Langenberg. Innerhalb kürzester Zeit überschwemmten vor zwei Jahren die Wassermassen Teile der Altstadt in Velbert-Langenberg. Ein Rundgang zum Jahrestag.

„Jedes Mal, wenn es ein paar Tage regnet, werde ich unruhig und beobachte den Bach“, sagt die ältere Dame. Ihre Wohnung liegt unmittelbar am Deilbach. „Wenn ich nach heftigem Regen den Bach gurgeln höre, wird mir wieder ganz anders“, erzählt eine andere Langenbergerin. Auch ihr Haus liegt direkt am Bach.

Ein Rundgang durch Velbert-Langenberg zwei Jahre nach dem Juli-Hochwasser. Man muss gar nicht lange suchen, um Spuren der Katastrophe zu entdecken. Die Märkische Straße etwa war besonders schwer betroffen.
Ein Rundgang durch Velbert-Langenberg zwei Jahre nach dem Juli-Hochwasser. Man muss gar nicht lange suchen, um Spuren der Katastrophe zu entdecken. Die Märkische Straße etwa war besonders schwer betroffen. © FUNKE Foto Services | Klaus Pollkläsener

Juli 2021: Tief Bernd verwüstet Teile von Deutschland

Zwei Jahre ist es jetzt her, dass Tief Bernd über Deutschland zog und schwere Verwüstungen hinterließ. Langenberg war damals heftig betroffen, vor allem der untere Bereich der Altstadt. Aber auch in Bonsfeld und Nierenhof überfluteten die Bäche Straßen und Keller.

Noch immer wird hier am Froweinplatz in Velbert-Langenberg saniert und gewerkelt. Über den Stand bei Sparkasse, Kirche und anderen berichten wir in den kommenden Tagen.
Noch immer wird hier am Froweinplatz in Velbert-Langenberg saniert und gewerkelt. Über den Stand bei Sparkasse, Kirche und anderen berichten wir in den kommenden Tagen. © FUNKE Foto Services | Klaus Pollkläsener

Und die Spuren des Hochwassers sind immer noch zu sehen, man muss nicht einmal besonders genau hinschauen. Der Zaun vor der Villa Au ist nach wie vor schief, die Mauer ein Stück weiter ist zwar wieder aufgebaut – aber von dem herrlich verwitterten Rotton ist nichts geblieben. Eher weiß schimmern die Steine jetzt.

Sanierungen laufen, es wird gewerkelt und gebaut

Ein Stück weiter, am Froweinplatz, wird nach wie vor saniert und gebaut (dazu mehr in einem weiteren Artikel). Ein Container steht auf dem Platz, die Bauzäune gehören aber wohl eher zur Sanierung der Kirche St. Michael (auch dazu mehr in einer der kommenden Ausgaben).

Die Tiefgarage ist weiterhin geschlossen, die Sparkasse nach wie vor in einer Ausweichfiliale an der Kamperstraße untergebracht. Immerhin: Platz und Kamperstraße selbst sind hergerichtet, hier ist nichts mehr zu sehen von der Katastrophe vor zwei Jahren.

Andreas Ahrens kniet in der Märkischen Straße in Velbert-Langenberg und verlegt Steine: Das Kopfsteinpflaster war beim Juli-Hochwasser 2021 nahezu komplett weggespült worden.
Andreas Ahrens kniet in der Märkischen Straße in Velbert-Langenberg und verlegt Steine: Das Kopfsteinpflaster war beim Juli-Hochwasser 2021 nahezu komplett weggespült worden. © FUNKE Foto Services | Alexandra Roth

Spuren des Hochwassers sind auf den ersten Blick zu finden

Ganz anders die Märkische Straße. Das kleine Gässchen zwischen Haupt- und Hellerstraße lag praktisch im Zentrum der Zerstörung: Das Kopfsteinpflaster weggespült, Keller voll gelaufen, Häuser teilweise bis in die erste Etage voller Wasser.

Bis heute sind noch nicht alle Schäden beseitigt. Durch geöffnete Fenster sind Zimmer im Zustand eines Rohbaus zu sehen, Kellerfenster sind mit Spanplatten verschlossen, Mauern zwischen Fachwerk liegen frei. Besonders getroffen hatte es eines der Häuser, das rückwärtig ein Stück über den Bach ragt: Hier hatten die Wassermassen gravierende Schäden hinterlassen. Die sind inzwischen beseitigt, gut zu sehen ist der Teil, der mit frischem Holz neu aufgebaut worden ist.

