Velbert. Die beiden katholischen Gemeinden in Velbert schrumpfen drastisch. Das sind die Zahlen, Erklärungsansätze des Pfarrers.
Die Zahlen, die das Erzbistum Köln auf WAZ-Anfrage nennt, lassen keinen Zweifel: Die katholischen Gemeinden in Velbert schrumpfen. Und das rasant. In der Gemeinde St. Michael und Paulus, die Velbert-Mitte und Langenberg umfasst, sind allein im vergangenen Jahr 275 Austritte zu verzeichnen gewesen. In der Nevigeser Gemeinde Maria, Königin des Friedens waren es weitere 54. Macht unter dem Strich 329 Austritte. Zum Vergleich: 2020 waren es noch 146 Austritte in den beiden Gemeinden. Die Zahl hat sich somit mehr als verdoppelt.
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Auch ein detaillierterer Blick auf die Zahlen macht die Situation nicht besser: Es gab 2022 lediglich eine Wiederaufnahme und sieben Eintritte. Und: 147 Bestattungen in Velbert Mitte und Langenberg stehen 82 Taufen gegenüber. So waren es zum Jahresende nur noch 14.934 Mitglieder, die der Gemeinde St. Michael und Paulus angehören. In Neviges waren es zum Stichtag 4765 – also zusammengerechnet also 19.699 und somit unter der magischen Marke von 20.000.
Das sagt Velberts Pfarrer Ulrich Herz zu den Austritten
In einem im vergangenen Jahr mit der WAZ geführten Gespräch hatte Ulrich Herz, leitender Pfarrer in St. Michael und Paulus, „sehr diffuse Gründe“ für Kirchenaustritte genannt. Etwa 70 Prozent der Menschen, die austreten, seien Menschen, die keinen engeren Kontakt zum Gemeindeleben vor Ort gehabt hätten – bei einigen sei die Kirchensteuer der Hauptgrund, andere würden mit ihrem Austritt auf die aus ihrer Sicht nicht ausreichende Aufarbeitung von Missbrauchsfällen in der katholischen Kirche reagieren.
„Das heißt aber nicht, dass wir vor Ort alles richtig machen“, so der Pfarrer, der kein Patentrezept gegen die steigende Zahl der Austritte hat, aber zumindest einen Ansatz: Kirche dürfe sich nicht als Religions-GmbH verstehen, sondern müsse wieder mehr auf die Inhalte schauen.
Ob – und wenn ja, wie – sich die aktuellen Diskussionen, beispielsweise um den Besuch von Kardinal Woelki im Nevigeser Mariendom oder um die Abmahnung des Mettmanner Pfarrers Monsignore Herbert Ullmann nach einer Segnung von gleichgeschlechtlichen Paaren, auf die 2023er-Zahlen auswirken, bleibt abzuwarten.
So funktioniert ein Kirchaustritt in Velbert
Ein Austritt aus der Kirche muss persönlich beim Amtsgericht des Wohnortes oder vor einem Notar erklärt werden. Die nächsten freien Termine beim Amtsgericht Velbert sind Ende August.
Die Gebühr für den Kirchenaustritt beträgt 30 Euro. Aus sozialen Gründen kann die Gebühr ermäßigt oder erlassen werden.