Velbert. . Planung, Bau und Betrieb sollen in private Hand. Umwandlung in ein Bürgerforum kostet wohl 32 Millionen Euro. Hoffnung auf 90 Prozent Förderung.
Es gab viel Hoffnung und Euphorie. Es gab im Ratssaal aber auch Skepsis. Mehrheitsfähig waren die Zweifler in ihrer Ablehnung letztlich jedoch bei weitem nicht. Bei nur vier Gegenstimmen und zwei Enthaltungen stellte der Stadtrat am Dienstagabend eine entscheidende Weiche für den Wandel vom heutigen Forum Niederberg zum künftigen Bürgerforum, u. a. mit VHS, Bücherei und Stadtteilbüro: Das Gesamtprojekt wird an einen ÖPP-Partner vergeben. Das umfasst die Planungs-, Bau- und Betriebsleistung; die Laufzeit soll über ein Vierteljahrhundert gehen.
Erste Interessenten haben schon reagiert
Mit diesem Schritt betritt Velbert kein Neuland. Eine solche öffentlich-private Partnerschaft (ÖPP) – bzw. englisch Public-Private-Partnership (PPP) – wird bereits seit Jahren bei der Martin-Luther-King-Hauptschule praktiziert. Auch hier gibt es eine vertraglich geregelte, langfristig angelegte Zusammenarbeit zwischen der öffentlichen Hand und einem Unternehmen der Privatwirtschaft.
Hochwertige Bühnentechnik vorgesehen
„Wir sind auf einer Zielgeraden, die noch holprig wird“, sagte Manfred Bolz (CDU) und machte klar, dass die Stadt alleine nicht in der Lage sei, „das Haus auch nur in sich zu sanieren“. Bekanntlich hofft man darauf, das Projekt zur Hälfte mit EU-Mitteln und zu 40 Prozent mit Geld vom Bund und Land gefördert zu bekommen. Aktuell wird der Gesamtaufwand mit 32 Millionen Euro beziffert. Darin enthalten sind auch Investitionen in den Theatersaal und in eine „hochwertige“ Bühnentechnik.
Zumachen oder zum Leben erwecken
In der SPD-Fraktion sieht man seine Zweifel nicht ausgeräumt, stimmt man aber „schweren Herzens“ zu. „Das ist das Einzige, was heute vernünftig erscheint“, so Rainer Hübinger. Rückhalt kam auch von den Bündnis-Grünen, denen ja oft das Etikett angeheftet wird, so gut wie alles abzulehnen.
Und August-Friedrich Tonscheid (Velbert anders) stellte die Alternativen folgendermaßen gegeneinander: „Wir können heute das Forum zumachen oder wir können es zum Leben erwecken.“ Teile der FDP- und die UVB-Fraktion entschieden sich ebenfalls fürs Erwecken.
Schritte mit Architekten abstimmen
Dirk Lukrafka machte noch einmal klar, dass das Forum baulich und inhaltlich verändert werde, es gehe nicht nur um die technische Ausstattung. Mit den zwei Architekten – sie haben recht weitreichende Urheberrechte – des Forums habe man frühzeitig Kontakt gesucht und mittlerweile „Leitplanken eingezogen“, berichtete der Bürgermeister weiter. Die weitere Abstimmung erfolge im weiteren Prozess. Das sei „sicherlich nicht ganz ohne Risiko“, aber die beiden Architekten würden gerne eine Aufstockung des Gebäudes sehen und ihnen sei sehr daran gelegen, „dass dieses Haus noch Jahrzehnte steht und betrieben wird“.
Verfahren läuft schon seit ein paar Tagen
„Bei ÖPP habe ich den ganzen Lebenszyklus drin. Der Partner ist an der wirtschaftlich besten Lösung interessiert, weil er ja auch der Betreiber ist“, erklärte Andreas Sauerwein gegenüber der WAZ wesentliche Vorzüge dieses Vorgehens. Es seien ein paar dutzend Firmen in diesem Bereich tätig, so der Chef des städtischen Fachbereichs Immobilienservice auf Nachfrage. Ein vorgeschaltetes, so genanntes Interessenbekundungsverfahren laufe bereits seit dem 7. Dezember, und man habe schon jetzt erste Rückmeldungen.
>>>AUCH DAS AUSSEHEN WIRD SICH VERÄNDERN<<<
Zum Ratsbeschluss zählen u. a. auch „grundsätzliche Ge staltungsvorgaben zur Gebäudehülle“: Aufstockungen mit Dachterrassen, Verschlussbau und Abriss Pavillon, Schließen der Arkaden und Erneuerung sämtlicher Fenster. Im derzeitigen Fahrplan steht der Oktober 2022 als Zeitpunkt der Fertigstellung.