Bottrop. Die Kosten beim Tierarzt verdoppeln sich teils ab Oktober – für das Bottroper Tierheim eine „enorme Belastung“. Was auf Tierbesitzer zukommt.
Ab Oktober steigen die Tierarztkosten deutlich an. Dann gilt die neue Gebührenordnung für Tierärzte (GOT) – es ist die erste Preiserhöhung seit mehr als 20 Jahren, jedoch eine spürbare.
Das Tierheim müsse zukünftig „tief in die Tasche greifen“, so die Vorsitzende der Tierfreunde Bottrop Hildegard Frank-Tüllmann. Die Kosten seien für Tierheim und Tierschutz eine „enorme Belastung“. Allein die dringend notwendigen Kastrationen und Impfungen würden zukünftig viel Geld beanspruchen.
Nicht nur aufgrund der steigenden Tierarztkosten, sondern auch wegen der Heizkosten und der Mindestlohnerhöhung müsse gespart werden. So würde das Tierheim versuchen, das ein oder andere Licht auszulassen oder im Winter auf einzelne Heizkörper zu verzichten. Jedoch sei das nicht einfach. „Die Tiere sollen schließlich nicht im Kalten sitzen. Das wollen wir Menschen auch nicht“, sagt Frank-Tüllmann.
Tierarztbesuch wird teurer: Preise seit 23 Jahren nicht gestiegen
Die Gebührenordnung regelt, welche Vergütung den Tierärzten für ihre erbrachte Leistung zustehen. Sie ist einerseits zum Schutz der Verbraucher da, um sie vor überteuerten Abrechnungen zu bewahren. Andererseits soll verhindert werden, dass die Qualität der Behandlung aufgrund eines zu extremen Preiswettbewerbs gefährdet wird.
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Die letzte Fassung der GOT stammt aus dem Juli 1999. Im Juni dieses Jahres hat der Bundesrat die Neufassung bestimmt, mit der die Preise für Tierarztleistungen sich teils mehr als verdoppeln. So liegt beispielsweise der Preis für die allgemeine Untersuchung mit Beratung für Hunde und Katzen nun bei 23,62 Euro – früher waren es 8,98 Euro für Katzen und 13,47 Euro für Hunde.
Tierarztkosten steigen: Reiterhof hat Boxenmieten erhöht
Was für den privaten Tierbesitzer schon eine spürbare Teuerung bedeutet, wirkt sich bei größeren Betrieben noch deutlicher aus. Der Reiterhof Tappe an der Grenze Oberhausen/Fuhlenbrock habe schon vorausschauend gehandelt und Anfang des Jahres die Boxenmiete erhöht, erklärt Betreiber Markus Tappe. Zukünftig müsse auch er über eine eventuelle Umstrukturierung nachdenken. Das würde zum Beispiel den Schulbetrieb betreffen. „Man muss überlegen ob man zukünftig vielleicht die gleiche Leistung mit weniger Pferden erbringt“, erklärt Markus Tappe, „obwohl uns daran gelegen ist, dass unsere Pferde nicht länger als zwei Stunden am Tag laufen.“
Zukünftig falle möglicherweise auch der zweiwöchige Jahresurlaub der Pferde kürzer aus. Auch die Zucht müsse eventuell etwas eingeschränkt werden. Dieses Jahr sei die Zucht noch sehr erfolgreich gewesen. Von fünf Stuten seien drei tragend. „Es wäre natürlich schön, wenn es bei allen fünf Pferden geklappt hätte, mit dem Blick auf die wirtschaftliche Situation bedauern wir es allerdings nicht all zu sehr.“
Reiterhof Tappe: „Alles wird teuerer“
„Alles wird teurer. Wir sind froh, dass wir noch Futter aus dem letzten Jahr gekriegt haben“, sagt Markus Tappe. In den Hallen und Stallungen sei bereits auf LED-Lichter umgestellt worden, um zukünftig auch an Energie zu sparen.
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Aktuell sei bei dem Reiterhof Tappe noch „alles im Grünen“, versichert Markus Tappe, doch zukünftig könne er nicht versichern, ob die Boxenmiete vielleicht erneut erhöht werden müsse. „Es gibt immer Leute, die meckern, aber besonders in solchen Zeiten schätze ich unsere Einstallergemeinschaft und ihr Verständnis sehr“, so Markus Tappe. „Oftmals setzen wir uns zusammen und versuchen gemeinsam Probleme zu lösen.“
Im Tierheim Bottrop wird auch gebangt, dass noch mehr Tiere wegen abgegeben werden, weil den Besitzern das Geld für Behandlungen fehlt. Hildegard Frank-Tüllmann hat in der aktuellen Zeit einen Tipp für Tierbesitzer: „Ich rate oftmals zu einer Spardose, die nur für das Haustier ist. Wenn man regelmäßig ein paar Euro oder Scheine einwirft, summiert sich das schnell. Und bei unerwartet anfallenden Tierarztkosten kann das der Helfer in Not sein.“
Tierarztmobil Ruhr rechnet mit höherer Nachfrage
Am Tierarztmobil Ruhr, das seit dem 15. September regelmäßig in Bottrop Station macht, rechnet man gerade in dieser Situation mit einer hohen Nachfrage von bedürftigen Senioren, die ihre Haustiere hier kostenlos behandeln lassen können. Tierärztin Christiana Brathe, die für den Europäischen Tier- und Naturschutzverein (ETN) in der mobilen Praxis aktiv ist, verweist auf einen weiteren Punkt: „Wie alles, so werden auch die Medikamente für die Tiere teurer.“ Die Gebührenordnung betreffe ja ausschließlich die tierärztliche Dienstleistung, und aus tierärztlicher Sicht sei eine Erhöhung hier durchaus angemessen. „In dieser Hinsicht ist schon lange Zeit nichts passiert.“
Für den ETN als Betreiber des Tierarztmobils, der auf Spenden angewiesen ist, sei in den vergangenen Monaten schon spürbar gewesen, dass die Medikamente teurer geworden sind, sagt Projektleiterin Julia Vasbender. Und diese machten eigentlich den größten Posten auf der Rechnung aus. mit