Langenberg. Markus Ueberholz ist seit zehn Jahren Leiter des Gymnasiums Langenberg. Ein Blick zurück auf eine spannende Zeit mit vielen Herausforderungen.
Pünktlich zum Zehnjährigen hat Markus Ueberholz Arbeit, auf die er eigentlich hätte verzichten können: Vor wenigen Tagen ist in „seine“ Schule, das Gymnasium Langenberg, eingebrochen worden. „Ärgerlich“, sagt der Schulleiter. Denn abgesehen von dem Schaden fällt auch viel Papierkram an.
„Naja“, sagt er, zuckt mit den Schultern. „Ist halt passiert.“ Um den Einbruch soll es nämlich gar nicht gehen, vielmehr darum, was er in zehn Jahren an der Spitze des Gymnasiums so alles erlebt hat. „Und das ist eine ganze Menge“, sagt er und fängt mit den drei großen Themen an: „Ab 2015 ging es los mit den sogenannten Seiteneinsteigern“ - gemeint sind Kinder aus Flüchtlingsfamilien -, „dann natürlich Corona und schließlich die Entscheidung, unserer Schule ein kulturelles Profil zu geben.“
Schule in Velbert-Langenberg meistert drei große Herausforderungen
Aber der Reihe nach: Das Jahr 2015 mit der ersten großen Flüchtlingsbewegung geht auch an en Schulen nicht einfach vorbei. „Damals ging es los, dass wir Kinder dazu bekommen haben.“ Nach einer kurzen Phase, die etwas ruhiger verläuft, „hat das seit dem Ukraine-Krieg wieder zugenommen“. 50 oder mehr Kinder bzw. Jugendliche sind seit dem regelmäßig an der Schule.
„Das ist echt herausfordernd, weil wir in diesen Klassen nicht kontinuierlich arbeiten können.“ Denn immer wieder kommen neue Kinder dazu, „da fangen wir dann wieder von vorne an“. Aber, lobt er die Kolleginnen und Kollegen, „es läuft, denke ich, ganz gut bei uns.“
Die Corona-Pandemie bringt auch Positives für das Gymnasium
Eine „ordentliche Herausforderung“ sei die Corona-Zeit gewesen. „Das war eine schwierige Zeit, vor allem für die Eltern und die Schülerinnen und Schüler“, sagt Markus Ueberholz. Zwar nicht unbedingt, was die schulischen Leistungen anbelange, „aber das Soziale ist durch die Schulschließung ja komplett in den Hintergrund gerückt.“ Hier gebe es Nachholbedarf.
Andererseits habe die Pandemie auch etwas Positives gehabt: „Ohne Corona würden wir bei der Digitalisierung nicht da stehen, wo wir jetzt sind“, sagt der Schulleiter. „Wir Lehrer haben in dieser Zeit auch ganz neue Kompetenzen erworben - zum Beispiel die, ein Tablet auch als Arbeitsgerät zu begreifen und zu nutzen.“
Gymnasium schafft sich Profil als Kultur-Schule
Mittlerweile im dritten Jahr läuft das zusätzliche kulturelle Angebot an der Schule im Nizzatal. Initiiert von Angelika Stodt, gebe dieses Programm „ganz Langenberg eine neue Facette“, ist sich der Schulleiter sicher. „Die Vernetzung in den Stadtbezirk hinein ist besser geworden: Wir arbeiten mit Alldie zusammen oder mit dem Hof Judt. Für uns als Stadtteilschule ist das ganz wichtig.“
Gleichzeitig habe er zu seinem Amtsantritt „vieles übernehmen dürfen“, erzählt Markus Ueberholz. „Zum Beispiel den sehr engagierten Schulverein und den nicht weniger aktiven Förderverein.“ Was die Vorstände leisteten, sei „ganz toll“, fährt er fort. „und die machen das alles ehrenamtlich. Das verdient höchsten Respekt.“ Auch sein Schulleitungsteam sei „großartig“: Es sei ein Luxus, „mit so einem Top-Team zusammenzuarbeiten“, sagt er. „Auch das macht unsere Schule so gut.“
