Langenberg. Eigentlich wollte das Kunsthaus Langenberg nur die Bürgerhauspromenade aufwerten, bezog Studierende ein - und präsentierte nun die Ergebnisse.
Mal angenommen, Geld spielte keine Rolle. Mal angenommen, Besitzverhältnisse spielten keine Rolle. Einfach frei denken, der gestalterischen Fantasie freien Lauf lassen: Unter diesen Vorgaben haben sich 13 Studierende der Peter Behrens School of Arts (PBSA) aus Düsseldorf Gedanken gemacht, wie die Bürgerhauspromenade (Mühlenstraße, Norbert-Bauer-Ufer) und der gegenüberliegende Teil der Kamper Straße aufgewertet werden könnten.
Kurzer Rückblick: Der Verein Kunsthaus Langenberg (u. a. Alldie) beschäftigt sich schon länger damit, diesen Teil der Altstadt aufzuwerten. „Bislang haben wir aber eher klein gedacht“, sagt dazu Gerd Rocholz, einer von rund 40 Langenbergerinnen und Langenberger, der der Präsentation der Ergebnisse der Studierenden beiwohnt. „Wir kennen ja die Etat-Situation der Stadt Velbert.“
Kunsthaus Langenberg wollte „Blick von außen“ haben
Andererseits: Warum nicht mal den Blick von außen zulassen? „Über Umwege sind wir dann mit Professor Thomas Fenner von der PBSA in Kontakt gekommen“, erläutert Heinz Johnen, 2. Vorsitzender im Kunsthaus-Verein, die Hintergründe. Der wiederum „ist dankbar, dass meine Studierende an einem realen Projekt üben können.“
Alles wunderbar also? Nicht ganz, denn die Arbeiten rufen zwar viel Begeisterung im Plenum hervor, die schonungslose Kritik von Studierenden und Prof, die darin ebenfalls formuliert wird, sorgt nämlich gleichzeitig für viele lange Gesichter. Doch der Reihe nach: Alle Studierenden haben ihre Arbeiten gleich aufgebaut: erst die Analyse des Ist-Zustandes, dann die Identifizierung von Orten mit Potenzial, dann die Entwürfe.
Studierende äußern auch schonungslos Kritik
„Klar ist, dass natürlich nicht alle Ideen umsetzbar sind“, sagt Thomas Fenner einleitend, bevor er die Präsentation startet. Und er lobt Langenberg: „Ein tolles Städtchen, richtig hübsch, mit den beiden Bächen, den Fachwerkhäusern, dem Bürgerhaus.“ Doch dann folgt das große Aber: „Vieles ist verkrustet, in die Jahre gekommen. Da kann man mehr draus machen.“
Alle Studierenden kritisieren in ihren Entwürfen beispielsweise, dass dem Auto zu viel Raum gegeben wird. „Zu viele Parkplätze, vor allem entlang der Kamper Straße“, bemängeln die angehenden Raumplaner. Denn genau da, an der Straße unterhalb des Bürgerhauses, liege das größte Potenzial, der größte Schatz, „der aber gehoben werden muss“.
Die Alte Post in Velbert-Langenberg birgt viel Potenzial
So verschwindet etwa in allen Plänen der Parkplatz östlich der Alten Post. Die Ideen für diese Fläche sind vielfältig: Eine offene Markthalle könnte dort entstehen. Oder Platz für ein Open-Air-Kino, die Leinwand an der anderen Bachseite an der Stützmauer der Promenade angebracht. Oder ein Café. Oder ein Spielplatz.
Auch die Alte Post spielt eine zentrale Rolle: In gut der Hälfte der Entwürfe zieht ins Erdgeschoss Gastronomie ein, die Fläche im Hinterhof wird zur Außenterrasse. „Wenn Sie die Alte Post in den Griff bekommen, dann wird das dem Ort sehr weiter helfen“, rät Professor Thomas Fenner den Anwesenden - darunter Vertreter der Stadtverwaltung und der Technischen Betriebe.
Der Hardenberger Bach spielt eine zentrale Rolle
Eine große Rolle spielt in allen Entwürfen - natürlich - der Hardenberger Bach. „Wir wollen den Bach sichtbarer machen, ihn aufwerten und ihm mehr Raum geben“, sagt dazu Thomas Fenner. In fast allen Entwürfen führen daher von der Seite Kamper Straße große Sitzstufen hinunter ans Gewässer, meist verbunden mit einem Spielplatz oder einer Parkanlage.
Noch eine Gemeinsamkeit aller Entwürfe: Der große Parkplatz vor Rewe verschwindet entweder ganz, wird durch Grünflächen oder Spielanlagen ersetzt, oder er wird verkleinert bzw. gegen ein kleines Parkhaus getauscht. „Auf dieser Seite des Bachs sehen wir die größten Potenziale“, fasst Thomas Fenner die 13 Entwürfe zusammen.
Spannende Pläne für die Promenade unterhalb des Bürgerhauses
Aber was ist mit der anderen Seite, der Promenade, um die es ja ursprünglich ging? Auch dafür gibt es Ideen - etwa den gepflasterten Weg ab der Buchmacherey durch Stege zu ersetzen, die teils über den Bach führen und beide Ufer miteinander verbinden. Spielinseln und Grünflächen könnten den Bereich aufwerten, alle Studierende wollen den kleinen, dreieckigen Mühlenplatz umgestalten - ihn entweder als Spielplatz oder als Fläche für Open-Air-Veranstaltungen mit einer kleinen Bühne nutzen.
Bleibt noch ein letztes Areal: Westlich des Bürgerhauses, etwa auf halber Höhe, befindet sich eine Art Platz. Aktuell ist dort nichts, außer Moos und Gras. Den Blick ins Tal versperren wuchernde Büsche. Hier reichen die Ideen der Studierenden von Spielplatz über Park bis hin zu einem Standort für kleinere Foodtrucks.
Städtischer Dezernent hebt vor allem die Analyse der Studierenden hervor
„Wir haben heute einen wunderbaren neuen Blick auf Langenberg bekommen“, lobt im Anschluss auch der städtische Dezernent Jörg Ostermann die Arbeiten der Studierenden - die übrigens alle im Einser-Bereich benotet worden sind. Für die Verwaltung seien vor allem die Analysen „hochinteressant“. Man werde, so verspricht es Ostermann, Langenberg ohnehin bald wieder in den Blick nehmen.
Das Schlusswort bleibt dann Thomas Fenner überlassen: „Wir wollten Sie wachrütteln, Sie dazu bringen, ganz anders auf diese Flächen zu schauen.“ Politik, Verwaltung, Bürgerinnen und Bürger sollten die Chancen erkennen, die dieser Bereich Langenbergs bietet. „Und dann nutzen Sie diese Chancen“, sagt er. Und fügt charmant grinsend an: „Ansatzweise zumindest.“