Sprockhövel. Zu teuer: Neuer Schießstand an der Sprockhöveler Querspange abgesagt. In Herzkamp wird jetzt ein neuer Plan verfolgt. Wie der aussieht.
Der Herzkamper Schützenverein in Sprockhövel hat etwas, das andere auch gerne hätten - zumindest zur Nutzung, wenn auch nicht als Eigentum: Die Kreisjägerschaften mit ihren angeschlossenen Hegeringen in der Region würden gerne den Schießestand in Herzkamp für ihre regelmäßigen Schießtrainings nutzen.
Kooperation wäre auch für Schützenverein sehr nützlich
Und eine solche Kooperation würde auch dem Herzkamper Schützenverein – dem ältesten im Ennepe-Ruhr-Kreis - gefallen. Synergieeffekte nutzen, Geselligkeit, Sport, Hege und Brauchtum pflegen: Wenn eine solche Kooperation möglich wäre, gäbe es eine Situation, von der alle profitieren könnten. Die Situation ist aber komplex, die Finanzierung eines gemeinsamen Schießstandes, der den Vorgaben des Gesetzgebers genügt, ist ein umfangreiches Projekt, das kein Verein, keine Kreisjägerschaft oder Hegering allein stemmen kann.
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Hinzu kommt, dass es im Ennepe-Ruhr-Kreis am Standort Breckerfeld einen Schießstand gibt, auf dem die Jägerschaft des Kreises trainieren kann, und deren Eigentümer sie ist. „Die Schießstände sind alle um die 60 Jahre alt. Sie mussten im Zuge der Novelle der Schießstättenverordnung von 2012 an die aktuellen rechtlichen Vorgaben angepasst werden. Das haben wir von der Kreisjägerschaft aus eigener Tasche auch finanziert“, erläutert der Vorsitzende des Hegerings Niedersprockhövel, Ekkehard Brakelmann. Kugelfänge, eine 100 Meter-Bahn, eine 50-Meter-Bahn für Übungen mit der Kurzwaffe, die Möglichkeit, auf bewegte Ziele zu schießen und nicht zuletzt ein Schallgutachten sind die Voraussetzungen, die die Betreiber erfüllen müssen.
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Insbesondere vor dem Hintergrund ökologischer Überlegungen seien die Fahrten nach Breckerfeld unglücklich, erklärt Brakelmann, und der Schießsportleiter im jagdlichen Bereich des Herzkamper Schützenvereins, Fred-Günter Materna, sieht das ähnlich: „Die Anfahrt ist einfach zu weit“, findet auch er. Insofern fand die Idee, eine komplett neue Schießanlage zu bauen, die allen gesetzlichen Anforderungen entspricht, die Zustimmung aller Beteiligten.
Nach Corona schnellten die Preise in die Höhe
Der Landesjagdverband hatte eine Förderung in Höhe von 80 Prozent der Baukosten zugesagt. Das war vor Corona und dem russischen Angriffskrieg. Aufgrund der Explosion der Baukosten – die neue Anlage würde jetzt im zweistelligen Millionenbereich liegen – ist das Projekt in der Nähe der Querspange nicht mehr realisierbar. Schließlich müsste die Kreisjägerschaft 20 Prozent der Baukosten selbst aufbringen. Das Projekt ist ad acta gelegt.
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Seit eineinhalb Jahren arbeitet deshalb nun der Herzkamper Schützenverein unter Leitung von Mark Koch an einem Konzept, den vorhandenen Schießstand zu erneuern. Schon jetzt bietet die Herzkamper Anlage alle Möglichkeiten, hinsichtlich der Entfernungen. Aber der „Kipp-Hase“ und der „Laufende Keiler“, die bewegten Ziele, dürfen derzeit ihre Unterkunft nicht verlassen: „Wir arbeiten an einem Konzept für den geforderten Kugelfang und an einem Schallgutachten“, erklärt Fred-Günter Materna. Ausdrücklich befürwortet der Vorstand eine Kooperation mit den umliegenden Kreisjägerschaften und Hegeringen und wünscht sich ein gemeinsames Konzept zur Finanzierung der aufwändigen Baumaßnahmen.
Viele finanzielle Herausforderungen
Aktuell steht der Verein aber noch vor ganz anderen finanziellen Herausforderungen: Neben den Vorbereitungen für das überaus beliebte dreitägige Schützenfest am letzten Augustwochenende werden derzeit die Sanitäranlagen erneuert und barrierefrei hergerichtet. So will der Schützenverein zukünftig ein inklusives Sportkonzept anbieten können.
Hoffen auf Unterstützer des Vereins
Der Verein freut sich über die besondere Unterstützung bei der Finanzierung der Erweiterung durch den Kreissportbund Ennepe-Ruhr, das Förderprogramm „Moderne Sportstätte“, und die Sparkassenstiftung Schwelm/Sprockhövel. Unterstützer des Vereins können darüber hinaus einen symbolischen Baustein im Wert von 50 Euro erwerben, um so zur Finanzierung des Vorhabens beizutragen.
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„Es gibt hier keine strenge Trennung zwischen den Brauchtumsschützen und den jagdlichen Schützen. Vielen historischen Schützen macht es Freude, sich sportlich beim Zielen zu messen, ohne jagdlich ambitioniert zu sein“, beschreibt Koch, was die Mitglieder – neben der Geselligkeit und Heimatverbundenheit – auf den Schießstand treibt.
Image eines „Vereins mit Herz“
Stolz sind die Herzkamper Schützen darauf, dass sie offenbar wirklich als „Verein mit Herz“ wahrgenommen werden. Wie sonst könnte es sein, dass sich die Mitgliederschaft laufend erweitert: „Wir haben 200 Mitglieder, und das Besondere ist, dass immer mehr Frauen mitmachen möchten“, freut sich Mark Koch.