Velbert-Mitte. . Die künftigen Nutzer des zum Bürgerforums umgebauten Forum Niederberg stellten ihre ersten Konzepte vor. Aus Brüssel sollen Fördermittel fließen.
Das zum Bürgerforum umgebaute Forum Niederberg soll der kulturelle Mittelpunkt der Stadt werden. Am Mittwochabend erklärten die künftigen „Mieter“, wie sie das umgestaltete Gebäude nutzen wollen.
Der gesamte Umbau und die neue Konzeption hängen allerdings an der Bewilligung der Fördermittel durch die Europäische Union. Die Stadt hofft, dass 80 Prozent der Kosten übernommen werden. „Wir gehen davon aus, dass es funktioniert“, sagte Bürgermeister Dirk Lukrafka.
Wegen fehlender Räume mussten Kurse ausfallen
In dem neuen Bürgerforum sollen VHS, Bücherei, Musik- und Kunstschule sowie ein Familienbüro untergebracht werden. Rüdiger Henseling, Leiter der VHS, zeigte sich erleichtert, dass seine Einrichtung neue, moderne Räume bekommt: „Wir haben Kurse nicht durchführen können, weil uns die Räume fehlen“. Zudem seien die alten Räume nicht barrierefrei, so dass es auch für behinderte Menschen große Probleme gebe, das Angebot der VHS wahrzunehmen.
Zudem forderten heimische Betriebe zunehmend Weiterbildungsangebote für ihre Mitarbeiter, die aber in den bestehenden Räumen nicht adäquat angeboten werden könnten.
Offene Bücherei außerhalb der Öffnungszeiten
Die Bücherei wird einen großen Teil des Bürgerforums einnehmen. Hier soll das Konzept einer „Open Library“ umgesetzt werden. Besucher sollen auch außerhalb der regulären Öffnungszeiten Zugang zu den Räumen erhalten, wie Bibliotheksleiterin Ulrike Motte betonte. Dieses Konzept sei in der Region einzigartig. Auch Digitalisierung solle eine größere Rolle spielen, um den Anforderungen der Zukunft gewachsen zu sein.
Endlich wieder den Theatersaal für Aufführungen
Sieben bis acht Prozent der Fläche im Bürgerforum wird künftig der Musik- und Kunstschule gehören. Es soll drei Unterrichtsräume, zwei Kunsträume und ein Tonstudio geben. Vor allem aber, betonte Heike Jorzig, stellvertretende Leiterin der MUK, stehe dann wieder der große Theatersaal zu Verfügung. „Hier können dann unsere verschiedenen Ensembles proben und vor allem auch ihre Aufführungen stattfinden lassen“, so Heike Jorzig.
Und schließlich soll ein städtisches Familienbüro in das neue Bürgerforum einziehen. Hier soll es, so Karsten Wenk, auch einen Spielbereich geben in dem sich Kinder nach dem Einkaufen erholen können. Es soll aber auch ein Treffpunkt für Eltern werden, die hier einen Kaffee trinken können. Zugleich sind Mitarbeiter des Jugendamtes vor Ort, die bei Problemen in den Familien die richtigen Ansprechpartner vermitteln.
Positive Entwicklung der Innenstadt gelobt
Bürgermeister Dirk Lukrafka lobte die positive Entwicklung, die die Velberter Innenstadt in den letzten Jahren genommen hat. 2015 sei man mit dem integrierten Handlungskonzept gestartet. Und die Erfolge seien nun zu sehen. So sei 2018 der umgebaute Stille Park fertig geworden. Und im Herbst des vergangenen Jahres sei der Offersplatz wieder eröffnet worden. „Damit hat die Innenstadt ihren Mittelpunkt bekommen“, sagte Lukrafa. Und der Platz würde auch gut angenommen, wie man bei diversen Veranstaltungen habe sehen können. Und auch der Grundstein für das neue Schloss- und Beschlägemuseum sei gelegt worden.
