Velbert. Auch in Velbert müssen Tierbesitzer beim Tierarztbesuch künftig tiefer in die Tasche greifen. Wie gehen Herrchen und Frauchen damit um?
Wenn Drahthaar-Rüde Ralle künftig wieder Hüftprobleme hat, wird der Besuch beim Tierarzt demnächst doppelt schmerzhaft. Denn die GOT (Gebührenordnung für Tierärzte) wird angehoben. Ohnehin ist der Besuch mit dem tierischen Liebling beim Arzt meist, auch kostentechnisch, keine schöne Angelegenheit, doch ab dem 22. November wird die Rechnung deutlich höher ausfallen.
Die Besitzerin von Rüde Ralle nimmt es gelassen. „Ich hab ein Sparkonto, da zahle ich jeden Monat 50 Euro ein“, eine Tierarztversicherung hat sie nicht. „Ich habe draus gelernt, als ich damals eine teure OP für meine Katze nicht bezahlen konnte und sie dann eingeschläfert werden musste.“ Ans Sparen beim Tierarztbesuch denkt sie nicht. „Wir Menschen sparen ja auch nicht an unserer Gesundheit und viele Leistungen beim Arzt zahle ich ja auch aus eigener Tasche.“ Ihr Ralle soll da keine Ausnahme bilden. „Schließlich gehört er ja zur Familie – da sparen wir lieber woanders.“
Beim Tierarzt kann man nicht sparen
Anders sieht es bei Familie Kimmes aus. Sie haben neben ihrem kleinen Jack Russel noch zwei Katzen, ein Meerschweinchen und drei Kaninchen zu Hause. Mama Kathrin ist in Sorge. „Natürlich wollen wir, dass es all unseren Tieren gut geht, aber wenn ich mir vorstelle, wie viel Geld das alleine für die Impfungen pro Jahr mehr ist, da wird mir ganz schlecht.“ Deswegen hat sie sich nun auch entschlossen, für ihren Hund eine Versicherung abzuschließen, denn „noch ist er jung und gesund, da halten sich die Preise noch in Grenzen und so können wir ihm immer einen Tierarztbesuch zugestehen, wenn er ihn braucht.“
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Landwirt Michael Greshake weiß auch, bei den Tierarztgebühren gibt es wenig Möglichkeiten, zu sparen. „Wir bekommen eine Rechnung und bezahlen sie.“ Dass die Gebührenordnung angehoben wurde, versteht er. „Die Kosten für die Tierärzte sind ja, wie bei uns allen, gestiegen.“ Eine Spirale, in der die Teuerungen dann weitergegeben werden und der sich auch der Landwirt nicht entziehen könne. Ein viel größeres Problem aber als die Erhöhung der GOT sieht Michael Greshake in den gestiegenen Energiepreisen. „Ich habe gerade 1500 Liter Diesel geliefert bekommen und bei der Rechnung von 3000 Euro ist mir schon anders geworden.“
10.000 bis 12.000 Liter Diesel benötigt der Betrieb im Jahr, den Großteil, um die Milchkühe zu bewirtschaften. An eine Umstrukturierung denkt er aber nicht. „Der Milchpreis wurde Anfang dieses Jahres angehoben“, etwas, dass ihm bei den Teuerungen gerade hilft, „zudem war die Getreideernte noch gut und auch hier sind die Verkaufspreise gestiegen“.
Jetzt noch Versicherung abschließen
Auch private Großtierbesitzer kommen um die Gebührenerhöhung nicht drum herum. Pferdebesitzer werden es bei der nächsten Tierarztrechnung deutlich spüren. Eine junge Pferdebesitzerin, die selbst ein älteres und ein Jungpferd besitzt, hat Verständnis. Dennoch freut sie sich, dass ihre Tiere derzeit beide gesund sind. „Ich denke bei meinem Jungpferd aber darüber nach, eine Versicherung abzuschließen.“
Dieser Gedanke könnte sich noch lohnen, denn auf Nachfrage bei der Agila, einer großen Tierversicherung für Hunde und Katzen, sagt Pressereferentin Franziska Obert: „Wir werden die Preise nicht per se erhöhen. Wir beobachten erst einmal, was passiert.“ Die Tarife für Neukunden seien, auch schon mit Hinblick auf die neue GOT zu Beginn des Jahres, angepasst worden. Bei 18.000 von 400.000 mussten Anpassungen Anfang des Jahres vorgenommen werden.
Velberter Tierheim blickt mit Sorge auf die Entwicklung
Auch im Velberter Tierheim beschäftigt Ilka Nofz, Vorsitzende des Tierschutzvereins und Barbara Riedel, Tierheimleitung wie sie künftig mit den Tierarztgebühren umgehen werden. „Jedes Tier, das bei uns aufgenommen wird, muss dem Tierarzt vorgestellt werden“, erklärt Ilka Nofz. Zudem kommen die vier Faktoren der wöchentlichen Tierarztbesuche, der Notfälle, die in die Tierklinik müssen, Laboruntersuchungen und Medikamente. Wie genau das alles zu stemmen sein wird, da ja auch die Energiepreise in die Höhe steigen und das sanierungsbedürftige Gebäude des Tierheims ohnehin schon viel Energie benötigt, wissen die beiden noch nicht. „Weniger Heizen ist keine Option, dann werden die Tiere krank“, erklärt Nofz. Einsparungen beim Tierarzt ließen sich nur durch Leistungseinsparungen vornehmen.