Neviges. Seit 60 Jahren ist Gertrud Hammes Mitglied bei Nevigeser Turnverein. Gern denkt sie an die Zeit zurück, vor allem an einen Tag im Dezember.
Wir gut, dass ihre kleine Christiane damals unbedingt mit einer Freundin in den Turnverein wollte. „Es hieß, es müsse ein Elternteil dabei sein, das war noch in der Stadthalle. Mein Mann wollte Mitglied werden, aber ich hab gesagt: Nein, ich trete in den NTV ein, da war die Sache dann schnell geregelt“, erinnert sich Gertrud Hammes (99) lächelnd. Heute ist Tochter Christiane 65 Jahre alt, und Gertrud Hammes seit 60 Jahren im Nevigeser Turnverein. Über die Urkunde freut sie sich sehr, denn ihr NTV, der gehört einfach zu ihrem Leben. Und wer Gertrud Hammes kennt, der ahnt: Sie trat damals nicht nur als Mitglied ein, sondern mischte von Anfang an aktiv mit.
Prellball und Gymnastik
„Ich war in der Prellball-Gruppe, dann natürlich Gymnastik, ich bin auch immer sehr viel schwimmen gegangen. Ein Leben ohne Sport, nein, das kann ich mir nicht vorstellen. Ich war auch immer gelenkig“, sagt die 99-Jährige, die sich bis zu ihrem 95. Lebensjahr in der Senioren-Gruppe fit hielt und noch heute mit wachem Geist verfolgt, was sich im Verein und überhaupt in Neviges so tut. Ihr NTV, der war für Gertrud Hammes immer viel mehr als nur ein Sportverein. „Als mein Mann plötzlich starb, das war ganz schrecklich. Da haben die sich um mich gekümmert, ich hatte dort Freundinnen, die haben mich immer mitgenommen, waren immer für mich da.“ Mit 40 Jahren plötzlich Witwe, allein mit zwei kleinen Kindern, Sohn Wilfried war 10 Jahre alt. Da habe sie schon manchmal laut zu sich selbst gesagt: „Herrgott, was hast du mit mir vor?“
Der Glaube gibt Kraft
Ihr fester Glauben, gepaart mit einem unerschütterlichen Optimismus, gaben ihr damals Stärke. Und: Gertrud Hammes hat sich nie auf andere verlassen, sondern ihr Leben stets selbst energisch in die Hand genommen. „Ich hatte ja kaufmännische Angestellte gelernt, war auch Stenotypistin bei Kiekert in Heiligenhaus. Da wurde ich 1944 in den Betriebsrat gewählt.“ Gearbeitet habe sie immer, später auch mal im Süßwarenladen, es habe ja immer irgendwie weiter gehen müssen. Ihr großes soziales Engagement in der Gemeinde, dazu der Turnverein, da fragt man sich unweigerlich: Wann hat diese Frau eigentlich mal geschlafen?
Großes soziales Engagement
Seniorensport beim NTV
Beim NTV gibt es mehrere Trainingsgruppen für Seniorinnen und Senioren: Leichtathletik wird im Winter jeden Donnerstag von 20 bis 21.30 Uhr in der Sporthalle Tönisheider Straße trainiert. Im Sommer trifft sich die Gruppe donnerstags um 20 Uhr am Sportplatz Waldschlösschen.Bei den „NTV-Oldies“ sind Männer ab 60 Jahren unter sich: Jeden Montag von 15.30 bis 17.15 Uhr steht in der Sporthalle Waldschößchen folgendes auf dem Programm: Gymnastik und Ballspiele, dabei kann auch das Sportabzeichen erworben werden.Bei Interesse: Auskunft gibt’s beim NTV. Im Koven 4, unter 02053 3100 oder per Mail: vorstand@nevigesertv.de.
Das Gemeindeleben, das ist und war ein ganz wichtiger Stützpunkt in Gertrud Hammes Leben: Noch heute weiß sie, wie sie als Kind zum Gottesdienst in das inzwischen abgerissene Josefshaus ging. 15 Jahre lang, da muss die 99-Jährige keine Sekunde überlegen, war sie Vorsitzende der katholischen Frauen, lange Zeit Mitglied im Pfarrgemeinderat. Sie führte mit der „Kolping-Spielschar“, so hieß es damals, Theaterstücke auf, sang im Pfarrcäcilienchor, kümmerte sich liebevoll um jeden in der Gemeinde, der neu war und Anschluss suchte. „Man hielt zusammen, das war ganz klar.“
Fröhliche Karnevalsfeiern
Und man feierte kräftig zusammen, ob jetzt im NTV oder in der Gemeinde. „Den Weiberkarneval in der Glocke, den hab ich ins Leben gerufen. Ach, herrlich war das. Was hatten wir immer für einen Spaß.“ Das närrische Treffen am Altweiber-Donnerstag gehört bis heute fest zum Jecken-Programm. Nicht zu vergessen die NTV-Karnevalsfeiern, beim Turnverein gab sie zudem auch oft den Nikolaus. Beim Sportprogramm, da war der „Bolero-Tanz“ ihr Favorit, „mit diesen Bändern, die hat man so geschwungen, ach, das war schön“, dabei kreist ihr Arm über den Kopf, ihre blauen Augen blitzen. Dass ihr NTV sie nicht vergessen hat, ihr Mitglieder die Urkunde nach Hause brachten, weil sie an der Versammlung nicht teilnahm, freut Gertrud Hammes genauso wie die regelmäßigen Besuche des Abbé Phil. „Der ist ja sooo groß“, sagt sie, hält dabei den Arm hoch über den Kopf, „und wirklich nett, das kann ich nicht anders sagen.“ Gern erzählt sie dem Abbé der Bruderschaft St. Martin dann, was früher zur Wallfahrtszeit in Neviges los war. „Menschen, Menschen, dann war hier alles voll, da gab’s kein Durchkommen. Die strömten alle vom Bahnhof in Richtung Elberfelder Straße. Und wir Jugendliche, wir mussten immer mitten drin sein.“
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