Lichtkonzept und Kino
Nun werde auch die Stadtgalerie eröffnet und danach werde der Europaplatz umgestaltet. Es werde zudem ein Masterplan Licht erarbeitet, um die Innenstadt ins rechte Licht zu rücken und um in den Abendstunden die Aufenthaltsqualität zu verbessern. Jetzt stehe noch der Abriss und die Neukonzeption auf dem Hertieareal an. Hier solle auch das lang erwünschte Kino entstehen. Lukrafka: „Ich hoffe, dass das klappt“.
Und schließlich soll das Bürgerforum die Entwicklung der Innenstadt abrunden. Einen Plan B, falls das Geld aus Brüssel nicht kommt, hat die Stadt nicht. „Dann müssen wir überlegen, wie wir das Forum doch noch in die gedachte Richtung bekommen“, so Lukrafka.
>> WIE SEHEN DIE BÜRGER DIE PLÄNE?
Und wie sehen die Bürger die neuen Pläne?
Robert Groß steht gerade vor einem Plakat über den Offers-Platz und zeigt auf ein Bild, das nach der Umgestaltung entstanden ist. „Der ist doch toll geworden“, findet er. Robert Groß hat die Hoffnung, dass das Bürgerforum in ähnlicher Weise zu einer Belebung in der Stadt beitragen könnte. „Ich bin ein riesen Fan von Opern und Operetten“, sagt er und wünscht sich deswegen, „dass der Theatersaal wieder auflebt.“
„Bald wieder Aufführungen im Forum“
Diese Hoffnung teilt auch Heidi Besold. Als Vorsitzende des Stadtverbandes der Velberter Chöre hofft sie natürlich, dass bald wieder Auftritte im Bürgerforum stattfinden können. „Ich glaube aber nicht, dass das vor 2023 der Fall sein wird“, meint sie. Aber auch die anderen Planungen für das Forum erwartet sie mit Spannung – Musikschule, VHS, Bibliothek: „Das wäre ja gerade für die Studenten in Heiligenhaus super.“
„Vorschläge werden von der Verwaltung ignoriert“
Nicht ganz so optimistisch ist da Peter Düllmann. Er bezeichnet Bürger-Diskussionen wie heute als „Alibi-Veranstaltung.“ „Ich habe schon so oft Vorschläge gemacht, aber ich habe das Gefühl, die werden von der Verwaltung immer komplett ignoriert“, meint er. Der Stadt fehle ein roter Faden, um sich nach außen hin zu präsentieren. Er hat die Befürchtung, dass das geplante Bürgerforum zu klobig werden würde: „Bald stehen hier nur noch mehrere große Klötze nebeneinander“, vermutet er.
„Dem Objekt eine Chance geben“
Eine andere Meinung hat Bruno Berthold: „Man muss jedem Objekt erstmal eine Chance geben“, findet er. Die Entwicklung der Stadt in den letzten Jahren habe gezeigt, dass zunächst kritisierte Planungen durchaus Erfolg haben können: „Der Offers-Platz ist wirklich gelungen.“ Er sei auch im letzten Monat zum ersten Feierabendmarkt gegangen und findet es toll, dass in der Stadt immer mehr los ist: „Ich war überrascht, wie schön das war.“
„Das Gesamtkonzept könnte funktionieren“
Auch Gisela Edler ist voller Hoffnung, wenn sie an die Planungen für das Bürgerforum denkt: „Das Gesamtkonzept könnte schon funktionieren“, findet sie. Denn das Zentrum, das entstehen soll, würde ihrer Meinung nach dazu führen, dass das Forum bald von allen Altersklassen genutzt werden könnte. Auch in Kombination mit den Veränderungen, die im Umfeld des Forums passieren: „Dann können bald die Kinder zur Musikschule gehen und die Eltern trinken in der Zeit einen Kaffee in der Stadtgalerie:“ Gisela Edler findet, dass viele Leute die Entwicklungen in Velbert viel zu negativ sehen würden: „So ein Umbruch kann doch auch was Positives für die Stadt sein.“