Velbert. Schritt für Schritt geht das neue Schloss- und Beschlägemuseum in Velbert seiner Eröffnung entgegen. Das Team hofft auf ein Fest mit Publikum.

Wer will fleißige Handwerker seh’n? – Der könnte bei einem Innenstadtbummel einen kleinen Schlenker dranhängen und zur Ecke Ost-/Kolpingstraße gehen. Denn dort ist die Fassade des neuen Deutschen Schloss- und Beschlägemuseums in Velbert aus gebürsteten Aluplatten mittlerweile fast komplett. Und wer durch eines der Fenster lugt, der entdeckt innen die beauftragten Schreiner, die dort an den Häuschen bzw. Modulen der Ausstellung arbeiten. „Is’ schön geworden, müssen Sie doch zugeben“, sagt Dr. Yvonne Gönster beim Baustellenrundgang. Die wissenschaftliche Mitarbeiterin verantwortet federführend Konzeption und Innenausstattung des Museums von morgen.

Stifter und Förderer helfen nach Kräften

Das Ständerwerk für die Module der Dauerausstellung ist nahezu fertig. Projektleiterin Yvonne Gönster geht von einer Eröffnung gen Frühjahr/Sommer 2021 aus.
Das Ständerwerk für die Module der Dauerausstellung ist nahezu fertig. Projektleiterin Yvonne Gönster geht von einer Eröffnung gen Frühjahr/Sommer 2021 aus. © FUNKE Foto Services | Julia Tillmann

Letztere kostet rund 350.000 Euro. Der LVR gibt 150.000 dazu; Förderungsgemeinschaft sowie Stiftung des Museums unterstützen das Vorhaben tatkräftig durch Sach- und Geldspenden. „Ohne sie wäre vieles einfach gar nicht möglich“, erzählt Gönster und hebt hervor, dass Stifter und Förderer z. B. die gesamte digitale Medientechnik bezahlen: „Das ist quasi das I-Tüpfelchen.“

Haus bekommt ein neues Logo

Der Schriftzug über dem Haupteingang fehlt noch, der demnächst Genaues über Inhalt und Gehalt des Neubaus verraten wird, ebenso die beiden Schlüssel an zwei gut sichtbaren Stellen der Fassade in der Oststraße, die in großem Maßstab das neue Logo aufgreifen: ein stilisierter Schlüssel. Griff bzw. Reide – wie die Fachfrau sagt – entspreche dem D von „Deutsches“, der Bart dem M von Museum.

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Rundgang durch verschiedene Epochen und Kulturen

Das Ständerwerk der Module, die für Epochen und Kulturen wie Römisches Reich, Mittelalter oder Renaissance stehen und diese gestalterisch aufgreifen, ist nahezu abgeschlossen. Im nächsten Schritt oder mitunter auch parallel geht’s an die Elektrik für Lampen, Bildschirme und Lautsprecher. Anschließend werden die Konstruktionen der Module beplankt, also verkleidet: „Dann kommt der Feinschliff.“

Arbeiten an den Außenanlagen laufen

Die schmucke Villa Herminghaus ist mehr als etwa nur eine Ergänzung zu der neuen Ausstellungshalle. Nicht zuletzt steht dieses Baudenkmal auch für ein Stück Industriegeschichte von Velbert.
Die schmucke Villa Herminghaus ist mehr als etwa nur eine Ergänzung zu der neuen Ausstellungshalle. Nicht zuletzt steht dieses Baudenkmal auch für ein Stück Industriegeschichte von Velbert. © FUNKE Foto Services | Julia Tillmann

Die Außenanlagen halbrund um die schon vor Monaten schmuck hergerichtete Villa Herminghaus sowie zwischen Villa und Museumsneubau sind in Arbeit, gewinnen an Kontur – und machen schon jetzt deutlich mehr her als wenige zig Meter davor die Kolpingstraße längs der Stadtgalerie. Im Foyer bleibt so Einiges zu tun. Dort muss der Trockenbauer noch den Thekenbereich vorbereiten, muss anschließend die Theke errichtet werden. Aktuell werden auch die grafischen Arbeiten wie Beschriftungen, Ausstellungstexte und Piktogramme vorbereitet.

Blasebalg aufwändig restauriert

Der Blasebalg der Wönnemannschen Schmiede – „Das Herzstück der Sammlung“ und ein Geschenk zur Gründung des Museums – ist bereits aus der Restaurierung zurück. Damit seien ein Leder- und ein Holzrestaurator beauftragt worden, berichtet Karina Medic, wissenschaftliche Volontärin seit Dezember 2019. Sonst hätten dem Blasebalg massive Transportschäden gedroht. Dritte im Bunde der „Frauenpower“ (Gönster) ist die FSJlerin Natalie Bolte (seit September). Sie hat jetzt alte Zeitungen mit Blick auf Straftaten gesichtet und ausgewertet. Passend zu dem Oberthema bzw. Leitmotiv „Sicher – unsicher“ und sie kann schon vermelden, dass es schon im 19. Jahrhundert in Velbert „ganz viele Fahrraddiebstähle“ gegeben hat.

Alte Kegelbahn wird Teil des Depots

Die Drei zusammen managen Umzug und Aufbau und müssen im Januar zudem so richtig ran, wenn das Museumsdepot mit seinen ca. 17.000 Exponaten zu zwei Dritteln im Keller des Forum Niederberg intern verlagert werden muss. „Wir wissen das seit einem Jahr“, so Gönster, „und bekommen dafür eine der drei ehemaligen Kegelbahnen, die für unsere Zwecke mit einem Rollregalsystem ausgestattet wird.“ Ausgestellt und gezeigt werden später rund 600 Exponate, das geht vom Miniatur-Vorhängeschloss bis zum wuchtigen Tresor.

Hoffnung auf Eröffnung mit Gästen und Publikum

Das ist der Fahrplan für die ersten Ausstellungen

Die erste Ausstellung in der Villa Herminghaus wird dem Werdegang des deutschlandweit einmaligen Fachmuseums selbst gewidmet. Die erste wirkliche Sonderschau soll sich dann um die Geschichte der Firmen Tiefenthal und Herminghaus sowie um die der Villa drehen.

Und die zweite Sonderausstellung soll dann passend zu dem Themenjahr des Arbeitskreises Bergischer Museen „Mobilität“ konzipiert werden.

Die Eröffnung ist für Frühjahr oder Sommer geplant. „Es ist echt unser aller Anliegen. dass das dann auch wieder geht. Eine Eröffnung ohne Publikum wäre wirklich traurig“, sagt Yvonne Gönster angesichts der geltenden und möglicherweise noch kommenden Corona-Restriktionen. Der Neubau entfalte zusehends mehr Außenwirkung, etwa im Umfeld des Arbeitskreises Bergischer Museen. „Durch das Netzwerk kommt unfassbar viel rüber. Es sind alle beeindruckt, vor allem davon, dass eine Stadt in solchen Zeiten ein neues Museum baut.“