Velbert. Während der Buchhandel nach der Wiedereröffnung der Läden gut läuft, fehlt Modeläden, Antiquitäten- und Elektrohandel noch der Umsatz.

Christel Ruttkowski sitzt vor ihrem Laden auf der Bank und genießt den Sonnenschein. „Das kann ich mir leisten. Die ganze Woche war es sehr ruhig. Heute habe ich gerade mal eine gebrauchte Zeitschrift für einen Euro verkauft“, blickt die Antikhändlerin am frühen Nachmittag auf ihren Umsatz.

Vor gut zwei Wochen durften die Einzelhandelsgeschäfte unter strengen Hygieneauflagen wieder öffnen. Die Einzelhändler und Dienstleister entlang der Hauptstraße profitieren recht unterschiedlich von der Lockerung der Corona-Schutzmaßnahmen. Buchhändler Peter Kape bot während der Schließung einen Verkauf durch die Tür und einen Lieferdienst an. Er ist mit seinen Kunden aus Langenberg und darüber hinaus zufrieden: „Die Leute kommen. Vor allem in den ersten Tagen nach der Wiederöffnung war zu spüren, dass es einen Nachholbedarf gab.“

Buchhändler Peter Kape freut sich über den Zuspruch der Langenberger, die sich nach der Wiederöffnung des Geschäftes vor Ort mit Literatur eindecken.
Buchhändler Peter Kape freut sich über den Zuspruch der Langenberger, die sich nach der Wiederöffnung des Geschäftes vor Ort mit Literatur eindecken. © FUNKE Foto Services | Ulrich Bangert

„Die Leute gehen nur das Nötigste raus“

Doris Drinhaus vom gleichnamigen Elektrogeschäft beklagt einen schleppenden Wiederanlauf: „Es ist sehr ruhig, die Leute gehen nur für das Nötigste raus.“ Gegenüber im Modehaus Annie Weber hofft Inhaberin Renate Gabler, dass jetzt wieder mehr Lust aufs Einkaufen entsteht. Die Zwangsschließung kam für sie zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt, um die aktuelle Frühjahrs- und Sommerkollektion an die Frau zu bringen. „Es war warm, die Sonne schien, und wir hatten zu.“ Immerhin brauchte sie der Mitarbeiterin nicht zu kündigen, die „erholsame“ Zeit nutzet sie zu Sortieren von Papieren und zum Nachdenken: „So schnell kann alles anderes werden.“

Gesunde Lebensmittel sind gefragt

Als Lebensmittelhändlerin musste Doris Kettner ihren Bioladen nicht schließen, dafür erlebte sie eine spürbare gestiegene Nachfrage: „Die Kunden standen draußen Schlange, artig im Abstand von zwei Metern. Das Gesundheitsbedürfnis steigt in Krisenzeiten mächtig. Die Leute hatten mehr Zeit zum Kochen und nahmen dazu gute und hochwertige Produkte.“ Von der Zwangsschließung ausgenommen war auch Patricia Hupe mit ihrer Naschwerkstatt. „Die Tatsache, dass ich öffnen durfte, war gar nicht so richtig angekommen“, klagt die Konditorin, der viele Hochzeiten, Konfirmationen und Kommunionsfeiern weggefallen sind, die teilweise im nächsten Jahr nachgeholt werden. „Dann wird sich alles auf einmal knubbeln.“

Nach wochelenlanger Schließung durch die Coronakrise durfte Renate Gabler ihr Damenmodegeschäft in Langenberg wieder öffnen. Sie hofft auf Kundschaft, die sich mit aktueller Frühjahrs- und Sommermode eindeckt.
Nach wochelenlanger Schließung durch die Coronakrise durfte Renate Gabler ihr Damenmodegeschäft in Langenberg wieder öffnen. Sie hofft auf Kundschaft, die sich mit aktueller Frühjahrs- und Sommermode eindeckt. © FUNKE Foto Services | Ulrich Bangert

Goldschmuck läuft nicht

Weil Thomas Pütz in seiner Lottoannahmestelle neben Tabakwaren auch aktuelle Presseerzeugnisse verkauft, brauchte er ebenfalls nicht schließen. „Als die anderen Geschäfte wieder öffneten, war auch hier wieder etwas mehr los.“ „So langsam merkt man, dass es wieder funktioniert“, ist Goldschmiedemeisterin Susan Böttcher erleichtert. „Neben der Umarbeitung von geerbten Schmuck werden Einzelanfertigungen nachgefragt. Dazu geben die Leute gerne mal was aus, um sich etwas Modisches zu gönnen. Der Silberbereich läuft gut, bei Goldschmuck sind die Kunden sehr zögerlich, weil der Goldpreis zurzeit sehr hoch ist.“

Wenige Aufträge für die Fotografin

Gut sechs Wochen lang hatte Miroslawa Weidemann keine Kundschaft im Geschäft, die Schneidermeisterin nähte Schutzmasken. Jetzt fehlen Kunden, die Änderungen vornehmen lassen möchten: „Es gab ja keine Möglichkeit, neue Sachen zu kaufen, die dann angepasst werden müssen. Normalerweise beginnt im März meine Saison, die bis in den Dezember geht.“ Daniela Hitzblech hatte für ihr Fotostudio volle Auftragsbücher – bis Corona kam. „Hochzeiten sind verschoben worden, daneben fotografiere ich viel in Kindertagesstätten und Schulen, die schließen mussten. Jetzt gibt es nur wenige Anfragen für Pass- oder Bewerbungsfotos.“

Kunden sind vorsichtig

Fotini Bormann kauft ihre Zeitschriften an der Langenberger Hauptstraße, vermeidet ansonsten größere Shoppingtouren: „Ich gehe nicht jeden Tag raus, weil ich Asthma habe und eine Ansteckung auf jeden Fall vermeiden möchte“,

So wie ihr geht es momentan vielen Menschen, die eine Vorerkrankung haben oder aus Altersgründen zur Risikogruppe gehören.