Der Einsatz dieser beiden Vereine passe aber zum Bild der Schule insgesamt, findet der Schulleiter: „Das zeigt, wofür dieses Gymnasium steht: für Zusammenhalt und Zusammenarbeit.“ Ja, sagt er lachend, er müsse zugeben, „dass wir hier schon so ein bisschen in Bullerbü sind“. Langenberg sei eben kein Brennpunkt. „Wenn ich mit Kollegen aus anderen Städten spreche, bin ich schon ganz dankbar, dass ich hier in Langenberg bin.“
„Es gibt keinen besseren Beruf als den des Schulleiters“
Für ihn, den gelernten Bankkaufmann, gebe es keinen besseren Beruf als den eines Schulleiters: „Ich möchte nie mehr etwas anders machen“, sagt er - und seine Augen strahlen dabei. „Unterricht ist für mich immer ein Highlight, aber es ist gerade die Abwechslung der Aufgaben, die diesen Job für mich so spannend machen.“
Das fange bei den Gesprächen zur Einschulung am Gymnasium an: „Es ist toll, wenn jedes Jahr neue Kinder zu uns kommen“, sagt er. „Wir müssen uns auf jedes einzelne einstellen. Und es macht Spaß zu sehen, wie die sich dann im Laufe der Zeit entwickeln.“
Schere zwischen „gut“ und „nicht so gut“ geht auseinander
Hat sich denn im Laufe der Zeit etwas verändert bei den Schülerinnen und Schülern? „Im Prinzip nicht“, sagt Markus Ueberholz. „Die lieben Kinder sind genauso lieb, wie vor zehn Jahren. Und dann gibt es die, die wir zur Einhaltung der Regeln ermahnen müssen. Die sind aber jetzt nicht mehr geworden.“
Was sich verändert habe, „und das nicht nur in Langenberg“, sei, dass „die Schere zwischen guten und nicht so guten Schülern weiter auseinandergegangen ist“. Aber, versichert der Pädagoge, „wir arbeiten daran, das zu ändern.“
Digitalisierung und KI beschäftigen auch die Schule
Was die Zukunft anbelangt, „ich habe ja noch offiziell gut zwölf Jahre“, sieht er eine Aufgabe darin, den Schülerinnen und Schülern den richtigen Umgang mit der digitalen Welt, und vor allem mit künstlicher Intelligenz, zu vermitteln. „Die entsprechenden Programme werden ja schon genutzt“, sagt er.
„Also müssen wir mit den Schülern erarbeiten, wie etwa KI funktioniert und wann die Anwendung sinnvoll ist.“ Ganze Facharbeiten von einem Programm schreiben zu lassen, sei zum Beispiel keine gute Idee. „Aber bei der Erstellung eines Fragebogens für eine solche Arbeit kann die KI schon helfen.“
Markus Ueberholz
Nach dem Abitur 1988 leistet Markus Ueberholz zunächst seinen Wehrdienst ab, beginnt danach eine Ausbildung zum Bankkaufmann. „Aber ich habe mich selten so gelangweilt, wie in einigen Phasen dieser Ausbildung.“ Parallel dazu ist er Jugendtrainer (Volleyball) „und das hat so viel Spaß gemacht, dass ich beschloss, auch beruflich in die Richtung zu gehen.“ Und so beginnt er sein Lehramtsstudium in der Fächerkombi Deutsch und Sport.
Über die Alexander-Koppel-Gesamtschule Solingen kommt er an ein Gymnasium in Essen. „Da hatte ich einen guten Chef, der mich gefördert hat. Er war auch Vorbild für mich in seiner Art, wie er mit Menschen umgegangen ist.“ Schließlich landet er 2014 am Gymnasium Langenberg. Und will bleiben: „Die Arbeit hier macht Spaß und ich habe auch immer noch richtig Lust dazu.“