Velbert/Düsseldorf. Früher pilgerten auch die Velberter zur Aussichtsterrasse, heute sind die Besucherterrassen geschlossen. Schöne Erinnerungen mit historischen Fotos.

Der Düsseldorfer Flughafen im Norden der Landeshauptstadt polarisiert. Während er von vielen „Nachbarn“, die in der Einflugschneise leben, verflucht wird, übt er auf andere Menschen eine ganz besondere Faszination aus. Nicht nur sogenannte „Planespotter“, also diejenigen, die Flugzeuge fotografieren, haben an dem Airport in Lohausen über viele Jahre hinweg die Nähe zu Flugzeugen und damit großer, weiter Welt gesucht - auch viele Familien aus Velbert und Heiligenhaus sind regelmäßig mit kleinen oder auch größeren Kindern dorthin gefahren, um von der Besucherterrasse aus Starts und Landungen zu beobachten.

Serie: Vergessene Ausflugsziele

Aktuell ist das in dieser Form nicht möglich: Die einst so beliebte Besucherterrasse ist geschlossen. Es gibt aber Alternativen – und Hoffnung.

Erster Abflug am Düsseldorfer Flughafen entfacht die Faszination

Es war das Jahr 1998. Der Autor dieser Zeilen, der bis dahin ein einziges Mal von einem „Provinzflughafen“ mit einer Propellermaschine Richtung London „abgehoben“ war, stand –19 Jahre jung und das Abi gerade in der Tasche –zum ersten Mal mit seinem besten Freund am riesigen Düsseldorfer Flughafen (der nach dem Brand damals gerade Großbaustelle war), mit Flugtickets und Reservierung für ein Glückshotel in der Dominikanischen Republik in der Hand. Bis zum Abflug war noch etwas Zeit, der Check-in bereits erledigt. Der Blick auf die Flugzeuge – auf all die großen und kleinen Maschinen: überwältigend.

Ab diesem Moment war der Flughafen auch für mich ein regelmäßiges Ausflugsziel. Und damit ging es mir wie vielen Velbertern und Heiligenhausern – in einer Zeit, in der über CO₂-Emissionen noch nicht so intensiv wie heute diskutiert wurde.

Auch in den 1960er-Jahren war die Besucherterrasse des Flughafens Düsseldorf ein beliebtes Ausflugsziel, an dem man von Sonne unter Palmen an fernen Zielen träumen konnte. 
Auch in den 1960er-Jahren war die Besucherterrasse des Flughafens Düsseldorf ein beliebtes Ausflugsziel, an dem man von Sonne unter Palmen an fernen Zielen träumen konnte.  © WDR Digit | Rüdiger Wenzel

1927: Fliegen war für die allermeisten Menschen ein völlig unerschwinglicher Luxus

Als der damalige Düsseldorfer Oberbürgermeister 1927 den Düsseldorfer Flughafen eröffnete, war Fliegen für die allermeisten Menschen ein völlig unerschwinglicher Luxus – und somit auch der Flughafen noch winzig klein, als die ersten Propeller-Maschinen der Luftverkehrsgesellschaft Ruhrgebiet in Richtung Berlin, München und Malmö starteten. Dennoch: Von diesen ersten Flugbewegungen an übte der Flughafen auf die Menschen im Umland eine große Faszination aus. Sie pilgerten dorthin, um dort einen Blick auf die Maschinen zu erhaschen.

Die Besucherterrasse am Düsseldorfer Flughafen im Jahr 1960. 
Die Besucherterrasse am Düsseldorfer Flughafen im Jahr 1960.  © Stadtarchiv Düsseldorf | Werbeamt der Stadt Düsseldorf

Mit der ersten eigenen Kamera am Zaun des Flughafens in Düsseldorf

Mit steigenden Fluggastzahlen wuchs der Flughafen schnell. Und kurz nachdem die britischen Streitkräfte 1950 die Verwaltung des Flughafens an die Deutschen zurückgegeben hatten, wurde die Hauptstartbahn auf 2475 Meter verlängert. Der Ratinger Bruno Schleuter erinnerte sich vor einigen Jahren für das Magazin „DusMomente“ an die Zeit Anfang der 1950er-Jahre, als er eine Douglas DC-3 der Air France mit seiner „Boy Box“-Kamera im Format 4x6 durch den Flughafenzaun fotografierte. Flugpläne besorgten sich die Jugendlichen damals direkt am Flughafen und wussten immer genau, wann welcher Flieger landete oder startete.