Die Ecke Märkische Straße/Hellerstraße in Velbert-Langenberg hatte es im Juli 2021 besonders hart getroffen. Noch heute sind nicht alle Ladenlokale wieder bezogen.
Die Ecke Märkische Straße/Hellerstraße in Velbert-Langenberg hatte es im Juli 2021 besonders hart getroffen. Noch heute sind nicht alle Ladenlokale wieder bezogen. © FUNKE Foto Services | Alexandra Roth

Ecke Märkische-/Hellerstraße besonders schlimm getroffen

„Das ging damals so unglaublich schnell“, erinnert sich die ältere Dame: „Ich war nur zehn Minuten nicht am Fenster, da stand das Wasser schon oberhalb der Brücke, der ganze Hof hier war voll gelaufen“, sagt sie und zeigt auf den Innenhof unterhalb der Gaststätte Alt-Langenberg.

„Überhaupt war es in der Ecke hier besonders schlimm.“ Mehrere Ladenlokale an der unteren Hellerstraße sind immer noch nicht fertig saniert, stehen leer. „Ich hatte damals zwar Urlaub, aber unsere Praxis musste mehrere Tage schließen“, erinnert sich Carmen Sieker.

Und noch einmal die Märkische Straße in Velbert-Langenberg: Noch immer sind nicht alle Schäden beseitigt. Vieles wird in Eigenregie erledigt, dazu kommen Auflagen des Denkmalschutzes.
Und noch einmal die Märkische Straße in Velbert-Langenberg: Noch immer sind nicht alle Schäden beseitigt. Vieles wird in Eigenregie erledigt, dazu kommen Auflagen des Denkmalschutzes. © FUNKE Foto Services | Klaus Pollkläsener

„Kniehoch im Schlamm gestanden“

Sie arbeitet bei Zahnarzt Martin Lenoch, die Praxis liegt im ersten Stock. „Aber unser Kompressor im Keller ist durch das Wasser zerstört worden. Anderthalb Wochen hatten wir geschlossen.“ Schlimmer traf es die Wateler Mühle, das Restaurant im Erdgeschoss des selben Hauses.

„Das haben wir natürlich mitbekommen, die haben kniehoch in Schlamm und Wasser gestanden.“ Immerhin: Die Statik des Gebäudes war damals nicht in Gefahr, „das war eine beruhigende Nachricht“, erinnert sich Carmen Sieker.

Hier läuft der Betrieb wieder: Das Eiscafé an der alten Waage. Beim Hochwasser 2021 stand das kleine Ladenlokal im Zentrum der Flut, der Wintergarten lief meterhoch voll.
Hier läuft der Betrieb wieder: Das Eiscafé an der alten Waage. Beim Hochwasser 2021 stand das kleine Ladenlokal im Zentrum der Flut, der Wintergarten lief meterhoch voll. © FUNKE Foto Services | Klaus Pollkläsener

Dankbarkeit für enorme Hilfsbereitschaft nach der Katastrophe

„Das war das dritte Hochwasser, das ich hier erlebt habe“, ergänzt die ältere Dame. „Aber keines war so schlimm. Das braucht man nicht noch einmal.“ Schlimme Erinnerungen, die bleiben. Woran sich die Langenbergerinnen und Langenberger in der Überschwemmungszone hingegen gerne erinnern, das ist die immense Hilfsbereitschaft – nicht nur finanzieller Art.

„Das war toll“, schwärmt die Anwohnerin. „Die ganzen Leute, die hier mit angepackt haben. Super.“ Und ein ganz dickes Lob müsse sie „den Leuten von der Stadt“ aussprechen: „Was die hier geleistet haben, war Wahnsinn. Die haben alles weggeräumt und eingesammelt.“

>>>Bonsfeld und Nierenhof<<<

Entlang des Deilbachs liegen auch die Langenberger Stadtteile Bonsfeld und Nierenhof und natürlich hat auch hier das Hochwasser gewütet.

Nicht mehr genutzt wird das Stadion Bonsfeld in Velbert-Langenberg – nach heftigen Auseinandersetzungen zwischen einem Verein und der Stadt Velbert.
Nicht mehr genutzt wird das Stadion Bonsfeld in Velbert-Langenberg – nach heftigen Auseinandersetzungen zwischen einem Verein und der Stadt Velbert. © Sascha Döring

Die meisten Spuren sind beseitigt, so ist etwa in der Straße „Im Grünen Winkel“ äußerlich nichts mehr zu sehen, obwohl die bachseitigen Neubauten trotz Stelzenbauweise damals in Mitleidenschaft gezogen worden waren.

Sichtbar sind die Schäden noch im nicht mehr genutzten Stadion Bonsfeld. Hier hatte es zwischen Stadt und Nutzerverein größere Kontroversen gegeben (WAZ berichtete), der Platz war nach der Flut nicht mehr saniert worden.

In den kommenden Tagen werden wir an dieser Stelle in verschiedenen Artikeln unterschiedliche Aspekte rund um die Flut vorstellen – etwa den Stand der Sanierungen diverser Gebäude oder was vorbeugend getan werden kann.Weitere Fotos von damals und heute gibt es hier auf www.waz.de/velbert.