Langenberg. Zwölf Ladenlokale stehen in Langenberg aktuell leer. Doch die Stadtverwaltung ist guter Dinge, lobt vor allem das Engagement der Langenberger.
Zwölf Leerstände zählt die Stadtverwaltung aktuell in Langenberg, an der Hauptstraße hat erst kürzlich ein weiteres Geschäft geschlossen. Zudem hat die Commerzbank angekündigt, ihre Filiale nach der Corona-Zwangspause nicht wieder zu öffnen. Bei manchen Geschäften könnte es in naher Zukunft eng werden, weil die Nachfolger für die Inhaber fehlen.
„Trotzdem“, sagt Jörg Ostermann, „ist die Situation in Langenberg nicht mit Neviges oder Velbert-Mitte vergleichbar.“ Er sehe die Lage durchaus noch positiv, sagt der Planungs- und Immobiliendezernent, „aber die Leerstände bereiten uns natürlich auch Sorge.“
Lob für das Engagement in Stadtbezirk
„Es gibt jedoch jede Menge gute Initiativen aus dem Stadtbezirk selbst“, fährt Ostermann fort. „Die Soko, der Bürgerverein oder die Werbegemeinschaft engagieren sich enorm.“ Auch Heike Möller lobt das Engagement der Langenberger. „Es gibt dort einen sehr kreativen Umgang mit den Leerständen im Einzelhandel“, lobt die Stadtplanerin und Fachbereichsleiterin Stadtentwicklung bei der Stadt Velbert.
So habe sich etwa in den 1990er Jahren der Bücherstadt-Verein gegründet und leere Ladenlokale mit kleinen Buchläden bestückt. „Es gibt mehrere Galerien, auch das Alldiekunst-Haus ist ja in einer ehemals leerstehenden Immobilie entstanden.“
Kreativer Umgang mit Leerständen
Abgesehen davon, dass durch solche Initiativen Leerstände überbrückt würden, „trägt dieses kulturelle Angebot auch positiv zum Image des Stadtbezirks bei“, ist sich Heike Möller sicher. Ein wichtiger Punkt, schließlich sei Langenberg auch durch Veranstaltungshäuser wie Bürgerhaus, VG, Alldie oder die Eventkirche auch Anziehungspunkt für Menschen aus der Umgebung.
Dazu komme das touristische Angebot, etwa der Kletterpark, und die zahlreichen Wandermöglichkeiten – sprich: Tourismus. „Langenberg ist auch äußerlich attraktiv“, sagt Heike Möller. „Also müssen wir dafür sorgen, dass es im Einzelhandel Dinge gibt, die man sonst nicht bekommt. Nischen besetzen.“
Corona erschwert die Lage zusätzlich
Interessenten für die zwölf Leerstände gibt es allerdings nur wenige. „Das ist vor allem Corona geschuldet“, erläutert Wilfried Löbbert, der Leiter des städtischen Fachbereichs Wirtschaftsförderung. Doch auch ohne Pandemie sei die Nachfrage für Langenberg eher gering.
„Wenn etwas reinkommt, wollen die Leute eher nach Neviges oder Mitte.“ Dabei habe die Wirtschaftsförderung zumindest ein bisschen die Möglichkeit, die Ansiedlung zu steuern, sagt Löbbert: „Wenn wir sehen, dass die Ansätze im Sortiment gut nach Langenberg passen, dann unterbreiten wir auch entsprechende Vorschläge.“
Digitales Standbein ist auch wichtig
„Wir müssen die Leute in die Altstadt holen“, ergänzt Jörg Ostermann. „Wir setzen in Langenberg auf Veranstaltungen und Tourismus. Und da ist Corona natürlich ein Schlag ins Kontor, weil ja eine ganze Zeit lang alles ausgefallen ist.“
Ganz wichtig für die Einzelhändler sei allerdings auch das digitale Standbein, sagt Wirtschaftsförderer Wilfried Löbbert. „Da ist die Werbevereinigung ja schon gut vorgeprescht“, lobt auch er das Engagement. „Die Homepage ist sehr gut aufgebaut, bietet viel.“ (www.velbert.la)
Ähnlich gestrickt wie diese Homepage sei das Digitale Schaufenster des Velberter Stadtmarketings – weitere Infos auf https://stadtmarketing.velbert.de/einkaufen/velbertgemeinsamstar – das eine umfängliche Darstellung des gesamten Velberter Einzelhandels im Netz ermöglichen soll. „Wir starten ganz behutsam“, erläutert Löbbert: „Die Unternehmen präsentieren sich auf einer zentralen Webseite mit ihrem Angebot und ihren Öffnungszeiten.“
Förderung und Beratungscoaches
„Aktuell telefonieren wir viel, um den einen oder anderen noch dazu zu bewegen mitzumachen“, sagt Löbbert. Für die Gesamtstadt peile er eine dreistellige Teilnehmerzahl an, „sonst bringt das nicht so viel.“ Zusätzlich zum Schaufenster stellt er Unternehmern auch Förderung in Aussicht.
„Bis zu 12.000 Euro sind möglich“, so Löbbert. Dazu gebe es die Möglichkeit, Beratungscoaches hinzuzuziehen. „Das alles sollte doch Mut machen, sich an die Digitalisierung zu wagen.“ Zumal Corona lediglich eine Entwicklung beschleunigt habe, die sich schon länger abzeichne, ergänzt Heike Möller.
Lob für die Gastronomie
Was das gastronomische Angebot angehe, sei Langenberg sehr gut aufgestellt, loben Jörg Ostermann, Wilfried Löbbert und Heike Möller. „Da ist Vielfalt und es hält sich.“
Was Wirtschaftsförderer Wilfried Löbbert besonders freuen würde: „Wenn ein Eigentümer weiß, dass es bald einen Leerstand in seiner Immobilie geben kann, dann soll er sich unbedingt frühzeitig melden.“ So könne dann eventuell verhindert werden, dass die Immobilie lange leer stehe, so Löbbert.
Und Jörg Ostermann hofft, „dass die Langenberger auch in Zukunft viel vor Ort kaufen und die Nachfrage ankurbeln.“