Velbert. Im neuen Deutschen Schloss- und Beschlägemuseum in Velbert laufen die letzten Arbeiten. Am 8. Oktober wird dort nun endlich aufgeschlossen.

Wäre auf der Ecke Kolping-/Oststraße da nicht der etwas hinderliche Bauzaun, könnte man glatt auf die Idee kommen, das neue Deutsche Schloss- und Beschlägemuseum in Velbert schon einmal näher unter die Lupe zu nehmen. Innen, vorne im Foyer, nimmt ein Mitarbeiter gerade die schützende Kunststoffplane von der Theke des Kassenbereichs ab. Und dahinter öffnet sich von Zeit zu Zeit eine schier überdimensional große, doppelflügelige Tür – und erlaubt Einblicke in die neue Dauerausstellung. Aber nur kurz, und schon geht sie wieder zu. Das ändert sich ab 8. Oktober. Dann wird der Neubau eröffnet, sind Besucher und Besucherinnen dort willkommen.

Zwei Jahre ohne Besucher gehen zu Ende

Die Wönnemannsche Schmiede gehört selbstverständlich zum Ausstellungskonzept von Yvonne Gönster dazu.
Die Wönnemannsche Schmiede gehört selbstverständlich zum Ausstellungskonzept von Yvonne Gönster dazu. © FUNKE Foto Services | Alexandra Roth

Seit der Grundsteinlegung sind knapp drei Jahre ins Land gegangen. Es gab Verzögerungen, sowohl rein baulicher als auch Corona-bedingter Art; zuletzt war eine Eröffnung für diesen Sommer ins Auge gefasst worden. Aber das alles ist nun vergessen und Schnee von gestern. „Ich freu mich einfach darauf, wenn wir jetzt wieder öffnen“, sagt Dr. Yvonne Gönster bei der Begrüßung zum Vorab-Rundgang auf WAZ-Anfrage. „Zwei Jahre so ohne Besucher ist doch einfach komisch.“

Rundgang für Steppkes auf Augenhöhe

Die Archäologin hat vor fünf Jahren als wissenschaftliche Volontärin in dem deutschlandweit einmaligen Industriemuseum angefangen, das jetzt erstmals ein eigenes Gebäude hat. Und dessen Schau vor allem viel lebendiger ist als zuvor. Dieser Eindruck der neuen Dauerausstellung unter dem Leitmotiv „Sicher – unsicher“ dominiert auf Anhieb und zieht sich bis zum zehnten und letzten Häuschen bzw. Themenbereich durch. Vom Neolithikum vor etwa 7500 Jahren über Mittelalter und Renaissance bis hin zu Gegenwart und Zukunft. Übrigens: Eigens für Kinder gibt es eigenen Rundgang mit kleinen Schaukästen auf Augenhöhe.

Original-Tür steht im Depot

Der Himmel im Eingangsbereich hängt nicht nur voller Schlüssel, es finden sich dort auch einige branchenübliche Transportkörbe.
Der Himmel im Eingangsbereich hängt nicht nur voller Schlüssel, es finden sich dort auch einige branchenübliche Transportkörbe. © FUNKE Foto Services | Alexandra Roth

Die eingangs erwähnte Tür gehört zum Depot-Bestand und stammt vom Gut Oefte in Essens Süden. Sie wurde hochauflösend fotografiert, graphisch dupliziert, stattlich auf 6,30 Meter Höhe vergrößert, auf Wallfleece gezogen und wirkt aus etwas Entfernung täuschend echt und fast dreidimensional.

