Velbert/Heiligenhaus. Velberter Verein Clavis holt deutsch-türkisches Comedy-Theater nach Heiligenhaus. Benefiz-Gastspiel zugunsten der Opfer des schweren Erdbebens.
Ein lustiger Theaterabend beginnt mit einer Gedenkminute für die Erdbebenopfer in der Türkei und in Syrien: Bevor am Samstag über deutsch-türkische Befindlichkeiten gelacht werden konnte, standen die Besucher in der voll besetzen Aula des Heiligenhauser Immanuel-Kant-Gymnasiums auf, um der Toten des Erdbebens in der Türkei und Syrien zu gedenken und den dortigen Überlebenden zu helfen. Der Velberter Verein Clavis, der seit acht Jahren die Förderung und Festigung von Integration betreibt, hatte bereits kurz nach dem so genannten Jahrhundertbeben zusammen mit der Evangelischen Kirche begonnen, in der Velberter Innenstadt Spenden zu sammeln.
Velberts stv. Bürgermeisterin zeigt sich bewegt
Dem Vorsitzenden Fikret Dogan kam dann sehr schnell die Idee zu einer Benefizveranstaltung, für die er kurzfristig das Theater „Halber Apfel“ gewinnen konnte. Das im Jahr 2005 gegründete Ensemble aus Lüdenscheid spielte zunächst nur türkischsprachige Stücke, seit 14 Jahren ist es auf deutsch umgeschwenkt und stellt die interkulturellen Beziehungen in den Mittelpunkt. „Die Gruppe war bereits zweimal in Heiligenhaus, aber die Nachfrage ist immer noch groß“, so Fikret Dogan, der den zahlreichen Helfern dankt, die bereits morgens damit begonnen hatten, türkische Spezialitäten vorzubereiten. Die Gäste griffen gerne zu, von Lahmacun mit Hackfleisch über gefüllte Weinblätter bis zur Buttercremetorte: „Einfach Klasse, so wie man sich das vorstellt“, ließ sich Udo Golz die kalorienreiche Köstlichkeit auf der Zunge zergehen.
Nicht einfach zurücklehnen und nichts tun
Der stellvertretende Heiligenhauser Bürgermeister Edmund Mathey, der bereits kurz nach der Erdbebenkatastrophe der türkischen Gemeinde sein Mitgefühl ausgedrückt hatte, freute sich, dass so viele zu der Benefizveranstaltung kamen: „Clavis macht sehr viel, um die deutsche Kultur mit anderen Kulturen zusammenzubringen.“ Esther Kanschat dankte allen Menschen, die die Veranstaltung organisiert hatten. „Das bewegt mich“, räumte die erste stellvertretende Velberter Bürgermeisterin ein. „Wir hatten Glück, dass uns so etwas nicht widerfahren ist. Jetzt für die Menschen zu sammeln, die nichts für dieses Unglück können, sehe ich als Verpflichtung an.“ Murat Isboga, der Leiter der deutsch-türkischen Theatergruppe aus dem Sauerland, schilderte seine Betroffenheit: „Wir hatten überlegt, was wir machen. Sich einfach zurückzulehnen und nichts zu tun, ist nicht das Richtige“, lautete seine Erkenntnis. So kamen sie gerne, um zu spielen und die Gage zu spenden.
Aus Ablehnung wird Zuneigung
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Bevor das Theaterstück „Die Traumhochzeit“ begann, das eine hindernisreiche türkisch-deutsche Eheanbahnung beschreibt, fragte der Impresario, ob ein solche Beziehung unter den Anwesenden sei. Nazar und Karsten werden sich wahrscheinlich in den vielen Vorurteilen, Klischees und Missverständnissen wieder gefunden haben, die zwischen den beiden Kulturen bestehen. Auf der Bühne gestanden sich Nina und Hakan ihre Liebe ein, die in Istanbul entbrannte, als die deutsche Auslandsstudentin auf den in Deutschland geborenen Hakan traf, der zu Besuch im Land der Eltern war. Aus der anfänglich strikten Ablehnung der Eltern ihrer Beziehung wurde schließlich Zuneigung.
Toller Junge, nettes Mädchen
„Ein toller Junge“, stellt am Ende die deutsche Mutter fest, die als Polizistin nicht immer nur gute Erfahrungen mit Türken gemacht hat. „Ein nettes Mädchen“, schwärmt der türkische Vater, und das nicht nur, weil sie gelernt hat, türkische Bohnensuppe zu kochen. Schließlich enden die Turbulenzen in einer türkischen Hochzeit und der Erkenntnis: „Wir sind doch alle nur Menschen.“
Kontakt: Clavis e. V., Dialog- und Bildungszentrum, Friedrichstraße 264, 42551 Velbert; E-Mail an fikret.dogan@clavis-ev.de.
>>> Theatergruppe will Brücken bauen
Das größte Ziel der Theatergruppe „Halber Apfel“ ist es, Menschen aus verschiedenen Kulturen zu erreichen und vor allem eine Brücke zwischen der deutschen und der türkischen Kultur zu bauen.
„Was kann es Schöneres geben? Menschen aus verschiedenen Nationen sitzen in einem Saal, sehen sich ein Theaterstück an, lachen zusammen und teilen ihre Zeit und Freude miteinander“, so Theaterchef Murat Isboga.