Neviges. Auch Schulleiter in Velbert wurden mal eingeschult. Für die einen war es ein unvergesslich schöner Tag, für andere ein kleines Trauma.
Ilka Powilleit, Leiterin der Sonnenschule, hat beim Blättern des Fotoalbums erstmal „ein Sektchen aufgemacht und mit meinem Mann angestoßen“. Dass sie fast auf den Tag genau vor 50 Jahren eingeschult wurde, hätte sie ohne diese Geschichte gar nicht bemerkt. Am Dienstag, 8. August, heißt sie die i-Dötze an ihrem großen Tag willkommen. Die WAZ wollte wissen: Wie haben die fünf Leiterinnen und Leiter der Grundschulen in Velbert-Neviges und Tönisheide ihren großen Tag Tag damals erlebt?
Vor allem der „große Schultütenbaum“ hatte es Ilka Powilleit am 1. August 1973 in der Aula der Ludgerus Schule angetan. „Der Einschulungsgottesdienst war vorher in der St. Paulus Kirche am Berg, aber die Feier war in der Aula, da war ordentlich was los. Mit Dornröschen-Singspiel und allem drum und dran.“ Eine Lehrerin habe dann für jedes Kind eine Tüte aus dem Baum genommen. „Meine war rot mit weißem Rand, es gab auch hochglanz-blaue“. Auf die Tüte sei sie fast so stolz gewesen wie auf den Ledertornister: „Der war klatsch-orange, das war der Hit“. Damals habe sie ihren ersten Schultag kaum erwarten können. „Ich war selig, meine beiden älteren Brüder gingen ja schon zur Schule und ich durfte dann endlich auch.“ Die Schiefertafel und das Griffelmäppchen von damals hält sie noch immer in Ehren. Stolz sei sie auch auf ihr weißes Kleid mit den bunten Bordüren gewesen, „ich war rundum selig“.
Velberter Schulleiterin kam in der Schule zur Welt
Das will Bärbel Emersleben, Leiterin der Gemeinschaftsgrundschule Tönisheide, nun nicht gerade von jenem warmen Sommertag im August 1967 behaupten. Mag es daran liegen, dass es schon vor dem großen Tag ziemlich viel Schule in ihrer Kindheit gab? „Ja, ich wurde tatsächlich in der Schule geboren. Mein Vater war Volksschullehrer in dem kleinen Dorf Stockhausen im Westerwald, die Wohnung meiner Eltern war über dem Klassenzimmer und es war eine Hausgeburt.“ Zur Einschulung musste Klein-Bärbel allerdings in das drei Kilometer entfernte Bad Marienberg. Die Mutter ausgerechnet an jenem Tag krank, der Vater musste selbst unterrichten, „da hat mich meine große Schwester dann da abgegeben“.
Es gab Brezel für alle i-Dötze
Aufgeregt sei auch sie gewesen. „Alle anderen Mädchen hatten kurze Röcke, weiße Kniestrümpfe und schwarze Lack-Schühchen an. Ich eben nicht, ich hatte blaue Hosen und weiße Sandalen aus Kunstleder, die kamen aus der DDR, von meiner Patentante.“ Auch an die „Brezel-Frage“ erinnert sich die 62-Jährige noch gut: „Wir bekamen alle einen Brezel aus Hefeteig, vorher wurden wir gefragt, ob wir auch lieb waren Ich habe wahrheitsgemäß Nein gesagt, bekam aber trotzdem eine.“ Wenig Gefallen habe sie damals an dem orangefarbenen Kopftuch gefunden, das die Verkehrswacht verteilte: „Das fand ich doof, wollte lieber eine Kappe haben wie die Jungs. Nein, es war nicht gerade der schönste Tag meines Lebens“, sagt Bärbel Emersleben lachend, die dafür jetzt umso lieber in ihre Schule geht.
Unvergessen ist „Uli, der Fehlerteufel“
An die Kappe kann sich auch Arnfried Szymanski gut erinnern, Schulleiter der Christlichen Grundschule Bleibergquelle. Der 54-Jährige wurde im Sommer 1975 in der Grundschule Sontumer Straße in Velbert eingeschult, die später in die Grundschule Kastanienallee übergegangen ist. „Meine Eltern waren mit, die Klassenlehrerin war sehr nett und meine Schultüte war rot mit Buchstaben drauf.“ Arnfried Szymanski macht eine kurze Pause und lacht: „Doch, ich glaube, ich habe mich damals gefreut.“ Unvergessen dagegen die blaue Fibel „Uli, der Fehlerteufel“, die jedes Schulkind bekam. „Dann ging es später los mit Mengenlehre, das weiß ich auch noch.“ Acht Kinder aus seiner Straße seien damals in die Grundschule gegangen. „Wenn einer von denen mit dem Auto abgeholt wurde, da hat man sich dazu gequetscht.“
Die achteckige Schultüte war der ganze Stolz
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Wenn Birgit Gutschow, Leiterin der Regenbogenschule, an ihre Einschulung 1975 in Kutenhausen (Kreis Minden Lübbecke) denkt, dann fällt der 54-Jährigen als erstes ein: „Meine acht-eckige Schultüte! Das war etwas ganz besonderes, weil alle anderen eine runde hatten. Da war ich sehr stolz.“ Und so aufgeregt an ihrem großen Tag, „dass ich den Namen meiner Lehrerin nicht gleich verstanden habe und noch mal nachfragen musste“. Endlich Schulkind – „Ich war einfach nur glücklich. „Mein Bruder war drei Jahre älter und hatte einen Lesekasten. Da hab ich immer schon die Buchstaben hin- und her geschoben.“
Der schöne Tag bleibt unvergessen
So erging es auch Julia Theus (50), kommissarische Schulleiterin der evangelischen Grundschule an der Ansembourgallee, im Sommer 1979 in der Grundschule Kirchendeller Weg in Mettmann: „Ich hatte einen großen Tornister, das weiß ich noch, und eine große rote Schultüte. Mein großer Bruder ging schon zur Schule und ich wollte doch unbedingt auch.“ Ja, sie sei sehr stolz gewesen, als sie, begleitet von der Mutter und Oma – der Vater musste arbeiten – das erste Mal zur Schule ging. „Das war ein ganz, ganz schöner Tag, der bleibt unvergessen.“