Langenberg. Nach langer pandemiebedingter Pause kehrt die IHLA-Combo auf die Langenberger Bühne zurück, zumindest zur Probe. Und denkt schon an Weihnachten.

Es ist zugig geworden an diesem Dienstagabend, die Dämmerung hat den Tag besiegt, nur noch ein winziger Streifen Licht steht am Horizont.

Die kleine Gruppe, die sich im Wohnzimmer von Familie Sinha eingefunden hat, stimmt spontan „Feliz Navidad“ an, den Klassiker der hispanischen Weihnachtsmusik: Gero und Christine Sinha mit ihrem Sohn Roy rascheln leise mit ihren Percussions, Samer Mouhammad und Ann-Kathrin Schneider dazu.

Dann erfüllt die sanfte Stimme von Sina Khudida den spärlich beleuchteten Raum mit den ersten Worten, während Musiklehrer Wolfgang Overheid aus dem alten Weihnachtslied an der Gitarre kurzerhand eine Rumba macht. Vielleicht hat Hesse seinen Vers mit den Anfängen, denen immer ein Zauber innewohne, damals genau für solche Momente geschrieben.

Probe im Deilbachsaal

Die Bandbreite der IHLA-Combo ist groß – nicht nur Percussion gehört dazu, auch die Gitarre.
Die Bandbreite der IHLA-Combo ist groß – nicht nur Percussion gehört dazu, auch die Gitarre. © FUNKE Foto Services | Socrates Tassos

Drei Tage zuvor: Von Weihnachtsstimmung ist im Deilbachsaal der Windrather Talschule nichts zu spüren. Gerade hat die riesige IHLA-Combo – insgesamt 16 Leute unter Federführung von Gero Sinha, dem Vorsitzenden der Integrationshilfe Langenberg (IHLA) – „Jambo Bwana“ gespielt, es klingt beinahe zu gut für eine Gruppe, die höchstens einmal im Monat probt.

Natürlich: Der Aufforderung der professionellen musikalischen Leitung („muss es ja auch geben, sonst gerät alles durcheinander“), doch endlich mal in C-Dur zu spielen, kommen die Wenigsten nach; was daran liegen dürfte, dass die Wenigsten C-Dur kennen; was aber kein Problem ist, denn Halbsätze wie „ein bisschen höher“ oder „nein, etwas tiefer“ erzielen hier sowieso weit mehr Wirkung.

Combo vereint Einheimische und Geflüchtete

Es geht bei der IHLA-Combo schließlich bei weitem nicht um musikalische Perfektion, nicht mal wirklich um Können. Oder, wie es Roy Sinha, Sohn des Vorsitzenden, mit der seiner Sprechweise eigenen Süffisanz ausdrückt: „Wenn die Leute uns sehen, haben sie erstmal gar keine Erwartungen mehr an diesen bunten Haufen.“

Roy Sinha, der Sohn des IHLA-Vorsitzenden, nennt die Combo scherzhaft „untalentierter Haufen“ – doch das ist klares Understatement.
Roy Sinha, der Sohn des IHLA-Vorsitzenden, nennt die Combo scherzhaft „untalentierter Haufen“ – doch das ist klares Understatement. © FUNKE Foto Services | Socrates Tassos

Die Combo, die Einheimische und Geflüchtete unter dem Dach der Töne und Melodien vereint, will vor allem einfach Musik machen. Oder, wie Samer Mouhammad es präzise beschreibt: „Wenn ich trommle, ist das Nahrung für meine Seele.“

Bemerkenswertes Talent auf vielen Ebenen

Bei der Probe im Deilbachsaal, in dieser riesigen Besetzung, will „Feliz Navidad“ noch nicht so richtig klappen, dafür verstricken sich die Musiker zu sehr in Details, das Lied verliert seine Leichtigkeit, wenn es zu sehr ins Korsett der Vorgaben gezwängt wird.

Das aber hält Musiklehrer Overheid nicht davon ab, es drei Tage später im Wohnzimmer von Familie Sinha noch einmal zu versuchen; im kleinen Kreis, in der Rumba-Version und diesmal mit dem bekannten, ziemlich perfekten Ergebnis.

Dem Understatement vom „untalentierten Haufen“, das Roy Sinha gerne bemüht, sollte nicht getraut werden. Die IHLA-Combo ist bemerkenswert talentiert; auf menschlicher Ebene sowieso, aber auch musikalisch.

Drei Musikvideos veröffentlicht

Die Mitglieder der IHLA-Combo vermissen den Auftritt vor Publikum. Geprobt wird dennoch fleißig weiter.
Die Mitglieder der IHLA-Combo vermissen den Auftritt vor Publikum. Geprobt wird dennoch fleißig weiter. © FUNKE Foto Services | Socrates Tassos

Drei Musikvideos hat die Combo bisher veröffentlicht, das letzte ein arabisches Liebeslied von Abdulrahman Mohammed und Khalid Barzanji mit dem Titel „Kolo Laha“, „Sag es ihr“, in dem Verse auftauchen wie „Egal, wie lang wir getrennt sind, ich werde sie nicht vergessen“.

Solche Lieder würde die Combo gerne mal wieder bei Auftritten darbieten, so wie seit 2017 beinahe dreißig Mal, aber das könnte kompliziert werden in nächster Zeit. Da bleiben also nur die monatlichen Proben, die Musikvideos – und natürlich die Sessions im Haus von Familie Sinha.

Und wie die ersten Verse dieser improvisierten Version von „Feliz Navidad“ so durch das Wohnzimmer fliegen, getragen von Khudidas weicher Stimme und Overheids Zupfen und den zahlreichen sanften Percussions, da, ja, Hesse wusste es ganz sicher, wohnt auch diesem Anfang ein großer Zauber inne.

Vor der Teilnahme anmelden

Pandemiebedingt probt die IHLA im Moment nur einmal im Monat. Interessierte sollen sich vorher bitte bei Gero Sinha anmelden.

Wer weitere Informationen sucht, findet sie auf ihla-verein.de (dort gibt es – wie bei YouTube – auch die Musikvideos der Combo) oder kann sich direkt bei Sinha melden unter 0176 64377078 oder per Mail an sinha@ihla-verein.de.