Der beliebte Hubbelsgasser Weihnachtsmarkt fällt der Corona-Krise zum Opfer. Organisator Wilbert Hager nennt die Gründe für die Absage.
NevigesEs ist ein Datum, das auch Tönisheider, die längst nicht mehr hier leben, fest im Kopf haben: das zweite Adventswochenende. Dann trifft man „Hinz und Kunz“ auf dem Kirchplatz, es gibt Live-Musik von der Bühne, und vor jeder Holzbude riecht es nach gebrannten Mandeln, Glühwein, Bratwurst – eben nach Weihnachtsmarkt. Nicht zu vergessen der prächtige Baum, geschmückt mit Lichterketten und bunten Päckchen. Doch dieses Jahr bleibt der Kirchplatz am zweiten Advent leer: Auch der „Hubbelsgasser“ fällt der Corona-Krise zum Opfer, wie schon der Martinszug und der Karnevalsumzug der KG Zylinderköpp.
Wilbert Hager, in Tönisheide auch liebevoll „Mr Hubbelsgasser“ genannt, hätte den fröhlichen Budenzauber allzu gern auch zum 37. Mal auf die Beine gestellt. „Aber es geht einfach nicht. Sollte etwas passieren, kann ich mich ein halbes Jahr im Keller verstecken, weil alle sagen: Du bist es gewesen.“ Die Befürchtung, dass sich Menschen bei diesem Weihnachtsmarkt mit dem Corona-Virus infizieren könnten, ist nicht unbegründet: Denn der Hubbelsgasser auf Distanz – das ist einfach schwer vorstellbar.
Die Auflagen sind nicht zu stemmen
Die Entscheidung hat sich Wilbert Hager, seit fast 50 Jahren Florist, Friedhofsgärtner und Vorsitzender der Werbegemeinschaft Tönisheide, nicht leicht gemacht. Schließlich wisse er genau, was dieser Weihnachtsmarkt für die Menschen hier bedeute: „Seit Tagen kommen immer wieder Leute in mein Geschäft und fragen nur: Was ist denn jetzt, gibt’s was Neues?“ Schon vor dem Gespräch mit dem Ordnungsamt der Stadt Velbert habe er angesichts der steigenden Infektionszahlen kein gutes Gefühl gehabt bei dem Gedanken, wie jedes Jahr gemeinsam mit fleißigen Helfern die Holzbüdchen aufzustellen. Jetzt, nach dem Gespräch, habe er die Gewissheit: „Es geht einfach nicht. Diese Auflagen können wir nicht stemmen.“
WC alle 30 Minuten reinigen
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Damit ihn niemand falsch verstehe: „Es ist ja richtig, dass die Auflagen so hoch sind. Es geht ja auch einfach um viel.“ Ein paar Beispiele aus der Liste, die Wilbert Hager mit seinem Team hätte abarbeiten müssen: „Wir müssten das Gelände einzäunen, dazu ist ein Notausgang vorgeschrieben, der jederzeit frei sein muss.“ Die Holzbuden, die immer so viel Gemütlichkeit ausstrahlen, sollten viel weiter auseinander stehen, zudem ist ein „Einbahnstraßen-System“ vorgeschrieben mit Schildern und Markierungen. Und damit nicht genug, so zählt Wilbert Hager weiter auf: „Der WC-Wagen muss alle 30 Minuten desinfiziert werden, ebenso alle Stehtische.“ Auch hätte die Werbegemeinschaft Tönisheide als Veranstalterin einen Security-Dienst organisieren müssen. „Wie soll das alles gehen?“
Fraglich, ob Glühwein erlaubt ist
Dazu komme die Ungewissheit, wie viel Leute überhaupt am zweiten Adventswochenende Zutritt auf den Kirchplatz hätten. „Im Moment ist die Rede von sieben bis zehn Quadratmetern pro Person. Aber wer weiß, was im Dezember ist? Und bei zehn Quadratmetern, da dürften gerade mal 90 Leute auf den Platz.“ Fraglich sei auch, ob in sechs Wochen überhaupt Alkohol ausgeschenkt werden dürfe. „Aber ein Weihnachtsmarkt ohne Glühwein, das rechnet sich einfach nicht.“ Wäre Alkohol erlaubt, hätte das allerdings auch einen Haken, so Hager: „Mit Glühwein, da werden auch mal die Gefühle locker, da nimmt man sich schon mal spontan in den Arm.“ Alles tabu in diesen Zeiten.
Absage aus Fürsorgepflicht
Erlaubt ist auch nicht das Zelt, das im letzten Jahr zum ersten Mal auf dem Kirchplatz stand und gerade bei schlechtem Wetter sehr gut besucht war. Aber es sind nicht nur die hohen Auflagen, die Wilbert Hager und sein Team davon abhalten, wie jedes Jahr die Ärmel aufzukrempeln. Der Hauptgrund sei schlicht und ergreifend Fürsorge. „Ich bin wirklich sehr traurig, aber ich kann das einfach nicht verantworten.“
In 37 Jahren ist dies das zweite Mal, dass der Hubbelsgasser ausfällt. Der erste Grund war weitaus schöner: Vor etwa 15 Jahren versank Tönisheide im Schnee, wie sich Wilbert Hager erinnert: „Wir haben damals nur geräumt und gemacht und getan. Aber es war unmöglich.“ Das wäre doch mal was fürs nächste Jahr, der Kirchplatz mit allen Büdchen weiß überzuckert. Dann ist auch „Mr. Hubbelsgasser“ wieder voll in Aktion, hängt Pakete in den Weihnachtsbaum, platziert akribisch genau die Lichterkette. Und hat, ist alles fertig, auch selbst jede Menge Spaß. So hoffen jetzt alle.