Neviges. Mehr Angebote für Jugendliche, Gottesdienste im Grünen und vieles mehr: Die Abbés von St. Martin haben sich in Neviges einiges vorgenommen.
Sattes Grün, soweit das Auge reicht. Dazu diese himmlische Ruhe. Wer den kurzen Aufstieg hinter sich hat, kann sich hoch auf dem Marienberg dieser ganz besonderen Stimmung kaum entziehen. Auch die Abbés der Bruderschaft St. Martin, die im September 2020 die Nachfolge der Franziskaner angetreten haben, lieben diesen Ort: An jedem ersten Sonntag im Monat gibt es in der Wallfahrtszeit – also noch bis Oktober – hier eine Heilige Messe im Grünen. So auch am 1. August – vorausgesetzt, die Wettervorhersage auf dem Smartphone von Abbé Phil stimmt nicht. „Das sieht nicht gut aus, Regen am Nachmittag. Oh je. Wenn es richtig schüttet, ziehen wir um in den Mariendom.“
Gelungene Premiere
Dabei würde Abbé Ignace, der den Gottesdienst jetzt am Sonntag hält, so gern die Gemeinde auf dem Marienberg empfangen, weiß Abbé Phil. „Es ist der perfekte Ort, natürlich vor allem zu Corona-Zeiten“, sagt der Kaplan und lässt den Blick über die Wiese vor der Kapelle schweifen. Auf den langen Holzbänken kann man gut Abstand halten, frische Luft im Überfluss gibt’s sowieso. „Wir hatten hier im Oktober eine Dankmesse zur Erstkommunion gehalten, das war phantastisch“ schwärmt der Jüngste aus dem Trio der Abbés. Auch Wallfahrts- und Pfarreileiter Abbé Thomas, der gerade in Frankreich ist, sei nach der gelungenen Premiere im Herbst letzten Jahres sofort hin und weg gewesen.
Eine lebendige Gemeinde
Nicht nur der Marienberg hat es Abbé Phil, der zurzeit an seiner fast fertigen Promotion zu einem Thema aus der Ökumene feilt, angetan. Nach beinahe einem Jahr erfreue man sich an einer „lebendigen Gemeinde und einer attraktiven Wallfahrt“, wobei der Kaplan gleich einschränkt: „Wegen Corona haben wir natürlich noch nicht so viele Leute kennengelernt.“ Und auch die Wallfahrt sei Pandemie-bedingt eingeschränkt, so falle zum Beispiel die beliebte schlesische St. Anna Wallfahrt aus.
Die „lebendige Gemeinde“ zeigt sich momentan in der Ausstellung „Promis Glauben“ im Pilgersaal und in der Kirche St. Antonius, initiiert von engagierten Gemeindemitgliedern. Nicht zu vergessen das Angebot an Hochwasser-Opfer aus NRW und Rheinland-Pfalz, die zurzeit kein Dach über dem Kopf haben. Ihnen stellt die Gemeinde vorübergehend Zimmer im Pilgerhaus zur Verfügung: „Ja, damit wollten wir ein Zeichen setzen“, sagt Abbé Phil. Bisher habe niemand von dem Angebot Gebrauch gemacht, was ja auch ein gutes Zeichen sei: „Die Menschen haben wohl alle Angehörige oder Freunde, die sie aufnehmen.“
Jugendandacht geplant
Bisher kennen die drei Abbés Neviges und ihre neue Gemeinde, bedingt durch die Pandemie, nur in einer Zeit der Einschränkungen. Man freue sich darauf, Projekte nicht nur zu planen, sondern auch realisieren zu können. Abbé Phil, in seiner schwungvoll-mitreißenden Art wie geschaffen für den Jugendbereich, hat am 21. August auf dem Marienberg eine „kleine Jugendandacht“ vor, wie er es nennt, „ein Gebetsabend mit Musik, mal sehen“. Überhaupt soll es im Herbst im Dom diverse Jugendabende geben. Schon jetzt gebe es in der Pfarrkirche einmal im Monat eine Messe für und mit den Messdienern.
Messe auf Latein
Domladen öffnet wieder
Nach einer Entscheidung des Provinzkapitels mussten die Franziskaner wegen Nachwuchsmangels Neviges am 31. Januar 2020 verlassen. Damit endete eine 345-jährige Tradition. Am 1. September 2020 traten Abbé Thomas, Abbé Ignace und Abbé Phil der französischen Glaubensgemeinschaft St. Martin die Nachfolge an.
Der Domladen, der wegen der Pandemie monatelang geschlossen war, öffnet am Montag, 2. August, wieder seine Pforten. Öffnungszeiten: Mo. 9-11 Uhr, Die. 9-11 und 15-17 Uhr, Mi. geschlossen, Do. 10-12 und 17-18 Uhr, Fr. 9-11 und 14-15 Uhr sowie nach Vereinbarung unter 02053 931 840.
Apropos Messe: Viermal wöchentlich halten die Abbés um 8.30 Uhr in der Pfarrkirche eine Konvent-Messe auf Latein, was einige Gemeindemitglieder überrascht und zum Teil auch irritiert. Auf die Frage, ob man damit nicht jene ausschließe, die eben nicht humanistisch gebildet seien, schüttelt Abbé Phil den Kopf: „Nein, wir schließen niemanden aus. Das ist eine sehr schöne, besondere Messe, schlicht, mit gregorianischem Gesang.“ Sie sei ein Teil der Kultur der Glaubensgemeinschaft St. Martin. Die feierliche Stimmung ziehe viele Menschen an, die Messe sei stets gut besucht und zudem beliebt. „Und es gibt ja auch eine Übersetzung.“
Ein neuer Internet-Auftritt
Für jeden verständlich, sehr übersichtlich, modern und allseits gelobt ist der neue Internet-Auftritt der Gemeinde, den Abbé Phil gemeinsam mit der engagierten Wallfahrtssekretärin Stefanie Schmitz auf die Beine gestellt hat. Und zwar sowohl für die Pfarrei (www.neviges.de) als auch für die Wallfahrt (www.mariendom.de). „Ja, das war nicht wenig Arbeit, hat aber auch Spaß gemacht“, sagt Stefanie Schmitz. Durch ihr Studium der Medien- und Kulturwissenschaft habe sie wohl die theoretischen Grundkenntnisse, „aber das Praktische hab ich mir alles selbst angeeignet“. Das Ergebnis der Zusammenarbeit mit Abbé Phil kann sich sehen lassen: Mehr Fotos, mehr Farbe, mehr Information zeichnen die beiden Homepages aus. Wenn Corona es zulässt, gibt’s hoffentlich bald auch mehr Veranstaltungen in der realen Welt.