Langenberg. . Im ehemaligen Schlecker-Lokal werden nun antike Möbel in Langenberg angeboten. Viele der Antiquitäten stammten aus Schlössern aus ganz Europa.

Sein Name klingt so ungewöhnlich wie die Herkunft seiner Ausstellungsstücke: Marcos Rivera Y Mirkes hat ein Fachgeschäft für besonderes Mobiliar in der Kamper Straße eröffnet.

„RYM“, aus seinem Nachnamen, und „Fachgeschäft für Luxusmöbel“ heißt es in dem gläsernen Eingang neben den beiden ausladenden Schaufensterflächen – eine Front, die noch aus dem untergegangenen Reich des Anton Schlecker stammt. Statt Spüli oder Haarspray springen dem Spaziergänger nun Luxusmöbel ins Auge: Da ein Sekretär aus dem Biedermeier, dort eine Couch aus Napoleons Zeiten. Stücke aus Schlössern und Villen in Europa.

Marcos Rivera y Mirkes hatte einen Laden in Bonn

Marcos Rivera Y Mirkes ist der Sohn eines Spaniers und einer deutschen Mutter, die sich in Genf kennengelernt haben. Marcos verschlug es an den Rhein. Nach Bad Honnef zunächst und dann nach Bonn. Dort richtete er ein Geschäft an besonderer Stelle der Stadt ein: Am Koblenzer Tor vor der Universität übernahm er ein Antiquariat und bildete eine Stammkundschaft aus Unternehmern, Politikern und Wissenschaftlern. Diese Bonner Stammkundschaft, da ist Rivera inzwischen sicher, bleibt ihm auch in Langenberg treu. Hier hat er den Raum, seine Kostbarkeiten auszustellen.

In dieses ehemalige Ladenlokal von Schlecker ist der Anti
In dieses ehemalige Ladenlokal von Schlecker ist der Anti © Detlev Kreimeier

Aus vorindustrieller Zeit

„Sie stammen alle aus der vorindustriellen Zeit, aus dem Biedermeier und der napoleonischen Ära,“ schwärmt Rivera. So etwa die Biedermeier-Sitzgruppe aus einem Schloss in Norddeutschland. Er streicht über die Rückenlehne eines weiteren Möbels: „Dieses Sofa stand früher im Schloss von Prinz Löwenstein. Das Kirschholz ist mit Ebenholz eingelegt.“ Überhaupt Sitzmöbel: In der Langenberger Abteilung stehen 30 Sofas, die hier nach den Schlecker-Regalen Platz finden.

Die alten Möbel sind in einem exzellenten Zustand

Dann hält er stolz ein Stück aus sehr dunklem Holz in der Hand, das sich bei näherem Zusehen als eine Pietà aus Eiche herausstellt. Das schwere Holz ist weich und sanft bearbeitet, rührend hält die Mutter Gottes ihren Sohn in den Händen. „Eine rheinische Arbeit,“ erläutert Rivera.

Besonders eindrucksvoll ist der exzellente Zustand der Möbel. Die Tischflächen glänzen, alle Stege und Leisten aus Kirschholz, Mahagoni und andere edle Hölzer erscheinen wie gerade aus der Werkstatt geliefert. „Solche Möbel bekommt man, wenn zum Beispiel ein großer Haushalt sich kleiner setzen will.“ Alle Stücke gehen anschließend durch die eigene Restaurierungswerkstatt. „Dann stehen sie hier wie neu,“ erläutert Rivera.

Händler in Jeans und Jeansjacke

In Jeans und Jeansjacke streift er durch sein Geschäft und streicht über manches Möbel wie den Ovalen Tisch von 1820 oder eine Biedermeier-Gruppe aus 1825. Geradezu witzig ist ein Schlossturm für Kerzen. Das Licht soll durch die kleinen Turmfenster fallen. „Und wenn wir den Turm beiseite schieben, sehen wir hinter den Turm-Fenstern die liebevoll gemalten Rückseiten von Tapeten.“

Viele Geschichten hinter den Möbeln

Wenn er erklärt, welche Geschichten sich hinter seinen Möbel verbergen, spaziert Rivera durch die Ausstellungsräume und streicht über die Polster, über die blankpolierten Tische. „Die Stücke hier sind einzigartig,“ schwärmt er. In dieser Ausstellung fließen für mich Hobby und Beruf zusammen. Und wenn er nicht in der roten Villa am Tunneleingang so gerne lebte – hier könnte er es sich wohnlich machen.

>>>DIE SCHLECKER-LÄDEN

  • Die Drogeriekette Schlecker in deren alten Langenberger Filiale nu der Möbelhändler eingezogen ist, war zu ihren Hochzeiten europaweit tätig. Im Jahr 2008 machte sie mit 14.000 Filialen und 50.000 Beschäftigten einen Jahresumsatz von mehr als sieben Milliarden Euro.
  • Im Dezember 2011 berichtete Spiegel Online über „massive Liquiditätsprobleme“ im Hause Schlecker. Nach Unternehmens-Verlusten in den vorangegangenen drei Jahren soll Unternehmenschef Anton Schlecker zur Abwehr der Liquiditätsprobleme einen hohen zweistelligen Millionenbetrag seines Privatvermögens in das Unternehmen investiert haben. Anfang 2012 stellte Schlecker dann den Insolvenzantrag. Zehntauseden Angestellte, zumeist Frauen, wurden arbeitslos.