Sprockhövel. Die Mittelstraße soll schöner werden? Der Sprockhöveler Volker Zietlow will das auch. Er ist aber überzeugt, dass die Pläne vieles zerstören.
Volker Zietlow hat einen Brief an die Stadtverwaltung geschrieben. Als alteingesessener Haßlinghauser hat er die Veränderungen in seinem Stadtteil immer intereressiert im Blick. Doch was da im Zuge des Großprojekts Mittelstraße geplant ist, behagt ihm in weiten Teilen überhaupt nicht: So nicht, Stadt Sprockhövel!
Freude über Modernisierung der Mittelstraße
Der Haßlinghauser steht mit beiden Beinen auf dem Boden der Realität, ein Anhänger von Wolkenkuckucksheimen ist der 54-Jährige nicht. Und so teilt er ersteinmal die Bestrebungen eines „integrierten Handlungskonzeptes“ für die Mittelstraße, die seit einigen Jahren von der Verwaltung, aber auch den im Stadtrat vertretenen Parteien vorangetrieben werden. „Es ist erfreulich, dass endlich eine Modernisierung der Mittelstraße stattfinden wird, an einigen Stellen ist das ja wirklich überfällig“, sagt Zietlow.
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Er hat in der Dorfstraße 13, wo auch die Stadt einige Räume unterhält, seine IT-Firma als Mieter untergebracht, seine Familie hat über Jahrzehnte die Gastronomie Dorfschänke geführt. „Ich habe also den Überblick, wie Haßlinghausen während der zurückliegenden Jahre an Bedeutung bei der Lebensqualität für die Menschen hier immer mehr abgenommen hat“, bilanziert er. Insofern: Der Veränderungswille stößt auch bei ihm auf ein herzliches Willkommen.
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Doch dann geht er ins Detail: Mit dem Grundsatz „Mehr Raum für Fußgänger und Fahrräder“ gehe er noch konform, doch die von der Stadt veröffentlichten Pläne machen es nach seiner Ansicht schwer, sich von diesen Reformanstrengungen ein realistisches Bild zu machen: „Wie soll das später mal hier aussehen?“, fragt er sich. Die Diskussion um wegfallende Parkplätze verfolgt er mit Argwohn: „Für einige frühere Planungen wie die Überquerungsbuchten mussten schon Stellplätze entlang der Mittelstraße weichen, das hat dem Handel echt zugesetzt.“ Nun sollen es noch weniger sein, die am Ende übrigbleiben.
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„Die Planer sollen sich doch einmal anschauen, was hier über den Tag an der Mittelstraße so passiert“, gibt Zietlow zu bedenken. Kundendienst-Besuche, Pakete abgeben und holen, Banken, Versicherung, Anwalt/Notar, Imbiss und Bäcker in der kurzen Mittagspause, Arzt oder Apotheke, Einkäufe im Einzelhandel: Immer wieder fahren Menschen vor, um etwas zu erledigen, und dafür benötigen sie Parkraum, oft nur für kurze Zeit. „Wenn der nicht mehr oder nur mangelhaft zur Verfügung steht, suchen sich die Menschen irgendwann woanders ihren Imbiss, Arzt, Fachhandel oder Paketdienst“, ist Zietlow überzeugt. Der Verweis auf Parkraum am Rewe/Aldi lässt er nicht gelten: Der sei zu weit weg.
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Als grobe Fehlplanung empfindet der IT-Fachmann eine Neuerung auf der Straßenseite, wo das Eiscafé, das Restaurant Amtshaus, Vinothek und einige Fachgeschäfte wie Markenprofi und Sport Krön zu finden sind. Hier schaut er ins Kleingedruckte des veröffentlichten Plans der Stadtverwaltung: „Sehen Sie diese dünne gestrichelte Linie?“ Das soll in der Realität später ein Kombiweg für Radverkehr und Fußgänger werden, hat Zietlow erfahren. „Zwei Meter fünfzig in der Breite sind für diese Kombination Vorschrift, und jetzt schauen Sie mal auf die Distanz zwischen Fahrbahn und den Läden.“ Da bleibe für den leckeren Eisbecher im Café Cortina draußen kaum noch Platz. „Und wer aus dem Sportgeschäft kommt, droht gleich von rasenden Radlern überfahren zu werden.“
Volker Zietlows Appell an die Stadt
Volker Zietlows Appell an die Stadt und Ihre Planer: „Verzichten Sie auf noch mehr Reduzierung von Parkplätzen und überdenken Sie dringend die Einrichtung des Kombi-Fuß-Radweges im Interesse der Händler und Gastronomen!“