Neviges. Anhängerinnen der Reform-Gruppe „Maria 2.0“ heften ihre Forderungen an die Tür der Pfarrkirche. Gottesdienstbesucher wollten sich nicht äußern.
Sie fordern unter anderem die Gleichstellung von Frauen und Männern in der katholischen Kirche und eine lückenlose Aufklärung des Missbrauchsskandal. In dem Willen etwas zu verändern, wurde vor einigen Jahren aus der Reihe reformwilliger Katholiken die Gruppe „Maria 2.0“ gegründet. Am Sonntag, 21. Februar, organisierte eine Handvoll Anhänger der Gruppe eine spontane Aktion vor der Pfarrkirche in Neviges. Eine Thesenpapier bestehend aus sieben Forderungen wurde vor dem Gottesdienst an die Kirchentür der Pfarrkirche gehängt – dies geschehe bewusst mit der Anspielung auf die 95 Thesen Luthers, so die Verantwortliche Dr. Johanna Winzen. In dem Papier wird die Öffnung der Weiheämter auch für Frauen, sowie die Abschaffung des Pflichtzölibats gefordert. Ebenfalls ein Thema ist die Aufklärung der Missbrauchsfälle: Die Verantwortlichen sollen zur Rechenschaft gezogen werden.
Öffnung aller Ämter auch für Frauen
Desweiteren wird der Umgang der Kirchenleitung mit Geld sowie abweichenden Meinungen kritisiert. „Wenn sich diese Forderungen erfüllen würden, dann wäre die Kirche deutlich besser als sie jetzt ist“, findet Johanna Winzen. Eine organisierte Gruppe von Maria 2.0 gibt es in Neviges zurzeit nicht. „Ich sympathisiere mit der Gruppe einfach“, meint Winzen. Alleine stehen die Anhänger der Gruppierung nicht dar. Einige ihrer Forderungen werden auch von der Katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands mitgetragen. So fordern diese ebenfalls die Öffnung aller Ämter und Dienste für Frauen sowie die schnelle und lückenlose Aufarbeitung der Missbrauchsfälle.
Corona erschwert Aktionen
Sie ist zwar nicht glücklich über die aktuelle Situation in der katholischen Kirche, gleichwohl ist Dr. Johanna Winzen sehr aktiv in ihrer Gemeinde, engagiert sich hier als Lektorin und Kommunionhelferin. Obwohl diese beiden Laienämter schon lange von Frauen ausgeformt werden, wurde erst Anfang des Jahres dazu die offizielle kirchenrechtliche Erlaubnis seitens des Vatikans ausgesprochen. Am Vorabend der Aktion meint Winzen: „Ich bin sehr gespannt auf die Reaktionen und wie lange das Plakat an der Kirche hängen wird.“ Im Anschluss an die Messe blieb die erhoffte Resonanz bei den Gottesdienstbesuchern aus. Winzen zeigte sich trotzdem zufrieden. „Unser Erfolg ist, dass die Aufmerksamkeit geschaffen wurde. Corona ist da ein echtes Hindernis, da ist der Austausch sehr schwierig.“ Auf Nachfrage wollte sich Abbé Ignace, der die Messe in der Pfarrkirche hielt, direkt nach dem Gottesdienst nicht zu den Forderungen äußern: „Ich habe das gerade erst selbst gesehen.“ Auch weitere Gemeindemitglieder wollten am Sonntag zu dem Thesenpapier nichts sagen.