Sprockhövel. Die Pläne für den Umbau des Autobahnkreuzes bei Sprockhövel sind schon alt. Passiert ist bislang nichts. Wenn‘s losgeht, wird ein Drama erwartet.
Ausbau des Autobahnkreuzes Wuppertal Nord, die unendliche Geschichte: Sie begann, laut Thomas Wängler, Geschäftsführer der Bergischen Industrie- und Handelskammer (IHK) Wuppertal, im Jahre 2014. Geschehen ist in diesen zehn Jahren fast nichts. Wängler ist nicht der einzige, der den gigantischen Investitionsstau in Deutschland beklagt. Die maroden Brücken in ganz Deutschland, die ständigen Baustellen, der Mega-Stau, der sich deshalb auf allen Autobahnen in Rheinland und Westfalen bietet – sie sind nicht nur nervtötend, sie bremsen die Wirtschaft und kosten viel Geld.
Erwartet wird ein Verkehrs-Chaos
Niemand weiß das besser als die IHK. Denn die bergische Industrie- und Handelskammer, die insgesamt eher zu den kleinen gehört, hat immerhin 40.000 Betriebe unter ihren Fittichen. Alleine die vielen Transportunternehmen und Speditionen sind ein Seismograph für die deutsche Wirtschaft. „Wenn das Autobahnkreuz Wuppertal Nord umgebaut wird, wird es für den Verkehr ein Drama. Aber zu warten, bis die Infrastruktur noch maroder ist, ist ja auch keine Lösung“, sagt Wängler. Die Bundesregierung müsste, wenn es gut laufen würde, allein mindestens 900 Brücken pro Jahr in Ordnung bringen.“
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Die aktuellen Projekte, die die Ampel zurzeit im Blick habe, umfassten insgesamt 144 Autobahnumbauten. In dem Paket sei das Autobahnkreuz Wuppertal Nord drin. „Aber, es dauert in Deutschland einfach alles viel zu lange. „Die Planungsverfahren ziehen sich unfassbar in die Länge, die Genehmigungsverfahren genauso. Es ist ein Kampf gegen Windmühlen.“ Vor dem Hintergrund ist er stolz auf die Unternehmer. Wenn die nicht so pfiffig wären und mit viel Fantasie die Wirtschaft am Laufen hielten, wäre das deutsche Desaster noch weitaus größer.
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Eine Unternehmerin, die die Umbaumaßnahmen ganz direkt betreffen, ist Michaela Habbel, Geschäftsführerin der Destillerie und Brennerei Heinrich Habbel in Sprockhövel. „Das Thema steht immer mal wieder im Raum, ich bin in dem Punkt zwiegespalten“, sagt die junge Frau. „Denn, wenn es wirklich ernst wird mit dem Umbau des Autobahnkreuzes Wuppertal, dann wird es nicht ohne Zwangsenteignung gehen.“
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„Das haben wir schon einmal erlebt. Denn die Oma musste an unserem Standort, an dem die Familie seit 1878 wohnt und arbeitet, schon einmal Land abgeben.“ Aber nach Corona sei es ruhiger geworden um die Pläne.
Leben im Einklang mit der Natur
„Wir arbeiten seit jeher im Einklang mit der Natur, pflanzen unsere Obstbäume selbst und versuchen, auch bei dem spürbaren Klimawandel, passende Bäume zu finden, die die zunehmende Nässe auf unseren Feldern vertragen können“, sagt sie. In den vergangenen Jahren habe man bei kleineren Maßnahmen zu Gunsten der Allgemeinheit immer Hand in Hand mit dem Landesbetrieb Straßenbau NRW und der Autobahn GmbH zusammengearbeitet. Der Obstanbau sei Familientradition und Existenz. Sie hofft, dass sie ihn in gewohnter Weise beibehalten kann.
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Das Habbel-Grundstück hat ein Auffangbecken hinterm Haus. Für den angrenzenden Rad- und Wanderweg, der der Familie gehört, habe der Vater der Stadt Sprockhövel ein Wegerecht eingeräumt. Damit die Kinder ohne Gefahr in der grünen Idylle sicher zur Schule nach Gevelsberg kommen können. „Sollte für die Entwässerung bis zu unserem Auffangbecken Land benötiget werden, ist das kein großes Problem. Aber direkt dahinter fängt die Obstwiese an und da wird es kritisch“, sagt Michaela Habbel.
Der Obstbaum als Rohstoff fürs Unternehmen
Denn die Familie bewirtschaftet seit Jahrzehnten die Obstplantage für die Brennerei. „Zu jedem Geburtstag bekommt jedes Familienmitglied immer einen Baum geschenkt. Der Vater meistens eine Honigbirne, weil er die so liebt“, verrät Michaela Habbel. Außer, dass die Familie verschiedene Obstsorten ausprobiert, um die Widerstandsfähigkeit zu testen, sind viele Bäume mittlerweile Erinnerungsstücke. „Aber generell sind für unser Unternehmen die Obstbäume die Rohstoffe.“
Hoffen auf zurückgehenden Autobahnverkehr
Michaela Habbel hofft, dass jetzt - nach Corona - möglicherweise gar nicht mehr so viele Autos über die Autobahnen rauschen, weil ja mittlerweile seit Jahren viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Firmen im Homeoffice arbeiten. Dann hätte sich das bedrückende Thema vielleicht erledigt.