Velbert. Zum „Retten, bergen, löschen“ kommt „Finden, rekrutieren, halten“: Die Feuerwehr Velbert braucht neue Kräfte. Einen neuen Leiter hat sie jetzt.

Die Bindung der Ehrenamtler zu stärken und die Umsetzung des neuen Brandschutzbedarfsplans gehören zu den wichtigen Zielen, die sich Manuel Schoch gesteckt hat, bzw. sind die wesentlichen Herausforderungen, denen er sich jetzt als neuer Chef der Feuerwehr Velbert stellt. Der Rat hat in seiner letzten Sitzung im nichtöffentlichen Teil den 41-jährigen gebürtigen Velberter auf Vorschlag von Kreis-Brandmeister Torsten Schams für sechs Jahre zum Leiter bestellt.

Zuletzt bei der Airport-Feuerwehr

Feuerwehr und Rettungsdienst sind wegen der Pandemie strikt getrennt. An einen Regelbetrieb ist schon lange nicht mehr zu denken. Auch die Übungsdienste fallen flach.
Feuerwehr und Rettungsdienst sind wegen der Pandemie strikt getrennt. An einen Regelbetrieb ist schon lange nicht mehr zu denken. Auch die Übungsdienste fallen flach. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

Neuland ist das Ganze für Schoch ganz und gar nicht. Und das nicht nur, weil er bereits seit Dezember 2019 in Diensten der Stadt Velbert ist und im Juli vergangenen Jahres die Leitung der Abteilung für Feuerwehr und Rettungsdienst übernommen hat. Er hatte die hiesige Wehr schon viel früher, nämlich in 2002 kennengelernt. Damals noch als junger Azubi, genauer: als Brandmeister-Anwärter. Zuletzt war er bei der Flughafen-Feuerwehr in Düsseldorf beschäftigt und deren stv. Leiter.

Anforderungen sind gewachsen

Als die Feuerwehr-Leitung im Sommer 2018 vakant geworden war, hatte sie Frank Kapuczinski kommissarisch übernommen, der nun in wenigen Tagen in den Ruhestand geht. Die Zeit sei abwechslungsreich, in vielerlei Hinsicht emotional, erfüllend und erfolgreich gewesen, sagt er zurückblickend. „Wir haben manch gemeinsame Ziele erreicht.“ U. a. habe er den Übergang der Wehr mit ihren ehrenamtlichen und hauptamtlichen Kräften in modernere und andere Zeiten mit auf den Weg gebracht. „Die Anforderungen an alle Tätigkeitsfelder sind enorm gestiegen.“ Der Umgang mit den zwei unterschiedlichen Systemen – Hauptberufliche und Freiwillige – fordere einen. „Sie sind alle in einer Feuerwehr, haben aber unterschiedliche Ansprüche.“

Mit dem Rettungsdienst verzahnen

Über den Brandschutzbedarfsplan wird ab Mai beraten

Der Entwurf liegt auf dem Tisch: Der neue Brandschutzbedarfsplan für Velbert wird nunmehr in der nächsten Sitzungsrunde des Rates und seiner Gremien im Mai/Juni beraten. Bis dahin will die Verwaltung den Informationsaustausch mit den Angehörigen der Feuerwehr abgeschlossen haben.

Es haben nach Auskunft der Stadt bereits drei Video-Konferenzen mit den Fraktionen stattgefunden. In demselben Corona-konformen Format wolle man auch die Fragen der Wehrleute klären und beantworten.

Zu den Herausforderungen, ergänzt Jürgen Wosimski, zähle nicht zuletzt auch die engere Verzahnung des Rettungsdienstes mit der Feuerwehr. „Die Leitung unserer Wehr ist ungefähr so, als würde man ein ganzes Dorf leiten“, sagt der Fachbereichschefs und zählt auf: 84 hauptberufliche Einsatzkräfte, knapp 300 ehrenamtliche, freiwillige Einsatzkräfte, plus knapp 200 Mitglieder bei der Kinder- und Jugendfeuerwehr, im Musikzug und in der Ehrenabteilung.

Beide Stellvertreter bleiben

Hauptberufliche und ehrenamtliche Einsatzkräfte sind alle in einer Feuerwehr, haben aber unterschiedliche Ansprüche. Das will unter einen Hut gebracht werden.
Hauptberufliche und ehrenamtliche Einsatzkräfte sind alle in einer Feuerwehr, haben aber unterschiedliche Ansprüche. Das will unter einen Hut gebracht werden. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

Die Zusammenarbeit mit der Verwaltung habe sich seit 2017 „enorm verbessert“, bilanziert Kapuczinski weiter, und mit Blick auf Manuel Schoch: „Ich hatte Glück, fast anderthalb Jahre lang eng zusammen arbeiten zu dürfen.“ Für die Übergabe und Entwicklung der Abteilungsleitung und beim Erfahrungsaustausch. Der Brandrat bleibt der Feuerwehr im Allgemeinen künftig als Ehrenamtler – „Ich werde bei größeren Einsätzen als Einsatzleiter hinzugezogen.“ – und Manuel Schoch im Besonderen weiterhin zusammen mit Tobias Flentje-Meier als Stellvertreter erhalten.

Überzeugungsarbeit bei Arbeitgebern leisten

(Nicht nur) die Feuerwehr Velbert steht vor dem personellen Problem, dass sich die geburtenstarken Jahrgänge absehbar der Rente bzw. Pension nähern und die zur Verfügung stehenden Ressourcen sehr überschaubar sind. So gibt es neben dem klassischen Dreiklang mit der Aufgabenbeschreibung „retten, bergen, löschen“ für Manuel Schoch mit Blick auf die Freiwilligen und den hohen Stellenwert ihres ehrenamtlichen Engagements noch einen weiteren. Der lautet „finden, rekrutieren, halten“. Ein Ansatz bei der Akquise neuer Mitstreiter sei die Stärkung der Kinder- und Jugendarbeit, sagt er. Und bei dem zweiten, nicht minder wichtigen Ansatz – „Viele Menschen arbeiten ja nicht mehr an ihrem Wohnort.“ – werde man mit Arbeitgebern hier vor Ort Kontakt aufnehmen und reden, „damit sie die Wehr unterstützen und Mitarbeiter dafür freistellen“. Hier finden Sie weitere Berichte und Bilder aus Velbert.

Rückkehr in den Regelbetrieb

Last but not at least bewegt den neuen Leiter vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie die Frage, wann und wie man wieder zum gewohnten, bewährten Regelbetrieb zurückfinden kann und wie und wann man wieder mehr Kameradschaft wird leben können. Feuerwehr und Rettungsdienst sind wegen Corona genau so strikt getrennt wie Schicht- und Tagesdienst. Und Übungsdienste sind nun schon seit Oktober gestrichen.