu sei der Haushalt mit vier kleinen Kindern gekommen. „Ich war überarbeitet und hatte dann diesen Drang, dass ich aus der Situation raus kommen und mich neu erfinden muss.“

„Bin Tag und Nacht für die Gemeinde da“

Trotz dieser „großen Erschöpfung“ beginnt sie, sich in der hiesigen Gemeinde St. Michael und St. Paulus zu engagieren, übernimmt Aufgaben. „Ich habe mich reingehängt“, sagt Claudia König. Sie bildet sich fort, steht für die Telefonseelsorge zur Verfügung, wird Trauerbegleiterin. „Ja, es gab Widerstände“, sagt sie heute, „aber ich war nicht aufzuhalten. Endlich hatte ich den Ort gefunden, an den ich gehöre.“

Claudia Köring ist vielseitig im Einsatz: Gemeinsam mit Christine Buschmann etwa bietet sie Trauerbegleitung an.
Claudia Köring ist vielseitig im Einsatz: Gemeinsam mit Christine Buschmann etwa bietet sie Trauerbegleitung an. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

Seit dem, 15 Jahre ist das her, sei sie im Prinzip „Tag und Nacht für die Gemeinde da“, übernimmt sie die Seelsorge katholischerseits für die drei Pflegeheime in Langenberg, kümmert sich um die Liturgie - steckt auch den einen oder anderen Rückschlag weg. „Aber die Zeit spielt für uns Frauen“, sagt sie, „und es gibt auch immer wieder Bestätigung für unsere Arbeit.“

Kontakt zum Netzwerk „Diakonat der Frau“

Und sie will mehr: Sie nimmt Kontakt zum Netzwerk „Diakonat der Frau“ auf, hat ein langes Gespräch mit der damaligen Vorsitzenden. Bereits zwei Mal hat dieses Netzwerk Frauen zu Diakonen ausgebildet. Der Nachteil für Claudia Köring: „Zu der Zeit, als ich Kontakt aufnahm, war Benedikt noch Papst.“ Unter ihm sei die katholische Kirche „wie eingefroren“ gewesen.

Ob es einen weiteren Diakonatslehrgang geben werde, habe in den Sternen gestanden. „Doch mir wurde geraten: Mach es trotzdem. Gehe Deinen Weg weiter“, erinnert sich die Langenbergerin. Als im März 2013 Franziskus das Pontifikat übernahm „änderte sich die Atmosphäre. Sofort.“

Corona verlängert ungewollt den Lehrgang

Das gelte dabei nicht nur für die Frauenfrage, sagt Claudia Köring, sondern auch für die Aufarbeitung des Missbrauchsskandals: „Für die Opfer war es höchste Zeit, dass sich an der Haltung der Kirche etwas ändert.“ Es dauert dennoch weitere sechs Jahre, bis der nächste Diakonatskreis startet: 2019 beginnt Claudia Köring diese Fortbildung, drei Jahre sind eigentlich dafür angesetzt.

„Dann kam aber Corona dazwischen, deswegen bekommen wir jetzt erst unser Zertifikat.“ Am 13. April ist es so weit, sogar ein Weihbischof hat sich angekündigt. „Das ist ein Riesenschritt für die katholische Kirche“, sagt sie. Aber: Der Kirchenmann übergibt lediglich die Urkunden, spendet Segen. „Es ist keine Sendung, keine Weihe. Das geht ja nach wie vor nicht.“

„Widerstände haben nichts mit Glauben zu tun“

Bleibt eine Frage noch zu klären: Bei all den Widerständen und traditionellen Strukturen - warum hängt sie sich trotzdem so rein? „Ich spüre diese Berufung, dieses Feuer von innen“, antwortet sie. „Da ist diese Stimme, die sagt: ‚Steh auf, mach weiter!‘“ Diese Widerstände, fährt sie fort, „die haben ja nichts mit dem Glauben zu tun. Mein Durchhaltevermögen allerdings schon. Deswegen bin ich ja auch Optimistin.“