Sprockhövel. In Sprockhövel sind Plakate für die Europawahl teils übelst beschmiert worden. Was geschehen ist, wie Betroffene auf die Zerstörungswut reagieren
Kaum sind die Wahlplakate für die Europawahl am 9. Juni aufgehängt, da werden einige von ihnen schon wieder beschmiert. Auch in Sprockhövel ist das jetzt passiert. Details.
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Auf dem Großplakat der Grünen an der Schmiede-/Quellenstraße mit dem Bild von Terry Reintke als Europakandidatin wurde über ihren Kopf ein großes Hakenkreuz gesprüht.
„Natürlich werden solche Plakate zeitnah wieder überklebt“, sagt der stellvertretende Sprockhöveler Bürgermeister, Alexander Karsten (Grüne). Zudem werde seine Partei Anzeige bei der Polizei erstatten.
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„Insgesamt haben die Grünen 45 Plakate in Sprockhövel aufgehängt, sechs davon wurden durch rechts Gesinnte verunstaltet, auch von der Jungen Alternative“, berichtete der Politiker. So massiv wie im Osten sei es allerdings nicht. „Aber, dass die Grünen von ihrer Partei Handlungsempfehlungen bekommt, so wie jetzt in diesem Wahlkampf, das hat es bisher noch nie gegeben.“ Bei der Landtagswahl 2017, bei der Karsten erstmals im Wahlkampf aktiv war, sei die Stimmung durch die Flüchtlingskrise schon sehr aufgeheizt gewesen.
Sprockhövels stellvertretender Bürgermeister: Vor allem soziale Medien als Verursacher
Der Familienvater sieht vor allem die sozialen Medien als ausschlaggebende Verursacher, „weil die Menschen kein Korrektiv mehr haben und ihnen die soziale Kontrolle fehlt.“ Man müsse den Menschen, die Plakate beschmieren und aus der Anonymität heraus andere beschimpfen und beleidigen, mal klarmachen, dass sich Politiker auf lokaler Ebene alle ehrenamtlich für die Stadt einsetzen. „Auch ich bin seit 50 Jahren Bürger dieser Stadt, der sich bei den Grünen seit acht Jahren für eine gute Zukunft engagiert. Es braucht doch Menschen, die sich einsetzen.“
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Aber es sei eben so: Wenn man sich mit komplizierteren Themen befasse, wie Kanalbau oder Kitas und man eine Bürgerversammlung organisiere, dann bekomme man vielleicht zehn Rückmeldungen. „Wenn man aber eine Aussage ins Netz stellt, die anderen nicht passt, bricht eine Wolke von Shitstorm über einen herein, man bekommt ordentlich Stoff von allen Seiten und wird mit 150 Einträgen zugemüllt. Das alles ohne Namen und ohne Adresse“, gibt Alexander Karsten seine Erfahrungen weiter.
„Das Wichtigste ist, dass sich alle Ratsparteien geeinigt haben, gegen rechts zusammenzustehen“
Es finde auch kein Faktencheck mehr statt. Irgendeine Nachricht sei auf dem Markt und jeder reagiert sofort, ohne sich die Mühe zu machen, an der Quelle zu recherchieren. Ob das, worauf er reagiert, überhaupt der Realität entspricht. Auch die Kompromissfähigkeit sei verloren gegangen. „Das Wichtigste ist aber, dass sich alle Ratsparteien geeinigt haben, gegen rechts zusammenzustehen. Das ist eine gute Basis.“