Velbert-Langenberg. Die ILHA arbeitet momentann vor allem über soziale Medien. Ein ambitioniertes Musikprojekt wird in den nächsten Tagen dennoch realisiert werden.
„Unsere Projekte – Chor, Familiencafé, Frauenprojekt – ruhen gerade alle“, sagt Gero Sinha, erster Vorsitzender der Integrationshilfe Langenberg e.V. (IHLA). Denn Corona macht vor sozialen Projekten nicht Halt. Und so müssen Sinha und seine Kollegen improvisieren: „Der Kontakt zu den Geflüchteten ist schon noch da, aber alles läuft über WhatsApp, Facebook oder Telefon.“
Notwendige Behördengänge organisieren
Trotz des gesellschaftlichen Stillstandes, gibt es noch immer viel zu organisieren. Da wären etwa die notwendigen Behördengänge. „Darum kümmern sich die Paten, sie begleiten die Menschen auf persönlicher Ebene“, sagt Sinha. Bei manchen Unterfangen wird die Hilfe aber schwierig: Beim Schulunterricht über Video-Plattformen etwa. „Das ist herausfordernd für all jene, die medientechnisch nicht so ausgestattet sind.“ So käme es oft vor, dass Familien keinen Laptop besäßen oder sich beispielsweise drei Kinder ein Gerät teilen müssten. „Diese Probleme gibt es allerdings auch bei deutschen Familien.“
Musik im Ausnahmezustand
Eine Ausnahme ist die IHLA-Combo. Für das Musikprojekt hat sich die Integrationshilfe einen ganz besonderen Weg ausgedacht. „Jeder kommt einzeln in unser Musikstudio“, sagt Sinha, „und nimmt dort auf und wird gefilmt“. So könne das Social Distancing eingehalten werden und trotzdem hochwertige Musik entstehen. Das Video soll innerhalb der nächsten zwei Wochen veröffentlicht werden. Um besser üben zu können, durften die Musiker die Instrumente der IHLA sogar mit nach Hause nehmen.
Kinder bekommen kleine Aufgaben
„Wir schicken gerade den Kindern immer wieder kleinere Aufgaben zu den Instrumenten, damit sie den Spaß nicht verlieren“, sagt Sinha. Eigentlich war für den 25. April ein großes Musikfest in Kooperation mit der Stadt Velbert geplant gewesen, das musste aber abgesagt werden. „Wir werden das wohl auf nächstes Frühjahr verschieben“, erklärt der Vorsitzende. In der Zwischenzeit hoffen die Integrationshelfer, dass wenigstens die Proben bald wieder stattfinden können.
Flüchtlinge verstehen die Corona-Situation
Mit mangelndem Verständnis sehen sich die Mitarbeiter indes nicht konfrontiert. „Die Menschen verstehen die Corona-Situation zu einhundert Prozent. Sie hören die Nachrichten aus ihren Heimatländern, wo die Situation wegen der schlechten Gesundheitssysteme oft sehr schlimm ist, und isolieren sich daher umso stärker.“ Die IHLA selbst versucht ebenfalls, den Menschen Informationen an die Hand zu geben, um sie vor Falschmeldungen zu schützen. „Denn Fake News kommen von allen Seiten.“
Kinder sind länger in der Familie
„Grundsätzlich geht es den geflüchteten Kindern wie den deutschen Kindern: Sie können weder Fußball spielen noch Fahrrad fahren“, sagt Sinha. Das Gute sei, dass Geflüchtete oftmals aus ihrer Kultur gelernt hätten, in der Familie zusammenzuleben. „In Syrien, Irak oder Iran gibt es keine Kitas“, erklärt Sinha, „die Kinder sind sowieso länger zu Hause“. So wisse er etwa von zahlreichen Familien, die die Zeit für ausgiebige Spaziergänge nutzten. „Die meisten können mit der Situation gut umgehen.“
Gruppe wurde 2017 gegründet
Die ILHA-Combo, die in den kommenden Tagen ihr professionell produziertes Social-Distancing-Video veröffentlichen wird, wurde im Jahr 2017 gegründet und kooperiert heute mit der Musik- und Kunstschule.
Mittlerweile gehören ihr zwanzig Kinder, Jugendliche und Erwachsene aus acht Ländern an. Die Gruppe nimmt Menschen ohne Vorkenntnisse auf, besteht jedoch aus einem Kern von erfahrenen Musikern.