Velbert. Zwei Sporthallen werden Flüchtlingsunterkünfte. Für den Sport müssen Alternativen her. Velbert hat bei der Bezirksregierung Alarm geschlagen.

Die Stadt Velbert hat jetzt gegenüber der zuständigen Bezirksregierung Arnsberg offiziell ihre Überlastung angezeigt und gebeten, bis zum 11. Dezember und somit der Inbetriebnahme der zwei benachbarten Sporthallen Fontanestraße/Papenfeld als Flüchtlingsunterkünfte keine neuen Zuweisungen an Flüchtlingen vorzunehmen. Arnsberg habe das bereits zugesagt, berichtet Gerno Böll. „Wir sind aktuell voll ausgelastet und haben keine Plätze mehr“, sagt der Fachdezernent. Die zwei Hallen seien seit Montag gesperrt, der städt. Immobilienservice werde sie umrüsten und herrichten. Es handele sich um zusammen 160 Plätze.

Lesen Sie dazu auch:

Derweil dreht sich das Umzugskarussell für die Schulen und Vereine, die diese Sportstätten bislang genutzt haben und jetzt ausweichen müssen.

Velberter Schüler weichen ins Emka-Sportzentrum aus

Der Blick zeigt: Auch an der Turnhalle Papenfeld ist noch viel zu tun.
Der Blick zeigt: Auch an der Turnhalle Papenfeld ist noch viel zu tun. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

Dazu gehören nach Auskunft der Sportverwaltung u. a. Kreis-Förderzentrum Nord, Gesamtschule Mitte, Gerhart-Hauptmann-Grundschule, VSG, SSVg, RSC Neviges, Kita Wordenbeck und KG Urgemütlich. Zudem trifft sich dort die Feuerwehr zum Dienstsport. „Wir sind im Emka-Sportzentrum alle ein bisschen zusammengerückt und nutzen dort die Dreifach-Halle intensiver aus. Es wird konsequent gedrittelt“, erzählt Nina Kerßenfischer. Dort kämen Martin-Luther-King- und Realschule Kastanienallee unter, erläutert die Leiterin der Abteilung Sport- und Betriebsmanagement.

Bis Februar 70.000 Euro Mietkosten

Durch das beschriebene Vorgehen habe man die Turnhalle des Centrums für Förderzentrum und Grundschule frei bekommen. Deren Kinder nutzten überdies die Rollsporthalle der Commanders mit. Weiter habe die Stadt von deren Pächter die vier Soccer-Courts bis Ende Februar für 70.000 Euro angemietet, „mit Option auf Verlängerung“.

Zwei Sporthallen sanierungsbedingt außer Betrieb

Mit den Vereinen sei man noch im Gespräch, so Kerßenfischer, „wir sind sehr auf ihre Mitarbeit angewiesen. Lösungen sind extrem schwierig, weil die Kapazitäten ausgereizt sind und uns allen ja ohnehin zwei Hallen fehlen“. Damit spricht sie den Umstand an, dass neben der Halle Nizzatal in Langenberg – an der Panner Straße musste die Sperrung wegen der Deckensanierung verlängert werden – die stadtweit größte Halle Langenberger Straße in Mitte ebenfalls wegen Sanierung nicht zur Verfügung steht. Man hoffe, schätzt die Abteilungsleiterin, dass beide im Frühjahr wieder in Betrieb gehen könnten.

Verständnis für die Stadt und noch mehr für die Vereine

Im Emka-Sportzentrum findet jetzt mehr Schulsport als bislang statt. Allerdings müssen für die Mädchen und Jungen auch genügend Busse organisiert und eingesetzt werden.
Im Emka-Sportzentrum findet jetzt mehr Schulsport als bislang statt. Allerdings müssen für die Mädchen und Jungen auch genügend Busse organisiert und eingesetzt werden. © www.blossey.eu / FUNKE Foto Service | Hans Blossey

„Wir haben schon Verständnis für die Probleme der Stadt, weil sie immer mehr Flüchtlinge zugewiesen kriegt. Sie ist vollkommen überlastet und weiß nicht wohin“, sagt Peter Blau. „Noch mehr Verständnis haben wir für die Probleme der Vereine. Nicht nur wegen der Einnahmeausfälle infolge nicht stattfindender Kurse. Die Mitglieder meckern, dass sie ihre Trainingsstunden nicht wahrnehmen können und laden ihren Ärger beim Verein ab.“ Die Mannschaften könnten nicht vernünftig trainieren, setzt der 1. Vorsitzende vom Stadtsportbund Velbert fort, und es sei absehbar, dass das Problem wachse und eine weitere Sportstätte als Unterkunft nötig werde, wenn mehr Menschen kämen: „Mehr Platz haben wir nicht und Container dauern zu lange.“ Damit kommt der Vereinsvorsitzende auf die Halle Waldschlösschen.

Busse auftreiben und einsetzen

Diese hatte kürzlich auch Gerno Böll angeführt und erklärt, dass womöglich Anfang 2024 eine weitere Halle erforderlich würde. Das wäre voraussichtlich der Standort Waldschlösschen, in der Velbert schon einmal Flüchtlinge untergebracht habe: „Das würde sich anbieten.“ Übrigens erwähnt der Erste Beigeordnete auch, dass die Stadt jetzt zusätzliche Ausgaben für die nunmehr erforderlichen „Schülerverkehre“ aufwenden und Busse neu organisieren müsse. Der logistische Aufwand stelle dabei noch die größere Herausforderung dar.

Zeiten und Dauer werden auch Thema

Im Gegensatz zum Schulsport, wo der Umfang vorgeschrieben und der Unterricht in den Stundenplan eingefügt ist, wird es beim Vereinssport auch um Zeiten und Dauer gehen. Man wäre gerne schon weiter, sei im Team aber krankheitsbedingt arg dezimiert, sagt Kerßenfischer. Bis zum Wochenende solle das Thema Papenfeld/Fontanestraße jedoch geklärt sein. „Wir werden auch gucken, ob die Belegungszeiten jeweils wirklich genutzt werden“, kündigt sie überdies an. „Wir finden es wirklich schlimm, dass wie keine Hallen-Alternativen haben.“ Schließlich seien die Vereine schon in den Corona-Monaten schwer gebeutelt worden.

Keine Illusionen

„Der Kontakt mit der Stadt läuft gut“, lobt Peter Blau, „egal ob mit Frau Kerßenfischer oder mit dem Bürgermeister.“ Es seien regelmäßig feste Zusammenkünfte vereinbart. Seine Einschätzung zur Situation und absehbaren Entwicklung: „Ich rechne nicht damit, dass Hallen kurzfristig wieder freigegeben werden können.“

>>> Zusammenarbeit der Vereine fördern

Der Stadtsportbund Velbert e. V. ist das gemeinsame Gremium aller hiesigen Sportvereine. Seine Aufgabe ist es, die Zusammenarbeit der Vereine unter Wahrung ihrer Selbstständigkeit zu fördern sowie deren Interessen bei übergeordneten Sportverbänden, Behörden und ggf. auch bei Sportfachverbänden zu vertreten.

Seine Geschäftsstelle hat der Stadtsportbund in Velbert-Neviges, Im Orth 3. Telefonisch ist er unter 02053 4929115, Bürozeiten sind donnerstags von 10 bis 12 Uhr (E-Mail an oder ).