Besucher waren nur durch hüfthohe Zäune von den Flugzeugen getrennt

Eine Terrasse ermöglichte es, den Fliegern ganz nah zu sein. Sicherheit war damals noch kein allzu großes Thema. Nur durch gerade einmal hüfthohe Zäune und Scheiben vom Flugfeld getrennt, konnten Besucher wenige Meter von den Maschinen entfernt Kaffee trinken und Kuchen essen – serviert von Kellnern in weißen Hemden. Ja, nicht nur das Fliegen, auch der Besuch am Flughafen war damals stilvoll.

In den 1970er-Jahren –hier ein Foto von 1976 – war die Besucherterrasse des Flughafens Düsseldorf auf dem Dach von Terminal 2 und bot neben tollen Ausblicken auch einige Flugzeug-Oldies. 
In den 1970er-Jahren –hier ein Foto von 1976 – war die Besucherterrasse des Flughafens Düsseldorf auf dem Dach von Terminal 2 und bot neben tollen Ausblicken auch einige Flugzeug-Oldies.  © Stadtarchiv Düsseldorf | Stadtarchiv Düsseldorf

Großbrand veränderte 1996 fast alles am Düsseldorfer Airport

Die Zeiten änderten sich – die Flugzeuge auch. In Düsseldorf waren es in den 1970er-Jahren oft die rot-weißen Urlaubsflieger der LTU, die von der Terrasse aus fotografiert wurden. Lockheed Tristar: mit drei Turbinen in Richtung Strand. Auch die Sicherheitsvorschriften verschärften sich. Einfach so am Rand des Rollfeldes sitzen, das ging nicht mehr. Spätestens mit dem Großbrand am Düsseldorfer Flughafen im Jahr 1996 war es mit der Lockerheit und Unbeschwertheit vorbei: Das Terminal B musste vollständig abgerissen und neu aufgebaut werden. Damit entstand auch eine neue Besucherterrasse, die tolle Blicke ermöglichte –allerdings nur für diejenigen, die bereit waren, sich einer Sicherheitskontrolle zu unterziehen, verschärft nach den Anschlägen vom 11. September 2001.

So saht die Besucherterrasse am Flughafen Düsseldorf im Jahr 2013 aus.
So saht die Besucherterrasse am Flughafen Düsseldorf im Jahr 2013 aus. © FUNKE Foto Services | Lars Heidrich

Andere Perspektiven vom neuen Flughafen-Fernbahnhof

Zusätzliche Möglichkeiten bot der 2000 eröffnete Flughafen-Fernbahnhof, wo sich in den ersten Jahren eine weitere Besucherterrasse befand, die einen anderen Blick auf startende und landende Flugzeuge bot. Das Konzept, den Bahnhof zu einer Event-Location zu machen, wo zunächst auch das Gepäck aufgegeben werden konnte, ging nicht auf. Die dortige Terrasse ist seit 2014 „dicht“.

Vergessene Ausflugsziele

In loser Folge möchten wir in Vergessenheit geratene Ausflugsziele der Velberter und Heiligenhauser vorstellen.

In der nächsten Folge: Die Deilbachmühle in Velbert.

Welche einst beliebten und heute vergessenen bzw. nicht mehr existierenden Ausflugsziele rund um Velbert sollen wir noch vorstellen? Tipps an: redaktion.velbert@waz.de

Aussichtsterrasse im Terminal B ist seit Beginn der Corona-Pandemie dicht

Und auch die Terrasse in Terminal B ist seit Anfang 2020 geschlossen. „Die Corona-Pandemie und ihre wirtschaftlichen Folgen haben den Flughafen Düsseldorf gezwungen, sich strukturell neu aufzustellen und sein Serviceangebot anzupassen“, heißt es vom Flughafen. Man plane aber, die Terrasse unter anderen Bedingungen wiederzueröffnen – möglicherweise mit so hohen Glaswänden, sodass nichts auf das Flugfeld geworfen kann, oder aber betrieben durch einen externen Partner.

Hierhin können Flugzeug- und Flughafen-Fans aktuell ausweichen

Aktuell weichen Flugzeug-Fans auf die oberste Etage des Parkhauses 7 aus, von wo Starts und Landungen beobachten werden können. Oder man unternimmt einen Ausflug in den Kalkumer Forst (Parken: Wanderparkplatz Kalkumer Schloßallee / Tiefenbroicher Weg). Von dort gibt es ebenfalls tolle Blicke auf startende oder landende Flugzeuge – das Fernweh kann also weiter gestillt werden.