Langenberg/Kreis Mettmann. Im Herbst hat die Kreispolizei Mettmann ein Projekt gestartet – „Zoom“. Gemeinsam mit anderen Behörden nimmt sie einzelne Stadtteile in den Fokus

Es war ein ungewöhnlicher Anblick, der sich da, mitten in einer späten Novembernacht, in Haan bot: Vor einer Kreuzung hielten zwei Vans der Polizei mitten auf der Straße. Dann kamen aus den beiden Nebenstraßen jeweils Einsatzfahrzeuge von Zoll, Ordnungsamt und Polizei hinzu. Begleitet von weiteren Zivilfahrzeugen machte sich der Konvoi dann auf den Weg – ohne Blaulicht, ohne Sirene.

Dieser behördenübergreifende Einsatz richtete sich gegen kriminelle Clans in Haan und Erkrath und lief unter dem Titel „Zoom“: Diese Abkürzung steht für „Zielorientierte operative Maßnahmen“, ein Projekt, das die Kreispolizei im Herbst gestartet hat.

Stadtteile im Fokus der Behörden

Darin nehmen die Beamtinnen und Beamten zusammen mit Kolleginnen und Kollegen anderer Behörden verschiedene Viertel und Stadtteile ihres Wachbereiches ganz besonders in den Fokus, erläutert ein Sprecher der Kreispolizei.

Auszug aus der Kriminalstatistik 2021

Seit 2017 geht die Zahl der Straftaten im Kreis Mettmann kontinuierlich zurück – von knapp 6000 Straftaten pro 100.000 Einwohner im Jahr 2017 auf rund 5300 im Jahr 2021. Damit zählt der Kreis Mettmann zu den sichereren Landkreisen/Kommunen in Nordrhein-Westfalen.

Zugenommen hat die Kriminalität im Internet: Gegenüber dem Vorjahr registrierte die Polizei NRW im Jahr 2021 rund 79.000 Straftaten im Netz – ein Anstieg um fast 30 Prozent. Die Aufklärungsquote liegt hier bei knapp über 50 Prozent.

Diese Abschnitte wechseln dabei alle drei Monate. „Angelehnt ist die Idee an die Zoom-Funktion einer Kamera: Mit der Funktion können Situationen und Motive genauer betrachtet und in den Fokus der Aufmerksamkeit genommen werden.“

Erster großer Einsatz in Ratingen

Seit September läuft das Projekt nun, erste größere Einsätze gab es in Ratingen, Hilden und Erkrath. In der einwohnerstärksten Stadt im Kreis Mettmann, Ratingen, stand zum Auftakt die Drogenszene am Berliner Platz im Stadtteil West im Fokus.

Den Einsatzkräften ging es vor allem darum, mehr Licht in die Szene und in deren Strukturen zu bringen. „Aus den so gewonnenen Erkenntnissen können wir dann zielgerichteter in der Strafverfolgung vorgehen“, lautet die Erklärung dazu.

Im September gerieten durch „Zoom“ Shisha-Bars in Hilden in den Fokus von Polizei und anderen Behörden.
Im September gerieten durch „Zoom“ Shisha-Bars in Hilden in den Fokus von Polizei und anderen Behörden. © Kreispolizei Mettmann

Ein weiteres Ziel dieses Projekts – insbesondere der Polizei – sei es, „durch erhöhte Polizeipräsenz in den Objekten und deren Umfeld das Sicherheitsgefühl in der Bevölkerung zu stärken“, heißt es in einer Pressemitteilung.

Beim Folgeeinsatz in Ratingen Ende Oktober erwischten Beamte in zivil dann einen Dealer auf frischer Tat, stellten auch in dessen Wohnung Drogen und ein gestohlenes E-Bike sicher.

Shisha-Bars und kriminelle Clans

Im September standen zwischenzeitlich Shisha-Bars in Hilden auf der Liste der Einsatzkräfte. Sie entdeckten unversteuerten Tabak, leiteten Verfahren wegen des Verdachts auf illegales Glücksspiel ein und deckten auf, dass trotz fehlender Konzession Alkohol ausgeschenkt wurde.

Und dann eben der Großeinsatz in Haan und Erkrath Mitte November, an dem sich neben Polizei, den Ordnungsämtern und dem Zoll auch die Steuerfahndung beteiligte. Ergebnis: 21 Ordnungswidrigkeiten-Anzeigen unter anderem wegen des Verdachts des illegalen Glücksspiels und wegen Verstößen gegen das Nichtraucherschutzgesetz.

Erste Bilanz fällt positiv aus

Auch in Velbert hat es bereits Zoom-Einsätze gegeben, bestätigte Polizeisprecher Daniel Uebber auf Nachfrage der WAZ: „Allerdings eher im kleineren Rahmen – zum Beispiel verdeckte Einsätze zur Bekämpfung des Taschendiebstahls, unter anderem auf Weihnachtsmärkten.“

Wann und wo genau die Behörden solche koordinierten Aktionen durchführen, ist – selbstverständlich – keine Angelegenheit, die im Vorfeld veröffentlicht wird. Aber nach den ersten drei Monaten, so lautet das Fazit, sind die Ergebnisse durchaus zufriedenstellend.

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