Velbert. Die Herausforderungen an die Velberter Feuerwehr sind enorm. Was die Retter brauchen, um künftig wirklich wie gefordert einsatzbereit zu sein.
Schlagkräftiger und schneller soll und muss sie vor allem werden: die Feuerwehr in Velbert. Das umzusetzen und zu erreichen hängt maßgeblich vom Personal, aber ebenso auch von den Standorten mit ihrem Raumangebot, ihrer Ausstattung und Platzierung ab. Und es wird auf jeden Fall einen ganzen Haufen Geld kosten, wie sich jetzt im Ausschuss für Feuerwehrangelegenheiten und kommunale Ordnung zeigte. Er ist noch ein relativ junges Ratsgremium und beschäftigte sich ausgiebig mit der Standortanalyse sowie dem Raum-/Personalbedarf der Feuerwehr und des Rettungsdienstes.
Klar ist: An dem Miteinander von Hauptamtlichen und Ehrenamtlern wird nicht gerüttelt. Das sei zwingend, ergänze sich, baue aufeinander auf, erklärte Manuel Schoch und bekräftigte: „Es denkt keiner daran, das zu ändern.“
Lösungen für die nächsten 20 Jahre und ganz Velbert
Der Chef der Feuerwehr Velbert hatte schon bei seinem Amtsantritt in 2021 als gleichermaßen wichtige Ziele wie auch wesentliche Herausforderungen benannt, die Bindung der Ehrenamtler zu stärken und den Brandschutzbedarfsplan umzusetzen. Die Lösungen, um die es nun gehe, sagte er im Ausschuss bei seinem Bericht zur Leistungsfähigkeit der Wehr, „sollten für 20 Jahre und mehr tragfähig sein“.
Die Aufgaben müssen erfüllt werden
„Wir wollen und müssen unsere Aufgaben erfüllen. Wir gehen jetzt den Weg und das wird ein langer sein“, erklärte Bürgermeister Dirk Lukrafka, zu dessen Dezernat die Feuerwehr gehört. „Ich weiß als ehemaliger Kämmerer, was auf uns zukommt und um welche lange Zeitschiene es sich wohl handelt.“ Eine qualitativ unterschiedliche Behandlung bzw. Betrachtung der einzelnen Stadtbezirke unter ökonomischen Aspekten halte er für nicht akzeptabel.
Neue Rettungswache bauen
Und darum geht’s: Der städtische Immobilienservice und der Fachbereich Zentrale Dienste sollen den Flächenbedarf für den Neubau einer Rettungswache sowie die Ertüchtigung der Hauptfeuer- und Rettungswache incl. Anbau und Erweiterung sowie der zwei Gerätehäuser Langenberg und Neviges abstimmen. Ein Architekt soll die erforderlichen Baumaßnahmen planen und die Kosten beziffern. Der Rettungsdienst ist 2021 coronabedingt auf eine Interims-Rettungswache in der Röbbeck ausquartiert worden; ein Zurück von der Röttgenstraße gilt als unmöglich und der Platz der Hauptwache an der Kopernikusstraße als ausgereizt. Zudem gibt’s ein Mehr an Fahrzeugen.
Damals ohne Reserven geplant
Die Feuerwehr hat vier Standorte für den Brandschutz. Die Planung für die Hauptwache sowie die Gerätehäuser in Langenberg und Neviges stammt aus Mitte der 1990er Jahre und bildete den damaligen Bedarf ohne Reserven ab. Das erst 2022 in Betrieb gegangene Gerätehaus in Tönisheide „konnte aufgrund der Grundstücksgröße … nur annähernd den aktuell benötigten Raumbedarf erfüllen“. Dazu gab es zwar eine Alternative an der Nevigeser Straße, sie wurde aufgrund Widerstands jedoch verworfen.
Die Zeit zählt und drängt
Ein extrem wichtiger Faktor ist Zeit. Beim Schutzziel 1 beispielsweise müssen zehn Funktionen binnen acht Minuten in 90 Prozent aller Fälle am Einsatzort sein. Bei einer Unterschreitung des tatsächlichen Erreichungsgrades von 80 Prozent – dem hatte der Rat zugestimmt – wird die Feuerwehr als nicht mehr leistungsfähig angesehen. Rein planerisch sind sogar 100 Prozent darzustellen. Der Kreisbrandmeister drängte bereits wiederholt auf Taten, weil die „Leistungsfähigkeit der Feuerwehr Velbert für alle Stadtteile, insbesondere aber für die Ausrückebereiche Langenberg und Neviges in Frage gestellt werden muss“. Die im Brandschutzbedarfsplan beschlossenen Schutzziele würden „nicht annähernd erreicht“.
Pflichtaufgabe der Stadt Velbert
Die Stadt komme „ihrer Pflichtaufgabe zur Unterhaltung einer leistungsfähigen Feuerwehr derzeit nicht annähernd nach“, heißt es dort weiter. Die „Kommunal Agentur NRW“ gab bereits zuvor die Zielvorgabe aus, dass man „in den Bereich einer rechtssicheren Aufgabenwahrnehmung kommen“ müsse.
Hauptamtliche Staffeln für Langenberg und Neviges
Das beschriebene Schutzziels scheitert daran, dass infolge der Anfahrt der ehrenamtlichen Kräfte zu den Gerätehäusern die ersten Einsatzfahrzeuge meist erst nach sechs Minuten oder später starten können. Die Standorte Langenberg und Neviges sollen jetzt mit einer Staffel von jeweils sechs hauptamtlichen Kräften täglich rund um die Uhr besetzt werden. Das Personal soll durch Ausbildung bei einem Entwicklungszeitraum von sechs bis acht Jahren oder durch Einstellung Externer gewonnen werden. Besonderen Wert legt der Ausschuss, der das gesamte Paket einstimmig bei einer Enthaltung beschloss, zudem auf die Stärkung und Attraktivitätssteigerung des Ehrenamtes für die Freiwilligen.
Schwund bei erfahrenen Ehrenamtlern
Erschwerend kommt hinzu, dass in den nächsten zehn Jahren mindestens 46 Kräfte altersbedingt ausscheiden, insbesondere verdiente und erfahrene, ehrenamtliche Führungskräfte. „Wir verlieren viel Erfahrung, sie sind überproportional an Einsätzen beteiligt“, bedauert Manuel Schoch. Im Bereich der Hauptamtlichen habe man leider nur wenige Bewerber: „Alle Städte suchen, der Bewerber kann aussuchen, wo er hingeht.“
>>>Die Freiwilligen sind unverzichtbar
Die Feuerwehr der Stadt Velbert firmiert als Freiwillige Feuerwehr mit hauptamtlichen Kräften. Sie besteht aktuell aus rund 300 ehrenamtlichen Kameraden sowie 212 hauptamtlichen Stellen.
Insbesondere die ehrenamtlichen Frauen und Männer sind von großer Bedeutung. Sie übernehmen neben Brandschutz und technischer Hilfeleistung u. a. Sonderaufgaben in den Einheiten ABC, Messzug, Vegetationsbrandbekämpfung und Drohne. Bei größeren Einsätzen bilden sie das personelle Fundament der Gefahrenabwehr.