Velbert. Die Feuerwehr Velbert rüstet auf: personell mit Hauptamtlichen und Ehrenamtlern und beim Fahrzeugpark. Vorrang hat nun die Schutzziel-Erreichung.
Im Juni ist es ein Jahr her, dass der Stadtrat den Brandschutzbedarfsplan für Velbert verabschiedet hat. Seither hat sich schon Einiges getan, sind Konsequenzen gezogen worden. So verstärkt sich die Feuerwehr personell – und das sowohl hauptamtlich als auch mit Ehrenamtlern. Aktuell steigen die Verantwortlichen bei der Wehr selbst und bei der Fachverwaltung im Rathaus bereits in die Fortschreibung dieses Bedarfsplans ein. Im Fokus steht dabei die messbare Verbesserung der Schutzziel-Erreichung. Zum Beispiel müssen bei einem der vorgegebenen Ziele zehn Funktionen innerhalb von acht Minuten am Einsatzort eingetroffen sein. Und zwar in 80 Prozent aller Fälle.
Mundpropaganda nutzt der Velberter Wehr
Mittlerweile habe man dafür gesorgt, dass voraussichtlich ab Oktober die zehn geforderten hauptamtlichen Funktionen über 24 Stunden vorgehalten würden bzw. abgedeckt seien, berichtet Markus Feier auf WAZ-Anfrage zum organisatorischen und personellen Fortkommen. Vor einem Monat seien fünf Brandmeister-Anwärter übernommen worden, so der stv. Leiter der Feuerwehr und stv. Abteilungsleiter weiter. Fünf weitere seien seit Jahresbeginn in der 18-monatigen Ausbildung, zum Oktober kämen noch zwei Externe hinzu.
Anwärter haben eine Berufsausbildung
Die Anwärter bringen bereits alle eine abgeschlossene Berufsausbildung mit und erfüllen somit eine Grund-Voraussetzung. Vielfach sind es Handwerker; in der Regel sind Retten, Bergen, Löschen – die drei Haupt-Aufgaben der Wehr – für sie nichts gänzlich Neues: „Völlig Artfremde sind eher selten“, flachst der Wehr-Vize und lobt die Arbeit der Kreis-Feuerwehrschule in Mettmann.
Strikte Aufgaben-Trennung
Der Markt sei zwar tatsächlich weitgehend leer gefegt, „aber wir ja sind auf allen Kanälen unterwegs“, sagt Feier zur Akquise. „Am besten funktioniert immer noch die Mundpropaganda. Und die Feuerwehr Velbert hat mittlerweile wirklich einen guten Ruf.“ Das reiche vom Dienstplan bis zum „rundherum attraktiven“ Arbeitsfeld. „Im Endausbau“, rechnet Markus Feier vor, seien es 68 Hauptamtliche im 24-Stunden-Dienst, 39 Angestellte im Rettungsdienst und 13 Kollegen vom Führungsdienst. Die Neuorganisation beim Einsatzführungsdienst gehe mit einer strikten Trennung der Aufgaben einher.
Fluktuation und Renten-Eintritte
Das Mehr bei den Personalaufwendungen in den Wachabteilungen summiere sich im Jahr auf rund eine halbe Million Euro, sagt Fachdezernent Gerno Böll in dem Gespräch mit dieser Zeitung. Wobei Jürgen Wosimski in diesem Zusammenhang anmerkt, dass hinter der Personalentwicklung selbstverständlich auch die ganz normale Fluktuation stecke. Zudem, so der Fachbereichsleiter, wappne man sich für die absehbaren Verrentungen.
Zwei Säulen tragen die Wehr
Bedarfsplan ist alle fünf Jahre fällig
Der Brandschutzbedarfsplan muss spätestens alle fünf Jahre aufgestellt werden. Bei wichtigen Veränderungen oder neuen Notwendigkeiten allerdings auch früher.Die Feuerwehr-Standorte vor Ort sind in den Jahren 1997 bis 2001 errichtet worden. Das gilt ebenso für die Hauptwache in Mitte wie für die Gerätehäuser in Langenberg und Neviges. Das neueste Gerätehaus ist das Tönisheider.
Mindestens ebenso wichtig und absolut gleichrangig, bekräftigt Gerno Böll, sei die zweite Säule der Wehr. Er betont die Wichtigkeit des Zusammenwirkens von Ehrenamtlichen und Hauptamtlichen. Man wolle auf jeden Fall mehr Kräfte für die Freiwillige Feuerwehr rekrutieren. Zur Mitglieder-Gewinnung ist erst jüngst die Kampagne „Wir suchen Dich“ gestartet. Feuerwehr-Chef Manuel Schoch hatte mit Blick auf die Freiwilligen und den hohen Stellenwert ihres ehrenamtlichen Engagements gegenüber der WAZ die Aufgaben-Beschreibung „Finden, Rekrutieren, Halten“ definiert.
Brandschutz im Unterricht
Im laufenden Jahr soll es wieder mehr Brand(verhütungs)schauen geben. „Was uns am Herzen liegt“, sagt Gerno Böll, sei auch die Besetzung der Stelle für Brandschutzerziehung. „Ich freue mich auf die Zeit, wenn diese Arbeit auch wieder in den Schulen möglich ist“, fügt Feier hinzu. Vielleicht könne man so ja – über die Arbeit mit der Kinderfeuerwehr hinaus – neuen potenziellen Nachwuchs kennenlernen und für die Feuerwehr begeistern.
Ellenlange Lieferzeiten
Bei der Vergrößerung und Erneuerung des Fahrzeugparks erlebt die Velberter Feuerwehr ähnliche Engpässe wie mittlerweile nahezu auch jeder private Pkw-Käufer. „Die Beschaffung ist enorm schwierig, weil der Markt so angespannt ist“, schildert Markus Feier die Lage. Für ein Fahrgestell gebe es inzwischen Lieferzeiten von zwei bis zweieinhalb Jahren. Immerhin: Drei fabrikneue Löschfahrzeuge sind bereits da. Eine Drehleiter, ein Tanklöschfahrzeug und vier Mannschaftstransportwagen sollen noch in diesem Jahr geliefert werden. Und zwölf weitere Ausschreibungen sind derzeit in Vorbereitung.