Mülheim. . Der Speldorfer Bauunternehmer Kurt Conle gehörte zu den Mitgründern der Fluggesellschaft LTU. Der flugbegeisterte Architekt starb heute vor 50 Jahren.

Fortschrittlicher Unternehmergeist gedieh offenbar schon immer gut an der Ruhr: Viele bekannte Wirtschaftsgrößen stammen aus Mülheim. Darunter auch Kurt Conle, Mülheimer Bauunternehmer und Mitbegründer der Fluggesellschaft LTU. Sein Todestag jährt sich heute zum 50. Mal.

Jens Roepstorff, Diplom-Archivar und stellvertretender Leiter des Mülheimer Stadtarchivs, hat sich ausführlich mit dem Leben und Schaffen des Speldorfers Kurt Conle beschäftigt, der vor 50 Jahren auf dem Speldorfer Friedhof beigesetzt wurde. Neben Vorträgen und einem Beitrag im Mülheimer Jahrbuch von 2006 widmete Roepstorff dem Luftfahrt-Pionier (und Bauunternehmer) Conle einen ausführlichen Beitrag im Buch „Mülheimer Unternehmer und Pioniere im 19. und 20. Jahrhundert“, 2012 erschienen im Klartext-Verlag.

Als Architekt und Bauunternehmer gemacht

Eher zufällig, erinnert sich Jens Roepstorff, sei er auf dem Weg in den Urlaub auf die Verbindung zu Mülheim gestoßen: „Ich saß in einem LTU-Flug und habe im Bordmagazin gelesen, dass Kurt Conle das Unternehmen mitbegründet hat“, erzählt er. 2005 war das, in diesem Jahr wurde die Fluggesellschaft LTU mit Sitz in Düsseldorf 50 Jahre alt. Damit war das Unternehmen – inzwischen ist es in Air Berlin aufgegangen – älter als sein Mitgründer: Kurt Conle, Jahrgang 1918, wurde nur 48 Jahre alt.

Als Kurt Conle 1955 die LTU (Lufttransport-Union) mit britischen und deutschen Partnern in Frankfurt gründete, hatte er sich längst einen Namen als Architekt und Bauunternehmer gemacht. Der Sohn eines Speldorfer Schreinermeisters ging bei seinem Vater in die Lehre, studierte Architektur und gründete mit 30 Jahren gemeinsam mit seinem älteren Bruder Heinrich ein Architekturbüro an der Eltener Straße. Für „über 30.000 Wohnungen sowie unzählige Verwaltungsgebäude, Schulen, Krankenhäuser“ im westlichen Ruhrgebiet zeichnete das Büro verantwortlich, schreibt Jens Roepstorff. Darunter war etwa das Marler Rathaus. Auch in Dümpten, Broich und Speldorf kauften die Brüder Conle größere Areale und zogen Komplexe von Sozialwohnungen hoch. Roepstorff nennt den Wohnpark Uhlenhorst, die Siedlung Krähenbüschken und auch die Siedlung an der Saarner Kuppe als Conle-Projekte.

Eine Jagd im Allgäu

Der flugbegeisterte Kurt Conle, der eine Cessna besaß, hatte eine Vision, so Roepstorff: „Fliegen ist für alle da.“ Denn in den Jahren des Wiederaufbaus war Fliegen etwas für Politiker, Wirtschaftsbosse und jene, die es sich leisten konnten, die eben zum „Jet Set“ gehörten. Am 2. März 1956, vor fast 60 Jahren, beförderte der erste LTU-Flug 36 Passagiere von Frankfurt nach Catania (Sizilien), schreibt Roepstorff.

Privat erholte sich Kurt Conle in Immenstadt im Allgäu, wo er eine Jagd besaß. Dort starb er heute vor 50 Jahren, an den Folgen eines Herzleidens, wie die Presse damals berichtete.