Velbert. Der Winter steht bevor – und mit ihm spiegelglatte Straßen. So will der Winterdienst in Velbert in engen Straßen von Anwohnern Schnee beseitigen.

Weit oben, über den Dächern der Technischen Betriebe (TBV), fliegen Gänse. In Scharen und quakend ziehen sie in den Süden – das unmissverständliche Zeichen, dass der Winter einbricht. Auf dem Gelände zeigt Mehmet Demir, 43, wie er und seine Kollegen sich auf Eis, Schnee und Glätte vorbereiten. Demir ist einer von 90 Mitarbeitern der TBV, die in der Stadt die Straßen im Winter räumen.

Der Himmel ist wolkenverhangen an diesem Tag Ende November, ein eisiger Wind fegt an den Silos, dem Salzspeicher und an den Garagen vorbei. Ein Müllwagen hält vor Demir. Als der Fahrer die Scheibe runterlässt, spürt man warme Luft ausströmen. „Du hast es gemütlich in deiner Kabine, mit 30 Grad da oben“, oder?“, witzelt Demir. Die Kälte ist der Feind der Männer. „Fällt Schnee, bekomme ich um 2 Uhr nachts einen Anruf vom Einsatzleiter und muss raus auf die Straßen“, sagt Demir.

Die TBV befreien Velberts Straßen mit 90 Mitarbeitern von Schnee und Eis

Insgesamt gibt es acht Einsatzleiter, von Oktober bis April müssen sie im Wechsel jeden Tag aufs Neue entscheiden, ob und wie viele Einsatzkräfte rausrücken müssen. Sie fahren, sofern es friert oder schneit, mit dem Auto eine Kontrollfahrt, um die Lage einzuschätzen – und gegebenenfalls ihre Männer zu rufen. Die Mitarbeiter stammen aus unterschiedlichen Abteilungen des TBV: Straßenreinigung, Kanal, Grünflächen und Forst. Werden sie gerufen, versammeln sie sich auf dem Gelände der TBV und rücken von dort aus in die Nacht.

Im Extremfall sind vier Großfahrzeuge in Mitte und jeweils zwei in Neviges und Langenberg unterwegs. Zudem: sechs Trecker und zwölf Pritschenwagen. In Mitte und Langenberg gehen die Männer nach drei Prioritätsstufen vor: Als erstes befreien sie Hauptstraßen vom Schnee, danach Straßen, die zu Hauptstraßen führen, und als letztes Anliegerstraßen. In Neviges gibt es nur zwei Stufen.

Straßenreiniger Demir wird nicht gerade nett behandelt, wenn er Schnee wegräumt

Einige wenige Velberter Straßen sind so schmal, dass die TBV-Männer, nicht reinfahren können: Die Schaufel der Großfahrzeuge ist etwa 2,50 Meter breit, ein Golf zum Beispiel misst dagegen nur 1,80 Meter in der Breite. Parkt ein Auto zu weit auf der Straße, kommt Demir nicht durch mit der Schaufel. „Ich muss immer extrem auf die Seitenspiegel der Autos aufpassen“, sagt er. „Aber es passiert eigentlich nie was.“ Bis morgens um 7 Uhr müssen die Straßen dann frei sein.

Ein Streufahrzeug der Technischen Betriebe Velbert steht unter dem Silo mit Streusalz auf dem Betriebshof in Velbert.
Ein Streufahrzeug der Technischen Betriebe Velbert steht unter dem Silo mit Streusalz auf dem Betriebshof in Velbert. © FUNKE Foto Services | Alexandra Roth

Demir erzählt, dass Menschen nicht gerade nett zu ihm sind, wenn er für sie die Straßen befahrbar macht. Statt dankbar zu sein, schimpfen sie über die TBV. „Manche haben gerade vor ihrem Haus gekehrt, dann schieben wir einen Schneehaufen genau dahin oder vor ihr Auto. Manche sagen, wir sind zu langsam. Wir haben es eilig, wir können auf sowas nicht immer achten.“

Wie der TBV auch in sehr schmale Straßen gelangt

Grundsätzlich gibt es aber nicht viele Beschwerden. „Nur eine Handvoll schreiben uns nach den Einsätzen eine böse E-Mail“, sagt der Chef des Winterdienstes, Michael Gawlik. Er vermutet, dass es diesen Winter mehr werden – die TBV haben seit etwa einem Jahr eine App, dort können Menschen Bilder von Mängeln hochladen.

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Um auch in die engen Straßen zu gelangen, haben die TBV in diesem Jahr eine weitere verstellbare Schaufel beschafft, die vorne am Fahrzeug befestigt wird. Es ist bereits die Vierte. Die Fahrer können sie etwas zusammenklappen, damit sie schmaler sind. So können sie Schnee und Eis auch in kleineren Straßen beseitigen. Und: Sie können eine Gummischiene vor das Metallende der Schaufel schieben, so dass der Asphalt geschont wird.

Rechnet der TBV mit viele Einsätzen in diesem Winter?

Doch, gerade wenn eine dicke Eisschicht auf der Straße liegt, müssen sie mit dem Metallende arbeiten. Kommen sie selbst mit dem Metall nicht durch, rühren sie auf dem Hof in der Soleanlage eine Brühe aus Salz und Wasser an und tragen sie auf die Eisschicht auf. Neben der Anlage ragen die beiden Silos in die Luft, insgesamt 900 Tonnen Salz. Im Bunker sind nochmal 400 Tonnen. Im Durchschnitt verbrauchen sie etwa 1000 Tonnen Salz pro Winter.

Rechnen die Männer mit vielen Einsätzen in den kommenden Monaten? Winterdienst-Chef Gawlik sagt: „Wir beobachten täglich das Wetter, aber das kann ich jetzt noch nicht beantworten.“ Seiner Erfahrung nach verschieben sich die Winter immer weiter nach hinten.

>>> Auch Hauseigentümer müssen Schnee beseitigen

Nicht nur die Technischen Betriebe Velbert, auch die Bürgerinnen und Bürger sind verpflichtet, Schnee zu schippen, zumindest vor ihren Häusern. Und zwar auf den Gehwegen und teilweise auch auf der Fahrbahn.

Sie müssen den Gehweg vor ihrem Haus einen Meter breit vom Schnee befreien. Der zusammengekehrte Schnee darf den Verkehr auf der Straße und Fußgänger nicht behindern. Was genau zur Fahrbahn gehört, kann man hier nachlesen: www.tbv-velbert.de/strasse/strassenreinigung/regelungen

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