Velbert. Allen Prognosen und Unkenrufen zum Trotz: Geschäftsinhaber in Velbert blicken positiv auf den wichtigen Dezember. Ein Termin ärgert sie aber.
Krieg in der Ukraine und im Nahen Osten, Inflation und hohe Energiepreise. Weihnachtsstimmung will da bei vielen Velbertern aktuell noch nicht so recht aufkommen. Gilt das das auch für die Einzelhändler? Wir haben uns in der Velberter Fußgängerzone umgehört.
Volker Böhmer ist Augenoptiker an der Friedrichstraße („Die Brille“ Augenoptik) und erster Vorsitzender der Werbegemeinschaft „Velbert aktiv“. Angesprochen auf die aktuelle Situation der Einzelhändler antwortet er: „Die globale Situation drückt schon etwas die Stimmung.“
Velberter Händlerin denkt pragmatisch: „Es kommt, wie es kommt!“
Barbara Bussemas, Inhaberin von „Mode aktuell Bussemas“, sieht es ganz pragmatisch. „Es kommt, wie es kommt.“
Björn Musiol ist beim Handelsverband Rheinland für den Kreis Mettmann zuständig. Auf Anfrage der WAZ spricht er von einer „schwierigen Situation“ für die Einzelhändler. Aufgrund der Auswirkungen des russischen Angriffskrieges mit Inflation und hohen Energiekosten seien „die Einzelhändler in einer schwierigen Gesamtgemengelage.“ Zugleich macht er den Einzelhändlern aber Hoffnung: „Konsumenten planen Weihnachtseinkäufe.“
Sabine Holten, Inhaberin von „Trip & Travel“ und zweite Vorsitzende von „Velbert aktiv“, beobachtet Ähnliches: „Wir merken, dass unsere Kunden noch bewusster einkaufen. Beispielsweise werden zur Weihnachtszeit vermehrt Schulranzen anstatt Spielzeug verschenkt“, sagt sie.
Velberter Einzelhändler stellen Weihnachtsbäume auf
Björn Musiol lobt die Velberter Einzelhändler. „Die Händler sind kreativ und versuchen mit speziellen Aktionen, das Weihnachtsgeschäft anzukurbeln.“
Das lässt sich aktuell auch in der Velberter Innenstadt beobachten. Kürzlich wurden durch die Werbegemeinschaft „Velbert aktiv“ entlang der Friedrichstraße 30 Weihnachtsbäume aus dem Sauerland aufgestellt. Vorwiegend Kita-Gruppen und Grundschulklassen – aber auch Seniorengruppen – haben die Tannen dann geschmückt. „Die Resonanz der Aktion ist super“, sagt der 1. Vorsitzende Volker Böhmer. Es haben sich in diesem Jahr 25 Gruppen beworben: „So viele wie noch nie!“ Auch bei den Velbertern komme die Aktion „super an“, so Böhmer.
Die Velberter Oberstadt feiert eine „Christmas Party“
Etwas weiter nördlich, in der Oberstadt, bietet sich ein ähnliches Bild. Der Bürgerverein Oberstadt e.V. Velbert hat eigeninitiativ Weihnachtsdekoration entlang der Friedrichstraße angebracht. An der Eingangstür des Wein- und Spirituosengeschäfts Caves Gaillard hängt ein Plakat mit der Aufschrift: „Christmas Party – Die Oberstadt lädt ein.“ „Die Situation ist sehr schwierig momentan. Deswegen sind wir bemüht, die Stimmung zu heben. Warum dann nicht mal ein kleines Fest veranstalten“, sagt Inhaber Edgar Küppersbusch und lädt für Samstag, 2. Dezember, zusammen mit weiteren Velberter Einzelhändlern zu Glühwein, Grillwurst und Plätzchen ein.
Einzelhändler blicken dennoch positiv auf das Weihnachtsgeschäft
Die von der WAZ befragten Einzelhändler blicken trotz der globalen Krisen grundsätzlich positiv auf das bevorstehende Weihnachtsgeschäft. Sie setzen auf Kundenzufriedenheit: „Wir spüren nichts von der negativen Stimmung im Handel. Unsere Kunden schätzen unseren Service und kommen deshalb gerne“, sagt beispielsweise Christine Klose von „Intersport Klose“ in der Stadtgalerie über das bevorstehende Weihnachtsgeschäft.
„Wir setzen sehr auf die persönliche Beziehung zum Kunden und wollen ihnen ein Einkaufserlebnis bieten“, betont Sabine Holten. Bei „Trip & Travel“ beginne zum Beispiel die 14-tägige Umtauschfrist erst ab Weihnachten. Auch Barbara Bussemas setzt voll auf Service: „Wir sind bemüht, alle Kundenwünsche zu erfüllen. Wir kommen auch mit einer Kollektion zu langjährigen Kunden nach Hause“, sagt die Inhaberin des gleichnamigen Modehauses: „Für uns sehe ich nicht pessimistisch in die Zukunft.“ Und Suzanne Gaillard Küppersbusch von Caves Gaillard ist ebenfalls optimistisch: „Das Weihnachtsgeschäft fängt wahnsinnig gut an. Die Leute sind in Kauflaune.“
Einige Velberter Händler hadern mit Termin für verkaufsoffenen Sonntag
Nur mit der Terminwahl des verkaufsoffenen Sonntags am 17. Dezember hadern manche Velberter Einzelhändler. Der verkaufsoffener Sonntag am dritten Advent ist „definitiv zu spät“, meint Volker Böhmer. „Weihnachten liegt dieses Jahr ungünstig – mit Heiligabend an einem Sonntag Eine Woche früher verkaufsoffen wäre da schöner gewesen“, ergänzt Sabine Holten. Diese Einschätzung teilen jedoch nicht alle Einzelhändler.
Der Handelsverband Deutschland (HDE) hat kürzlich seine Prognose für das kommende Weihnachtsgeschäft veröffentlicht. In einer Pressemitteilung heißt es: „Angesichts der aktuell schwierigen gesamtwirtschaftlichen Rahmenbedingungen rechnet der [..] HDE in diesem Weihnachtsgeschäft nicht mit einem größeren positiven Schub für den Einzelhandel. Erwartet wird „für den November und Dezember im Vorjahresvergleich ein nominales Umsatzplus von 1,5 Prozent, was einem realen Minus 5,5 Prozent entspricht.“