Langenberg. Weiter geht die Lesereihe im Alldiekunst-Haus in Velbert-Langenberg, initiiert von Buchhändler Peter Kape. Diesmal zu Gast: Jörg Thadeusz.
„Verstehen Sie mich nicht falsch“, sagt Jörg Thadeusz und lacht, „das sind alles Menschen, die ich sehr liebhabe“. Einige Augenblicke zuvor hatte der Moderator und Schriftsteller von einem typischen Weihnachtsessen bei seiner Familie im Nachkriegsruhrgebiet erzählt; von fluchenden Stief-Großmüttern, schleimig hustenden Verwandten und Weihnachtsliedern in kriminell hohen Dezibelbereichen.
Das Publikum im Alldiekunst-Haus hängt Thadeusz an den Lippen: Dieser Mann ist ein Profi. Der Journalist, der aktuell mit seinem Buch „Steinhammer“ auf Lesetour ist, weiß, wie er sein Publikum fesselt: Mit Geschichten aus dem Nachkriegs-Ruhrgebiet, die die allermeisten seiner Zuhörer so oder so ähnlich kennen dürften; mit kleinen Witzchen und zynischen Kommentaren, die Thadeusz meisterhaft einstreut; und mit seinem selbstironischen Charme, der ihm auch in unangenehmen Situationen hilft.
Schlagfertig und mit spitzer Zunge
Als eine Zuschauerin im Alldiekunst-Haus nach einer mehrminütigen Kapitel-Lesung bemerkt, dass Ganze sei aber „gar nicht so gut geschrieben“, antwortet Thadeusz: „Das stimmt. Aber immer noch besser, als wäre ich dem Ratschlag eines Freundes gefolgt und hätte Kreidezeichnungen von mir ins Buch drucken lassen.“
Der Tonfall des Romans, den Thadeusz an diesem Abend vorstellt, ist ähnlich lässig; pointiert, scharf und ungezügelt – ein echtes Ruhrgebietsbuch eben. Verhandelt wird die Nachkriegszeit in Dortmund-Lütgendortmund aus Sicht dreier Jugendlicher, die um eine bessere Zukunft kämpfen. Sie wollen Armut und Kriegstraumata entkommen und sehnen sich nach sozialem Aufstieg, um die Trostlosigkeit ihres Viertels hinter sich zu lassen.
Buch ist an reale Ereignisse angelehnt
Besonders für Edgar bietet sich dafür eine einmalige Gelegenheit: Weil ihm die Möglichkeit gegeben wird, Schaufensterdekorateur zu werden, bekommt er Eintritt in die Düsseldorfer Kunstszene. Dort sieht er sich mit Manieren und Gepflogenheiten des Bürgertums konfrontiert, die er aus dem ascheschwarzen Ruhrgebiet nicht kennt.
Angelehnt ist der Roman an das Leben des Malers Norbert Thadeusz, der ein geachteter Schüler Beuys’ war und schließlich Kunstprofessor wurde. „Ich habe vor einigen Jahren mal überlegt, meinem Vater ein Gemälde von Norbert Thadeusz zu Weihnachten zu schenken“, sagte Jörg Thadeusz übrigens zu Beginn seines Auftritts bei Alldie.
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„Als ich gesehen habe, dass seine Werke bei 36 000 Euro anfangen, habe ich gedacht: ‚Das lasse ich besser mal.’“ Gelächter im Publikum. „Ich habe meinem Vater dann ein Heftchen geschenkt, in dem die Bilder abgedruckt waren. Das musste reichen.“ Größeres Gelächter. Jörg Thadeusz weiß, wie er sein Publikum zum Lachen bringt.
>>>Die nächste Lesung bei Alldie<<<
Als nächste Veranstaltung in der von Buchhändler Peter Kape initiierten Lese-Reihe kommt Stefanie Arndt nach Langenberg.
Die Polarforscherin berichtet am 16. Mai im Alldiekunst-Haus von ihren Expeditionen ins Ewige Eis.