Velbert. Kardinal Woelki hat einen Mettmanner Pfarrer abgemahnt, der gleichgeschlechtliche Paare gesegnet hat. Was der Velberter Pfarrer dazu sagt.

In Mettmann und Wülfrath schlägt es derzeit hohe Wellen: Der dortige leitende katholische Pfarrer – Monsignore Herbert Ullmann – ist von Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki abgemahnt worden. Hintergrund ist ein Gottesdienst, den der Mettmanner Geistliche im Frühjahr abgehalten hat. In diesem wurden „alle sich liebenden Paare“ – darunter auch homosexuelle – gesegnet. Es folgte eine anonyme Anzeige – mutmaßlich eines Gemeindemitglieds – direkt im Vatikan. Und nun wurde Ullmann aus Köln ausdrücklich untersagt, weitere Segnungsgottesdienste durchzuführen.

Die Arbeitsgemeinschaft (AG) Regenbogenkirche, die den Segnungsgottesdienst angestoßen hatte, findet in einem an den Kölner Erzbischof gerichteten Brief klare Worte: „Die Kirche diskriminiert Menschen aufgrund der sexuellen Orientierung und der geschlechtlichen Identität, was menschenverachtend und würdelos ist. Wann schaffen Sie es, Herr Kardinal Woelki, Ihr Herz zu öffnen gegenüber allen sich liebenden Paaren? Wann erkennen Sie, dass Gleichberechtigung und sexuelle Vielfalt ein wesentliches Thema in unserer Kirche und unserem Glauben sein muss und kein Weg an einer geschlechteroffenen und diskriminierungsfreien Kirche vorbeiführt?“

Das sagt Pfarrer Ulrich Herz aus Velbert zur Segnung homosexueller Paare

Ulrich Herz, leitender Pfarrer von St. Michael und Paulus in Velbert, hat das Geschehen in Mettmann in den Medien mitverfolgt. Er bezeichnet es als „ungesund, wie es dort propagiert wurde“. Es sei ein in der Öffentlichkeit geführtes bewusstes Überschreiten von Grenzen gewesen.

Bisher keine vergleichbare Initiative in Velbert

Eine vergleichbare Initiative wie die der AG Regenbogenkirche habe es in Velbert bisher nicht gegeben – „oder wurde zumindest nicht an mich herangetragen“, sagt Pfarrer Herz im Gespräch mit der WAZ. Er sagt aber auch klar: „Ich würde das auch nicht befürworten. Ich würde keinen öffentlichen Segnungsgottesdienst abhalten.“

Die AG Regenbogenkirche um Gisela Lassahn, Maximilian Bröhl, Petra Hermes-Wigge, Andrea Lauer, Emily Birkner und Jay Niebisch (v.l.) hat in Mettmann den Segnungsgottesdienst für alle sich liebenden Paare initiiert. 
Die AG Regenbogenkirche um Gisela Lassahn, Maximilian Bröhl, Petra Hermes-Wigge, Andrea Lauer, Emily Birkner und Jay Niebisch (v.l.) hat in Mettmann den Segnungsgottesdienst für alle sich liebenden Paare initiiert.  © TME

Herz findet es gut, „wenn wir bei den sieben Sakramenten bleiben und kein Segnungspotpourri einführen“. Und es gebe neben dem Sakrament Ehe eben keinen anderen Ritus, so Herz – auch wenn er perspektivisch glaubt, „dass da noch nicht das letzte Wort gesprochen ist“. Und wenn man über Ehe rede, dann verstehe man das in der katholischen Kirche nun einmal als eine lebenslange Gemeinschaft von Mann und Frau – und eben nicht Mann und Mann oder Frau und Frau – was mit Blick auf die Gottes Schöpfungsordnung – und allein schon rein biologisch – nun einmal problematisch sei.

Homosexuelle Paare sind laut Pfarrer Herz in seiner Gemeinde willkommen

Dass sich homosexuelle Paare in der katholischen Kirche ausgegrenzt fühlen – das kann Pfarrer Herz nicht nur ob der aktuellen Diskussion „tatsächlich nachvollziehen“. Er betont aber auch, dass in seiner Gemeinde „homosexuelle Paare genau so willkommen sind wie alle anderen auch – auch wenn eben nicht alles geht, weil die Kirche nun einmal von Gott gesetzt ist“. Der Pfarrer wählt folgenden Vergleich: „In einem Werkzeugkasten gebe es unterschiedliche Werkzeuge – und weil eines eine bestimmte Funktion nicht hat, so gehöre es doch zu den Werkzeugen.“

Velberter Pfarrer setzt auf Gespräche und Einzelfalllösungen

Dass die evangelische Kirche mit gleichgeschlechtlichen Beziehungen anders umgeht, kommentiert Herz mit: „Manchmal ist es entspannter, evangelisch zu sein, dann hat man manches Problem nicht.“ Die evangelische und die katholische Kirche hätten zwar eine gemeinsame Grundlage – aber eben auch verschiedene Formen. Homosexuellen Paaren in seiner Gemeinde bietet Herz das Gespräch an – „wenn etwas allgemein nicht geht, kann man in einem Gespräch nach Einzelfalllösungen suchen“.

Das sagt ein Kirchenrechtler zu dem Thema

Monsignore Herbert Ullmann, leitender katholischer Pfarrer in Mettmann und Wülfrath (hier ein Archivbild) hat einen Segnungsgottesdienst für alle sich liebenden Paare abgehalten – und wurde dafür nun vom Erzbischof abgemahnt. 
Monsignore Herbert Ullmann, leitender katholischer Pfarrer in Mettmann und Wülfrath (hier ein Archivbild) hat einen Segnungsgottesdienst für alle sich liebenden Paare abgehalten – und wurde dafür nun vom Erzbischof abgemahnt.  © Philipp Nieländer

Während Pfarrer Herbert Ullmann aus seiner Gemeinde große Rückendeckung erhält, verweist beispielsweise Kirchenrechtler Norbert Lüdecke auf Katholisch.de, dem Nachrichtenportal der katholischen Kirche in Deutschland, darauf, dass sich ein Pfarrer vor seiner Amtsübernahme zu bekennen habe, dass er sich mit allen verbindlichen Lehren der Kirche identifiziere – „einschließlich der ausnahmslosen sittlichen Verurteilung nicht-heterosexueller Handlungen“.

Düsseldorfer Stadtdechant stellt sich klar hinter Pfarrer Ullmann aus Mettmann

Dass diese Sichtweise im Jahr 2023 selbst unter katholischen Pfarrern umstritten ist, zeigt ein Statement des Düsseldorfer Stadtdechanten Pfarrer Frank Heidkamp und seiner Stellvertreter. Sie bekunden ihre Solidarität mit Pfarrer Ullmann und ordnen die Abmahnung wie folgt ein: „Das kirchliche Gesetz sticht augenscheinlich das göttliche Gebot“, schreiben sie. Die von Christus verkündete und gelebte Barmherzigkeit müsse dem kirchlichen Gesetzbuch weichen. „Wie unglaubwürdig sollen wir uns noch innerhalb und außerhalb unserer Gemeinde machen?“ Aus Velbert gibt es ein solch klares Statement nicht.