Sprockhövel. Ein Raubüberfall in Sprockhövel hinterlässt dramatische Spuren. Auch Monate danach sind die Folgen nicht überwunden.

Diese Bilder bekommt man wahrscheinlich nie wieder aus dem Kopf: Vor rund sechs Monaten ist die Kassiererin der Oil-Tankstelle an der Schmiedestraße in Sprockhövel brutal überfallen worden. Als sich der gerade mal 19-jährige Haupttäter am Donnerstag vor Gericht entschuldigen wollte, blickte die 31-Jährige dem jungen Mann tief in die Augen. Dann sagte sie mit ruhiger Stimme: „In mir kommt eine unheimliche Wut hoch. So eine Tat kann man nicht entschuldigen.“

Es geschah kurz vor Feierabend

Es war der 7. November vergangenen Jahres, kurz vor Feierabend. Die 31-Jährige, die in der Tankstelle nur einen Nebenjob machte, war an diesem Tag nicht allein. Sie hatte einen neuen Kollegen dabei, der eingearbeitet werden sollte.

Mit Sonnenbrille und Käppi

Auf einem Überwachungs-Video, das im Prozess am Essener Landgericht vorgespielt wurde, ist zu sehen, wie plötzlich ein Mann in den Verkaufsraum kommt - maskiert mit Sonnenbrille und Käppi. Er hält den neuen Mitarbeiter sofort eine Pistole ins Gesicht, treibt ihn dann zum Kassenbereich. „Ich habe zuerst an einen schlechten Scherz gedacht“, sagte die Kassiererin den Richtern. Doch dann traf sie auch schon der erste Schlag. Dann noch einer. Der Täter hatte ihr mit der Waffe im Vorbeigehen brutal auf den Kopf geschlagen.

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Die 31-Jährige muss sich hinknien. Später wird sie auch noch in den Schwitzkasten genommen. „Dabei hat er mir die Waffe direkt an die Schläfe gehalten.“ Jetzt machte sich Todesangst breit. „Mach‘ den Tresor auf, oder ich knall‘ dich ab!“ Diese Worte soll der 19-Jährige gleich mehrfach gerufen haben. Doch in der Tankstelle gab es keinen Schlüssel.

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Ihr Kollege war zu diesem Zeitpunkt im Büroraum. „Er sollte da drinbleiben und sich nicht rühren.“ Was er auch getan habe, um die Situation nicht weiter eskalieren zu lassen. Als in kurzen Abständen zwei Kunden hereinkommen, werden sie von dem 19-Jährigen sofort bedroht und niedergeschlagen. Jetzt fließt auch Blut. Einer der Männer bleibt benommen am Boden liegen. Die Beute soll sich auf rund 1.200 Euro belaufen haben. Weit kam der Angeklagte damit aber nicht. Einer der Kunden hatte ihn verfolgt. Auch die Polizei war schon unterwegs. Die Kassiererin hatte in einem unbeobachteten Moment den stillen Alarm ausgelöst.

Die Folgen waren daramatisch

Die Folgen waren dramatisch. Die 31-Jährige litt nach eigenen Angaben rund einen Monat lang unter starken Kopfschmerzen. Hinzu kamen Schlafstörungen und Albträume. „Meist konnte ich erst am frühen Morgen einschlafen“, sagte sie den Richtern. Bis Januar war die 31-Jährige krankgeschrieben. Ihren Nebenjob in der Tankstelle hat sie nie wieder aufnehmen können. Selbst beim Tanken habe sie heute noch ein „ungutes“ Gefühl.

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Mitangeklagt sind auch noch zweit weitere junge Männer. Sie hatten den Verkaufsraum allerdings nicht betreten. Insgesamt werden dem Trio drei Tankstellen-Überfälle vorgeworfen – in Sprockhövel und Ennepetal. Alle sind weitgehend geständig. Der, der den Fluchtwagen gefahren haben will, hat der 31-Jährigen am Donnerstag 1.000 Euro Schmerzensgeld angeboten. Er hatte das Geld in bar dabei. Angenommen hat es die Ex-Kassiererin (noch) nicht. „Ich möchte darüber erst nachdenken“, sagte sie den Richtern. Der Prozess wird fortgesetzt.