Velbert-Mitte. Die Eröffnung des Schloss- und Beschlägemuseums in Velbert muss abermals verschoben werden. Der Aufbau ist künftig zeitgerafft als Video sehen.

Das Ständerwerk der neun „Häuschen“ bzw. Module, die für Epochen und Kulturen wie Römisches Reich, Mittelalter oder Renaissance stehen und diese gestalterisch aufgreifen, war noch nicht ganz abgeschlossen. So der Stand beim letzten Baustellenrundgang durch das Deutsche Schloss- und Beschlägemuseum von morgen und übermorgen, aber seither hat sich an der Ost-/Kolpingstraße so Einiges getan. Von dem skelettartigen Innenleben ist kaum noch etwas zu sehen: Der Schreiner hat die Module beplankt, hat Wandausschnitte für die Monitore gemacht und hat Nischen mit Türchen für den kindgerechten Rundgang gefertigt. Und doch muss die ursprünglich für Sommer 2020 geplante Eröffnung abermals verschoben werden.

Vermutlich öffnen sich im Herbst die Türen

Der Maler und Lackierer Sven Ströter ist schon seit Wochen in der Ausstellungshalle aktiv. Wenn alles fertig ist, will er sich das Museum als Besucher anschauen.
Der Maler und Lackierer Sven Ströter ist schon seit Wochen in der Ausstellungshalle aktiv. Wenn alles fertig ist, will er sich das Museum als Besucher anschauen. © FUNKE Foto Services | Christof Köpsel

Sie rutscht vom Frühjahr oder Sommer diesen Jahres – so die letzte Auskunft vom Dezember 2020 – nunmehr voraussichtlich auf kommenden Herbst. Dr. Yvonne Gönster trägt’s mit Fassung – „Schön ist das nicht, aber es soll ja schließlich wirklich gut werden.“ – und kann natürlich eine ganze Reihe von Gründen für die Verzögerungen benennen. Nach Auskunft der kommissarischen Leiterin (seit 1. April), der zuvor die Projektleitung für Umzug und Neubau übertragen worden ist, machten u. a. nicht zuletzt Corona-bedingte Probleme wie Material-Lieferschwierigkeiten einen Strich durch die (Zeit-)Rechnung, musste zudem der Boden der Ausstellungshalle überarbeitet werden, was zu einer Zwangspause für den Schreiner führte.

Endlich auch eigene Außenanlagen

Das grüne, klar gegliederte Ambiente vor der Ausstellungshalle und der Villa Herminghaus ist abgesehen von drei noch fehlenden Fahnenmasten fertig. Nüchtern, chic und irgendwie auch elegant sieht das Ganze aus, „aber nicht kalt“, wirft die Hausherrin ein. Sie freue sich darauf, endlich Außenanlagen zu haben, „auch für Veranstaltungen“; und das Ensemble der beiden doch sehr unterschiedlichen Gebäude findet sie „super“.

Aufbau im Zeitraffer zu sehen

Links die neue Ausstellungshalle, rechts die Villa Herminghaus: Zwischen beiden Gebäuden liegen nicht nur mehrere Meter, sondern auch mehrere Generation. Nun gehören sie zusammen.
Links die neue Ausstellungshalle, rechts die Villa Herminghaus: Zwischen beiden Gebäuden liegen nicht nur mehrere Meter, sondern auch mehrere Generation. Nun gehören sie zusammen. © FUNKE Foto Services | Christof Köpsel

Innen werkelt derweil Sven Ströter. Der Maler und Lackierer ist schon seit vier Wochen in der Halle im Einsatz: „Ich werde bestimmt mal hingehen und es mir anschauen“, sagt er, „wenn alles fertig ist.“ Und womöglich können in einigen Monaten künftige Besucher auch Sven Ströter bei der Arbeit sehen: In der Ausstellungshalle läuft nämlich werktäglich eine Kamera, die den Aufbau filmt. Daraus wird ein Zeitraffer-Video geschnitten und gezeigt.

Wolke wird ins rechte Licht gesetzt

Vertraut und schön: Im Foyer des Neubaus hängt schon die gut und gerne 1000-teilige, aus dem Forum Niederberg umgezogene Schlüsselwolke. Der Künstler und Kunstschmied Kurt Lange hat sie persönlich abgebaut, mit in seine Werkstatt genommen, von der Form her überarbeitet und ans neue Ambiente angepasst – und schließlich wieder eigenhändig aufgehängt. Künftig wird die Wolke auch eigens angestrahlt.

Die Exponate platzieren

Und wie geht’s nun weiter? Im Juli werden die Vitrinen angeliefert und die Medientechnik installiert, gefolgt von den grafischen Arbeiten rund um die Exponate. „Das klingt nicht nach viel“, sagt die Archäologin, die in dem deutschlandweit einzigartigen Industriemuseum, das jetzt erstmals in seiner Geschichte ein eigenes Gebäude und damit auch eine eigene Adresse bekommt, vor ihrer Leitungsaufgabe wissenschaftliche Mitarbeiterin war.

Mittels Licht Stimmungen und Szenarien schaffen

Drei bis vier Wochen hat das kleine Team sodann für das Einräumen und genaue Platzieren der Exponate einkalkuliert. Abschließend muss die Beleuchtung ausgerichtet werden. Ganz individuell und exakt. „Wir wollen verschiedene Szenarien erschaffen, die mittels Tablet gesteuert und aktiviert werden.“ Für die Taschenlampen-Führungen etwa stelle sie sich eine düstere Szenerie vor.

Zwischen sicher und unsicher

Bei der letzten Dauerausstellung stand konzeptionell vor allem die Entwicklung der Schließtechnik mit ihrem jeweiligen kulturgeschichtlichen Zusammenhang im Vordergrund. Künftig ist das große Leitmotiv das Spannungsfeld zwischen Sicherheit und Unsicherheit.

Die Besucher können sich die Schau buchstäblich erschließen. Sie bekommen nämlich anstelle einer Eintrittskarte Schlüssel und Plastikkarte, mittels derer sie Schlösser und Schiebetüren öffnen und Attraktionen auslösen können.

Beim Gedanken an den Herbst hat die Museumschefin selbstverständlich auch die Frage im Hinterkopf, wie sich bis dahin wohl hierzulande die Corona-Pandemie entwickelt haben wird. Eine Variante schließt sie persönlich jedoch schon heute kategorisch aus: „Eine rein digitale Eröffnung macht keinen Sinn.“