Neviges. Die Gemeinden in Velbert-Neviges sparen Energie, im Winter bleiben die Kirchen kalt. Das hat, je nach Konfession, verschiedene Konsequenzen.

Auch die Gemeinden in Velbert-Neviges sparen Energie: In diesem Winter bleiben die Kirchen kalt – bei Konzerten und Gottesdiensten. Die Katholische Kirchengemeinde Maria, Königin des Friedens schaltet im Mariendom, in der Pfarrkirche und in der Kirche St. Antonius in Tönisheide die Heizung so gut wie ganz ab. Dabei behalte man jedoch stets im Auge, dass weder Orgel noch die Gebäude Schaden nehmen, sagt Verwaltungsleiterin Andrea Rehrmann. „Auf jeden Fall kommen wir unter 14 Grad.“ Damit befolgt die Gemeinde eine Empfehlung des Bistums Köln, man werde sich aber auch gewisse Freiheiten herausnehmen. So kann sich Andrea Rehrmann für die Gottesdienste zu Weihnachten „eventuell einen Hauch Wärme“ vorstellen.

Gottesdienst in Velbert im Gemeindehaus

In der Stadtkirche gibt es noch bis Ende des Jahres Gottesdienste, im Januar werden sie in das Gemeindehaus an der Siebeneicker Straße verlegt.
In der Stadtkirche gibt es noch bis Ende des Jahres Gottesdienste, im Januar werden sie in das Gemeindehaus an der Siebeneicker Straße verlegt. © FUNKE Foto Services | Carsten Klein

Und auch in der evangelischen Stadtkirche, die ebenfalls mit Gas beheizt wird, heißt es in diesem Jahr: Heizung runter. Trotzdem können sowohl Gottesdienstbesucher als auch Pfarrer, Küster und alle, die einen Gottesdienst mitgestalten, dem Winter recht gelassen entgegen sehen – hier zieht man einfach um ins Warme. „Wir bleiben voraussichtlich bis Ende des Jahres in der Stadtkirche, bei etwa 18 Grad. Und verlegen dann im Januar, wenn es richtig kalt wird, den Gottesdienst in das Gemeindehaus an der Siebeneicker Straße“, kündigt Martin Weidner, Pfarrer der evangelisch-reformierten Kirchengemeinde, an. Im rundum renovierten Gemeindehaus könne man „punktgenau so heizen, dass man da gut sitzen kann“.

Winterkleidung für die Priester

Punktgenau heizen – das ist weder im mächtigen Mariendom noch in den anderen beiden katholischen Kirchen möglich. Wer hier die Gottesdienste besucht bzw. auch gestaltet, für den lautet die Devise: warm anziehen, kreativ sein, gelassen bleiben – wie etwa Abbé Phil, einer der drei Geistlichen der Glaubensgemeinschaft St. Martin. „Wir kennen das Problem mit den ungeheizten Kirchen ganz gut, denn in Frankreich ist es in der Regel in den Kirchen im Winter ziemlich kalt.“ Was ihre „Arbeitskleidung“ betrifft, die sogenannten Soutane, gebe es zwei Möglichkeiten, um sich warm zu halten: „Erstens kann man unter der Soutane ziemlich viel anziehen – eine dicke Hose, einen dicken Pullover und so viele Lagen, bis es auszuhalten ist.“ Und zweitens, fügt Abbé Phil hinzu, gebe es auch dicke Soutanen mit Winterstoff, die viel wärmer seien als die Sommerkluft. „Und wenn das alles nicht hilft, beißen wir die Zähne zusammen und frieren solidarisch mit denen mit, denen wirklich kalt ist.“

Organistin kennt kalte Hände

Kirchenmusikerin Ursula Klose kennt die niedrigen Temperaturen, wenn sie an der Orgel sitzt. Dagegen hilft unter anderem heißer Tee in den Spielpausen.
Kirchenmusikerin Ursula Klose kennt die niedrigen Temperaturen, wenn sie an der Orgel sitzt. Dagegen hilft unter anderem heißer Tee in den Spielpausen. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

Still sitzen, nicht herumgehen dürfen und darauf achten, dass vor allem Hände und Füße nicht allzu kalt werden: Auch für Kirchenmusikerin und Organistin Ursula Klose sind die ungemütlichen Temperaturen im Dom und in der Pfarrkirche eine Herausforderung. „Ich persönlich habe immerhin an zwei Orgeln eine professionelle Heizwand im Rücken stehen, die ich von einem Orgelbauer empfohlen bekam – schon vor etlichen Jahren. Denn das Thema kalte Kirche haben wir ja schon immer, nur die Evangelischen hatten es stets warm eingeheizt“, so die Organistin. „Allerdings, wenn die Kirche sehr kalt ist, dann habe ich dennoch kalte Füße und auch Finger. Dann muss ich da durch.“

Aufwärmen mit heißem Tee

Und mit dem Orgelspiel während des Gottesdienstes ist es ja nicht getan, doch was das Proben betrifft, hat Ursula Klose schon eine Plan B: „Die Übezeit werde ich sehr einschränken, wenn es recht kalt wird. Dann bereite ich mich am Klavier vor und werde nur kurz in der Kirche üben. Ansonsten werde ich versuchen, den Gottesdienst auszuhalten, und anschließend etwas Heißes zu trinken, gegebenenfalls nehme ich mir auch eine Thermoskanne mit in den Gottesdienst.“ Sorgen macht sich die Kirchenmusikerin auch um ihr Instrument: „Die Kälte an sich ist wohl für die Orgel nicht das Problem, aber die zunehmende Luftfeuchtigkeit.“ Die müsse man unbedingt im Auge behalten. „Wenn die über 70 Prozent steigt, dann muss die Heizung ein klein wenig angestellt werden. Und das nicht nur für die Orgel, sondern zum Beispiel auch für den Hoch-Altar ganz vorne in der Kirche.“ Mit steigender Luftfeuchtigkeit steige ja auch die Schimmelgefahr. „Und damit haben wir öfter schon Last gehabt. Hoffen wir also, dass der Winter nicht allzu kalt und feucht wird.“