Neviges. Besucher beschweren sich über mangelnde Pflege und marode Wege auf dem evangelischen Friedhof in Velbert-Neviges. Was die Gemeinde dazu sagt.
Auf den ersten Blick sieht der evangelische Friedhof in Velbert-Neviges, der oberhalb der Siebeneicker Straße liegt, gepflegt aus: Wer die Stufen vom Parkplatz aus hinaufgeht, sieht blühende Büsche – akkurat zurückgeschnitten, farbenfrohe Blumen und breite Wege. Doch nicht nur auf Facebook häufen sich die Beschwerden über den Pflegezustand des Friedhofs. Auch in der WAZ-Redaktion melden sich immer wieder Leser, die über Wildwuchs und Stolperfallen klagen.
Und in der Tat: Wer genauer hinschaut, sieht auch schon im Eingangsbereich des Friedhofes die ersten Baustellen – im wörtlichen und im übertragenen Sinne: Ein Bereich ist mit rot-weißem Flatterband abgesperrt – hier wird gebuddelt. Rund um die Ablaufgitter bröckelt der Beton, ein Pflasterstein ist abgesackt. Aber alles nicht dramatisch. Warum also die Beschwerden?
Besucherin auf dem Friedhof in Neviges ärgert sich: „Das ist doch kein Urwald hier“
Eine Frau, die gerade das Grab ihres verstorbenen Mannes bepflanzt, deutet mit dem Finger den Hang hinauf: „Da oben sieht’s schlimm aus. Da müssen Sie mal schauen. Hier unten geht es ja noch halbwegs, wobei ich mich auch immer wieder aufrege, wenn ich das ganze Unkraut hier auf den Wegen sehe. Das ist doch ein Friedhof hier und kein Urwald.“
Nach dem „Aufstieg“ über den steilen Weg in den oberen Bereich des Friedhofs wird klar, was die Frau meint: Hier sind die teils schmalen Wege mit Unkraut überwuchert, Brennnesseln erreichen an einigen Stellen rekordverdächtige Höhen. In der obersten Grabreihe zeigt sich die Gegensätzlichkeit eindrücklich: Neben einem akkurat bepflanzten und mit kleinen Figuren liebevoll dekorierten Grab sprießen auf der benachbarten Fläche Brennnesseln, Löwenzahn & Co.
Bänke auf dem Friedhof in Neviges laden nicht zum Verweilen ein
Wer sich hier ausruhen und den Blick über den Friedhof schweifen lassen möchte, hat schlechte Karten: Zwar gibt es Bänke, doch sind diese von einer grünlichen Moos-Schicht überzogen oder sehen so instabil aus, dass man fürchten muss, mit der Bank zusammenzubrechen.
Eine ältere Friedhofs-Besucherin kommt langsam den Weg hinauf. Ja – das sei schon anstrengend. So schön die Hanglage auch sei: „Jetzt muss ich erst einmal Luft holen“. Das Unkraut störe sie nicht – „das ist doch gut für die ganzen Tiere.“ Was ihr allerdings Kummer bereite, seien die Wege: „Ich bin immer schlechter zu Fuß und habe Angst, dass ich hier irgendwann mal falle und es niemand mitbekommt.“ Dabei deutet sie auf einen unebenen Weg: „Für junge Menschen mag das ja kein Problem sein, für uns ältere ist das aber nicht schön.“
Vorsitzender des Friedhofs-Ausschusses nimmt Stellung zur Kritik
Solche Aussagen sind Presbyteriums-Mitglied Martin Straßen nicht unbekannt. Nach dem Tod von Dietgard Reith ist er als Vorsitzender des Bau- und Friedhofsausschusses bemüht, den Zustand zu verbessern. Zuständig für Pflege und Bestattungsarbeiten sind zwei Essener Firmen, die aus Straßens Sicht eine „super Arbeit“ machen.
Das Thema sei jedoch komplex, so Straßen, der selbst Landschaftsarchitekt ist, weiter. Die Pflege des Hangbereichs sei neben der Größe des Geländes eine besondere Herausforderung. Dort sind viele Wege nicht befahrbar. Hinzu komme eine lückenhafte Dokumentation über den Friedhof. In jüngerer Vergangenheit wurde ein Plan erstellt, auf dem alle Gräber eingezeichnet und die Ruhezeiten hinterlegt wurden. Bislang war oft nicht klar, welche Gräber abgelaufen sind und ob es überhaupt Nachfahren gibt, die sich um die Grabpflege kümmern. Denn: Nicht für jedes verwilderte Grab ist die Gemeinde zuständig. Man arbeite derzeit an einer Mahnliste und werde die Angehörigen auffordern, der Grabpflege nachzukommen – anderenfalls könne über eine „Ersatzvornahme“ nachgedacht werden. Heißt: Die Arbeiten werden dann von einem Unternehmen erledigt und den Nutzern in Rechnung gestellt.
Insgesamt habe man in jüngerer Vergangenheit schon viel geschafft, betont Straßen, der sich rein ehrenamtlich um die Friedhofsangelegenheiten kümmert. Beeteinfassungen und Treppen seien beispielsweise repariert, Gefahrenbäume beseitigt, und die Wasserstellen saniert worden.
Derzeit massive Probleme mit Vandalismus auf dem evangelischen Friedhof
Umso ärgerlicher seien massive Schäden durch Vandalismus: An den Wasserstellen seien jüngst die Köpfe der Wasserhähne abgeschlagen worden – mit der Folge, dass das Wasser dauerhaft lief. Darum sei es aktuell abgestellt – bis die neuen Köpfe geliefert werden. Auch Beeteinfassungen seien weggetreten worden, berichtet Straßen.
Insgesamt seien im Haushaltsplan 200.000 Euro für zwei Jahre verankert – darin noch nicht enthalten Sondermaßnahmen wie die Rodung der Gefahrenbäume, die allein mit rund 40.000 Euro zu Buche geschlagen habe, so Straßen. Dieses Jahr werde man wohl nicht um die Erneuerung der Wasserleitungen im östlichen Friedhofsteil herumkommen – nachdem es dort mehrere Rohrbrüche gab. „Wenn wir noch mehr machen oder beispielsweise Pflegeintervalle verkürzen, kommen wir mit dem Geld nicht mehr hin.“ Die Folge: Die Friedhofsgebühren müssten erhöht werden.