Mit Herzblut rangegangen

Die Auswahl umfasst etwa 1000 Exponate. Prunkstück war und ist die Wönnemannsche Schmiede. Empfangen werden die Besucher von Schlagzeilen. Mysteriöse Einbrüche von anno-dazumal, Fahrraddiebe in Velbert oder auch die hinterlistigen Griechen, die Troja mit einem Trick einnehmen, ohne ein Schloss zu knacken – und deren Headline es Barbara Kirschner besonders angetan hat. Vor einem Jahr sei sie „zum allerersten Mal in dem Neubau gewesen“, erinnert sich die zuständige Fachbereichsleiterin , „nur eine absolut leere Hülle. Da war nix“. Und sogar seit ihrem letzten Besuch vor 14 Tagen habe sich wirklich noch eine Menge entwickelt, staunt sie heute. „Vor allem aber bin ich beeindruckt, mit welchem Herzblut Yvonne Gönster hier rangeht.“

Ein reines Frauen-Team

Hereinspaziert! Barbara Kirschner, Fachbereichsleiterin Bildung/Kultur/Sport ist von der Entwicklung in dem Neubau und von dem Einsatz des Teams ordentlich beeindruckt.
Hereinspaziert! Barbara Kirschner, Fachbereichsleiterin Bildung/Kultur/Sport ist von der Entwicklung in dem Neubau und von dem Einsatz des Teams ordentlich beeindruckt. © FUNKE Foto Services | Alexandra Roth

Die alte Schau ist im Sommer 2019 geschlossen worden, im Sommer darauf zog das Team in die aufwändig – innen wie außen – renovierte Villa Herminghaus um. Die gehört nicht nur zum Museum, sondern ist jetzt per Gang auch fest mit diesem verbunden. Gönster ist seit ein paar Wochen nicht mehr länger „nur“ kommissarische, sondern höchstoffiziell „richtige“ Leiterin des Museums. Und hat in ihrem Team ausschließlich Frauenpower: Karina Medic, wissenschaftliche Volontärin und Restauratorin, die neue FJSlerin Mara Sophie Thelen, und als Mitarbeiterinnen in der Verwaltung Monika Schmidt und Sabine von Hagen.

Büro von Velbert Marketing zieht ein

Im Foyer – dieser Bereich taugt auch für Veranstaltungen mit bis zu 70 Sitzplätzen – hängen die Schlüsselwolke von Kurt Lange und, ein bisschen so wie Klamotten in einer Waschkaue, Transportkörbe aus der Schloss- und Beschlagbranche. Außerdem zieht dort ebenfalls zum 8. Oktober das noch in der Fußgängerzone Friedrichstraße ansässige Tourismusbüro von Velbert Marketing ein.

Auftakt mit Fest-Wochenende

In der Dauerausstellung geht es nicht nur um die Vergangenheit.
In der Dauerausstellung geht es nicht nur um die Vergangenheit. © FUNKE Foto Services | Alexandra Roth

Zum Eröffnungswochenende, 8. bis 10. 10., jeweils 10 bis 18 Uhr, gibt’s drinnen und draußen ein Programm u. a. mit Schmiede-Vorführungen, Tombola, Kurzführungen, Musik- und Kunstschule (Walking Acts) und Mitmach-Aktionen. So können Kinder z. B. Schmuckkästchen bemalen und dekorieren. Der Eintritt ist durchgängig frei, bleibt es noch bis zum 8. 12. und später jeweils an einem Wochenende im Monat.

Fünf Millionen Euro

Das neue Schloss- und Beschlägemuseum – den eigentlichen Neubau hat der städt. Fachbereich Immobilienservice konzipiert – kostet insgesamt rund fünf Millionen Euro. Das Projekt wird kräftig gefördert; Geld fließt vom Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat sowie vom NRW-Ministerium für Heimat, Kommunales, Bau und Gleichstellung aus dem Programm Stadtumbau West.

Eine Branche mit Tradition und Zukunft

Zum Thema „Schloss- und Beschlagindustrie: eine Branche mit Tradition und Zukunft“ findet am Freitag, 8. Oktober, um 18.30 Uhr im neuen Museum eine Podiumsdiskussion statt.

Anmeldungen dafür sind ab sofort unter der Museums-Hotline 02051 262285 oder per E-Mail an museum@velbert.de möglich.

Mehr Bilder finden Sie auf www.waz.de/velbert.