Langenberg. Der Nachbar von Rainer Kimmeskamp aus Velbert-Langenberg ist in ein Krankenhaus gebracht worden – aber um dessen Haus hat sich niemand gekümmert.
Es war wohl recht dramatisch, was Rainer Kimmeskamp da vor Kurzem erlebt hat: Der Rettungsdienst rückte beim Nachbarn an, einem alleinstehenden Senior, musste die Wohnungstür mit Gewalt öffnen lassen und transportierte den gesundheitlich angeschlagenen Mann schließlich ab.
Tage später war der Nachbar immer noch nicht zurück. Der Briefkasten quoll inzwischen über, niemand leerte den Kasten. „Da ich auch seine Post einsammele, wenn er mal verreist ist, habe ich die Briefe erst einmal zu mir geholt“, erzählt der Langenberger.
Datenschutz: Auskunft nur an Angehörige
Aber er wollte seinem Nachbarn die Briefe auch gerne zukommen lassen. „Es könnten ja wichtige dabei sein.“ Außerdem schien sich sonst niemand zu kümmern. „Also habe ich versucht herauszufinden, wo er hingebracht worden ist.“
Nur da gibt es ein großes Hindernis: den Datenschutz. „Ich habe alle angerufen, die mir eingefallen sind“, berichtet er. „Feuerwehr, Stadt, Polizei, selbst das Amtsgericht. Keiner durfte mir Auskunft erteilen, da ich ja kein direkter Angehöriger bin.“
Mehr als 30 Anrufe habe er getätigt, schildert Rainer Kimmekamp. Immer das gleiche Ergebnis. „Was ich mich frage: Gibt es eine Stelle an die ich mich wenden kann, der ich das Problem schildern kann und die sich dann kümmert?“ Denn es könne ja nicht angehen, dass niemand die Angehörigen informiert. Oder dass sich niemand um das Haus und alle damit verbundenen Angelegenheiten kümmert.
Appell: Für den Fall der Fälle vorsorgen
Zumindest bei der Stadt Velbert gibt es so eine Stelle nicht. Stattdessen appelliert Pressesprecher Hans-Joachim Blißenbach: „Jeder sollte für so einen Fall vorsorgen.“ Heißt: „Geben Sie Freunden oder Nachbarn, denen Sie vertrauen, einen Schlüssel für die Wohnung oder das Haus, damit die sich im Ernstfall um alles kümmern können.“
Die Stadt Velbert sei außerdem in so einem Fall nur unter bestimmten Umständen überhaupt zuständig, führt der Stadtsprecher weiter aus – nämlich nur dann, wenn mangelnde Hygiene in der Wohnung oder Schädlingsbefall „eine Gefahr für die öffentliche Sicherheit und Ordnung“ darstellen könnten.
In so einem Fall kann der Kommunale Ordnungsdienst (KOD) helfen. Erreichbar ist der Dienst telefonisch unter der 02051 262500.
Stadtteilzentrum könnte helfen
Rat und Hilfe kann es auch im Stadtteilzentrum der Bergischen Diakonie geben, sagt Renate Zanjani. Sie leitet die Abteilung Presse und Öffentlichkeitsarbeit des evangelischen Sozialverbandes. Ansprechpartnerinnen hier sind Tanja Kosin (02052 924512) oder Mareike Bierig (02052 924514).
Das Stadtteilzentrum an der Donnerstraße 1 ist montags und freitags von 10 bis 12 Uhr, dienstags von 14 bis 16 Uhr und donnerstags von 15 bis 17 Uhr besetzt. „Allerdings sind auch wir an den Datenschutz gebunden“, schränkt Renate Zanjani die Möglichkeiten der Diakonie ein.
Rainer Kimmeskamp jedenfalls hat inzwischen auf Umwegen herausgefunden, wo sein Nachbar untergebracht ist. Die Post bringt er ihm nun persönlich vorbei: „Er soll wissen, dass wir ihn nicht vergessen haben und dass wir als Nachbarn für ihn da sind.“
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