Langenberg. Beinahe jeden Abend fühlen sich Anwohner einer Langenberger Altstadt-Straße gestört. Sie suchen nach Lösungen, hoffen auf Hilfe durch Behörden.

Dumpf wummern die Bässe einen Stakkato-Rhythmus, Synthesizer produzieren eine Art Melodie. Gesang gibt es nicht. Lautstark schallt die Musik aus einer tragbaren Box hinaus in die Mühlenstraße und auf das Norbert-Bauer-Ufer: Keine Party, kein Techno-Konzert, sondern ein Audio-Mitschnitt dessen, was in den wärmeren Monaten nahezu jeden Abend in der beschaulichen Altstadtgasse passiert.

„Das Handy lag in der Küche, Fenster auf Kipp“, erläutert einer der Betroffenen, bevor er die Wiedergabe der Aufnahme stoppt. „Hört sich aber an, als wenn ich direkt daneben gestanden hätte.“ Gegen halb zehn abends habe er diesen Mitschnitt gemacht, „aber das geht ja schon am frühen Abend los“.

Anwohner in Velbert-Langenberg genervt von der allabendlichen Ruhestörung

Die Anwohner – von der jungen Familie bis zum Rentner reicht die Bandbreite – sind genervt. „Es geht ja nicht darum, dass da abends mal welche hocken, Musik hören, sich treffen“, sagt einer der Jüngeren und ergänzt: „Wir haben uns früher ja auch irgendwo getroffen und abgehangen.“

Die Problemzone: Seit der Altstadtkiosk eröffnet habe (das weiße Eckhaus im unteren Bildteil) habe sich die Gruppe einen neuen Platz gesucht: Meist sei sie rund um die Brücke zum Kiosk zu finden.
Die Problemzone: Seit der Altstadtkiosk eröffnet habe (das weiße Eckhaus im unteren Bildteil) habe sich die Gruppe einen neuen Platz gesucht: Meist sei sie rund um die Brücke zum Kiosk zu finden. © www.blossey.eu / FUNKE Foto Service | Hans Blossey

Was störe, sei die Kontinuität: „Seit zwei, drei Sommern, fast jeden Abend. Das nimmt Lebensqualität“, sagt der Familienvater. Denn der Lärm sei ja nicht das einzige Problem. Wenn auch ein gewaltiges. „Da wird gesoffen, Cannabis geraucht“, zählt er auf. „Ich habe auch schon gesehen, dass da andere Drogen konsumiert werden“, ergänzt eine Nachbarin.

Spaziergänger und Anwohner fühlen sich durch die Gruppe belästigt

Hinzu komme: Wer viel trinkt, muss auch irgendwann mal. „Sämtliche Ecken, die Treppenaufgänge, alles wird vollgepinkelt. Kaputte Flaschen liegen da rum. Es ist dreckig.“ Und wer dort lang gehe, müsse sich nicht selten dumme Sprüche anhören. „Nicht alle sind aggressiv, aber unangenehm ist das schon“, sagt der junge Mann.

Er habe beobachtet, dass Spaziergänger umgedreht haben, wenn sie der Gruppe gewahr geworden sind. „Und meine Kinder lasse ich da auch nicht spielen“, ergänzt ein weiterer Familienvater. Dabei böte sich die Promenade unterhalb des Bürgerhauses doch eigentlich dafür an: „Da fahren keine Autos und die könnten gefahrlos zum Beispiel Fahrradfahren üben.“

Ordnungsamt und Polizei eingeschaltet

Ordnungsamt und Polizei wüssten Bescheid, „es gab Abende, da haben wir bis zu drei Mal die Polizei gerufen.“ Aber geändert habe sich nichts. Natürlich habe man sich auch Gedanken gemacht, wie die Situation zu lösen sei. Denn: „Wir wissen ja auch, wie die Personalsituation bei Polizei und Ordnungsamt ist. Nur: So geht es nicht weiter.“

Die Ideen sind vielfältig: Mehr Kontrollen in einem überschaubaren Zeitraum, „wie damals am Froweinplatz“, lautet eine. Da habe es doch auch funktioniert. Als extremste Möglichkeit könne doch auch ein Alkoholverbot für den Bereich ausgesprochen werden, eine andere. „Wir glauben aber nicht, dass die Stadt dazu bereit wäre“, sind sich die Anwohnerinnen und Anwohner einig.

Wegziehen oder bleiben?

Und nun? Zunächst wollen einige der Betroffenen auf lokale Politiker zugehen, das Thema ansprechen. Andere wiederum denken sogar darüber nach, wegzuziehen. „Wir haben uns ja bewusst für Langenberg entschieden, weil es hier beschaulicher zugeht“, sagt einer der jungen Väter. „Aber inzwischen fühlen wir uns hier wie in Velbert am ZOB.“

>>>Stadt und KOD um Stellungnahme gebeten<<<

Die WAZ Langenberg hat die wichtigsten Punkte aus dem Gespräch mit den Anwohnerinnen und Anwohnern der Mühlenstraße an die Stadt und den Kommunalen Ordnungsdienst (KOD) weitergeleitet.

Mit einer Rückmeldung ist frühestens nach dem Feiertag zu rechnen. Sobald diese vorliegt, werden wir selbstverständlich darüber berichten.

In den kommenden Tagen erscheint ein weiterer Artikel zum Komplex Mühlenstraße/Norbert-Bauer-Ufer, denn auch der Verein Kunsthaus Langenberg hat Pläne für diesen Bereich.

Die Namen der Anwohnerinnen und Anwohner sind der Redaktion bekannt. Sie möchten aber nicht namentlich in einem Artikel erwähnt werden.