Im Jahr 1681 wurde der Grundstein für das Kloster gelegt, 1728 wurde die Pfarrkirche fertiggestellt. Sie war einst auch Wallfahrtskirche.
Seit mehr als drei Jahrhunderten ist Neviges schon Wallfahrtsort und das, obwohl die meisten Einwohner heute wie damals protestantisch sind.
Doch der katholische Glaube fand schon früh seinen Platz: Als die Herrin von Hardenberg, Anna von Bernsau, 1670 eine kleine katholische Kirche bauen ließ. Diese der heiligen Anna geweihte Kirche war damals gewissermaßen Lockmittel für Brüder des Franziskanerordens aus anderen Orten. Ihnen vermachte die Freifrau nämlich „die neuerbaute Kirche nebst bequemem Platz für eine geistliche Wohnung und anliegenden Garten“. Der Plan funktionierte, die Franziskaner kamen und so wurde im Juli des Jahres 1681 der Grundstein des Klosters gelegt.
Dreifachfunktion hat die Kirche nicht mehr inne
Ein besonderer Kupferstich der Franziskaner brachte weitere Aufmerksamkeit und auch die ersten Pilger nach Neviges. Darunter so bedeutsame Teilnehmer wie den Abt von Werden und den bergische Landesherrn, Herzog Johann Wilhelm II. Als immer mehr Pilger folgten, sich die Wallfahrten häuften und außerdem die katholische Gemeinde wuchs, kam es 1728 zur Fertigstellung der heutigen Kirche St. Mariä Empfängnis. Sie fungierte als Kloster-, Pfarr- und Wallfahrtskirche. Diese Dreifachfunktion hat die Kirche seit dem Bau des Mariendoms nicht mehr inne.
Der einschiffige Kirchenbau ist nach Süden ausgerichtet und weist barocke und gotische Stilelemente auf. Trotz des aufwendigen barocken Giebelportals auf der Nordseite und den gotischen Spitzbogenfenstern ist die äußere Gesamterscheinung von St. Mariä schlicht. Selbst der barocke Dachreiter mit offener Glockenstube ist ein typisches Element einer einfachen franziskanischen Klosterkirche.
Doch sobald man die Kirche betritt – und das ist Dank der Öffnungszeiten erfreulich lange und regelmäßig möglich – zeigt die Kirche ihre prächtige Seite, die das Portal mit seinen ionischen Kapitellen und geschweiften Volutengiebeln schon ankündigt. Das Kreuzratgewölbe überspannt den Innenraum, der einschiffig ohne stützende Säulen oder Pfeiler auskommt. Der Kirchenraum selbst ist architektonisch schlicht und in Weiß gehalten. Dagegen zieht die barocke Ausstattung alle Blicke auf sich und fasziniert viele Besucher.
Zentriert auf den Hochaltar
Hervor sticht dabei der ehemalige Gnadenaltar aus dem Jahr 1690, den Herzog Johann Wilhelm II. stiftete. Die golden vergitterte Mariendarstellung in der Mitte des Altars leuchtet förmlich aus dem schwarz-grauen Marmor hervor. Doch ganz nach dem barocken Ideal zentriert sich im gotische Chorraum alles auf den Hochaltar: In der Mitte des von zahlreichen Skulpturen geschmückten Altars ist ein Gemälde aus der Zeit um 1600 zu finden. Der Venezianer Jacopo Palma der Jüngere, ein Schüler Tizians, stellte darauf die Himmelfahrt Mariens dar.