Langenberg. Almut Baumgarten aus Langenberg hat ein Kinderbuch geschrieben. Zur Premierenlesung besuchte die Autorin nun die Grundschule Kuhstraße.
Maksym ist ganz schön aufgeregt. Nervös steht der Viertklässler neben Almut Baumgarten im Computerraum der Grundschule Kuhstraße. Ihm kommt nämlich gleich eine wichtige Aufgabe zu: Er wird aus dem neuen Kinderbuch der Langenberger Autorin die Teile lesen, die die auf Ukrainisch – seiner Muttersprache – verfasst hat. Eine kleine Absprache gibt es noch zwischen den beiden – „erst liest Du auf Deutsch, dann ich auf Ukrainisch“ –, dann nimmt Maksym im roten Sessel Platz.
Zuerst ist aber Schulleiter Wolfgang Köhler an der Reihe. Er schaut in die Runde der Schülerinnen und Schüler aus den vierten Klassen, dann schaltet er das Deckenlicht aus, entzündet die Kerzen auf dem Adventskranz und in seiner Handlaterne. „Es ist besser, ein Licht anzuzünden, als über die Dunkelheit zu schimpfen“, sagt er dazu. Ein schöner Satz, dessen tiefere Bedeutung die Viertklässler vielleicht erst später einmal verstehen werden.
Umgang mit Flüchtlingskindern „eine völlig neue Erfahrung“
Dann blickt der Schulleiter auf das fast abgelaufene Jahr zurück: Schon kurz nach Beginn der russischen Invasion in die Ukraine habe die Kuhstraße erste Flüchtlingskinder aufgenommen. „Eine völlig neue Erfahrung für uns alle, weil diese Kinder eine Sprache sprechen, die wir nicht verstehen.“ Er persönlich finde das äußerst schade, „denn ich unterhalte mich gerne mit allen“. Später wird er auf diesen Aspekt noch einmal eingehen.
Inzwischen, nach einem Dreivierteljahr, sei die Situation aber schon besser, fährt Wolfgang Köhler fort. „Viele Kinder haben schon ein paar ukrainische Wörter gelernt“, sagt er. Und die Kinder aus der Ukraine lernten fleißig Deutsch. Zum Abschluss bittet er noch darum, dass alle Kinder zuhören, auch wenn ein Abschnitt vorgelesen wird, den sie nicht verstehen.
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Geschichte handelt von einer ukrainischen Familie
Nun also sind Almut Baumgarten und Maksym an der Reihe. Die Geschichte handelt von einer Familie aus der Ukraine, die nach Deutschland flieht – erzählt aus der Perspektive der älteren Tochter. „Wie bist Du auf die Idee gekommen?“, will nach der Lesung ein Junge aus dem Publikum wissen.
„Im März hatten wir Besuch von vier Menschen aus der Ukraine“, antwortet Almut Baumgarten: Eine Mutter mit zwei Kindern und der Tante der beiden Kleinen. „Das Thema ist also sozusagen bei uns ins Haus gekommen.“
So ein zweisprachiges Buch, erläutert sie, „hätte uns bestimmt geholfen.“ Und so sei ihr die Idee gekommen, selber so ein Buch zu schreiben. „Der Inhalt“, unterstreicht die Langenbergerin, „ist allerdings komplett ausgedacht und hat nichts mit der Situation bei uns im Haus zu tun.“
Kinder in Grundschule in Langenberg dürfen Fragen stellen
Fertiggestellt habe sie das Buch in verschiedenen Etappen, beantwortet sie die Frage einer Schülerin. Der Text selber sei im Sommer fertig gewesen, dann habe sie eine Übersetzerin suchen müssen. Die habe sie dann auch bald gefunden: Chrystyna Nazarkewytsch ist Dozentin für Philologie und Übersetzen an der Uni in Tübingen und hat diese Aufgabe übernommen.
Fehlte noch eine Kleinigkeit – wobei so klein war diese Aufgabe auch nicht: Zum Text sollte es auch noch ein paar Illustrationen geben. Dafür verantwortlich ist Merle Tebbe. Sie kennt die Autorin schon lange, hat mit ihr zusammen gearbeitet – und hat nun „eine sehr, sehr intensive Zeit“ hinter sich.
Sie habe gezeichnet, illustriert, die Bilder teilweise verworfen oder später noch einmal überarbeitet. „Dann sind wir zusammen zur Druckerei gefahren, um zu schauen, ob das da auch alles richtig läuft“, erzählt die Illustratorin.
Alles nimmt ein gutes Ende
Gewünscht hätten sich die drei – Autorin, Übersetzerin und Illustratorin –, dass das Buch zu Weihnachten fertig wird. und genau so ist es jetzt auch gekommen. Dass dann die Premierenlesung auch noch in Langenberg stattfindet, das findet nicht nur Almut Baumgarten toll. „Auch wir sind echt stolz darauf“, sagt Schulleiter Wolfgang Köhler und erzählt nebenbei, dass die Schule gleich drei Exemplare für ihre Bibliothek angeschafft habe.
Und die Geschichte? Wie sie endet, erfahren die Kinder nicht, das sollen sie lieber selber lesen. „Nur so viel kann ich verraten“, sagt Almut Baumgarten. „Es gibt ein relativ gutes Ende.“ So ein Ende, nämlich ein gutes, nimmt der Vormittag auch für Maksym. Als Dankeschön für seinen Mut, vor gleich zwei Klassen vorzulesen, bekommt er das Buch geschenkt.
Die Autorin
Almut Baumgarten hat Philosophie, Literaturwissenschaft und Soziologie in Freiburg studiert, seit 2004 arbeitet sie auch als Autorin. In der Spielzeit 2008/2009 war sie Hausautorin am Pfalztheater in Kaiserslautern.
Vor genau zehn Jahren hat sie mit „Mucksmenschenstill“ ihr erstes Kinderbuch veröffentlicht, nun also das nächste: „Eine Jacke, die sich nach dem Winter sehnt“.
Auszeichnungen hat die Langenbergerin auch schon erhalten: 2008 etwa erhielt Almut Baumgarten den Else-Lasker-Schüler-Dramatikerpreis, 2009 den DramatikerInnenpreis NRW „Reif für die Bühne“.