Sprockhövel. Beim Feuer im Seniorenheim in Bedburg-Hau gab es Tote: Auch Feuerwehr, Schulen und Altenheime in Sprockhövel bereiten sich auf den Ernstfall vor.

Nach dem Brand in einem Seniorenheim in Bedburg-Hau mit mehreren Toten stellt sich die Frage, wie solche Einrichtungen in Sprockhövel mit solchen Nachrichten umgehen und was getan wird, dass es so weit nicht kommt. Feuerwehr Sprockhövel, Altenheim und eine Grundschule sagen, was wann passiert.

Grundvertrauen auf das Baurecht

Christian Zittlau, Chef der Freiwilligen Feuerwehr in Sprockhövel, hat natürlich die Nachrichten aus Bedburg-Hau gründlich gelesen. „Ich weiß, wie gut in Sprockhövel Einrichtungen wie Heime und Schulen allein schon durch die Vorgaben des Baurechts geregelt sind. Aber passieren kann letztlich immer was.“

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Die Feuerwehr hat für Sprockhövel Alarmpläne aufgestellt, die Einsatzstärken für die unterschiedlichen Einrichtungen vorsehen: Für die beiden Altenheime werden die meisten Kräfte rausgeschickt, rund um die Uhr, jeden Tag. „Die nächste Kategorie ist die Förderschule in Hiddinghausen - tagsüber auch höchste Stufe, nachts nur, wenn dort Übernachtungsaktionen stattfinden“, sagt Zittlau. Gemeinsam ist beiden Einrichtungen, dass mit einer hohen Zahl hilfloser Personen zu rechnen ist, die gerettet werden müssen.

Manche brauchen mehr Schutz

Ebenfalls besonders auf dem Schirm hat die Feuerwehr natürlich die Grundschulen und die Kitas. „Das bedeutet natürlich nicht, dass wir bei Bränden in normalen Wohnhäusern oder Firmen mit weniger Engagement agieren“, betont Zittlau. Die erwähnten Häuser brauchen im Ernstfall nur eben mehr Hilfe.

Besondere Situation im Altenheim

Brände in Seniorenheimen

Nach Statistiken des Bundesverbands Technischer Brandschutz (bvfa) kam es im Jahr 2023 insgesamt zu 126 Bränden in Senioren- und Pflegeheimen. Dabei kamen 22 Menschen ums Leben, 181 Personen erlitten teilweise schwere Verletzungen.

Damit hat sich die Zahl der dokumentierten Fälle innerhalb von zwei Jahren verdoppelt. Im ersten Quartal 2024 gab es laut Deutscher Stiftung Patientenschutz bereits 26 Brände.

„Auch unser Träger, die Perthes-Stiftung, achtet sehr darauf, dass unsere Bewohnerinnen und Bewohner mit einem Höchstmaß an Sicherheit leben“, sagt Andrea Flessa, Leiterin des Matthias-Claudius-Hauses (MCH). Da ist zum einen die technische Ausstattung: Brandschutztüren, Rauchabdichtungen, schwer entflammbare Stoffe, Möbel und Fußböden in den einzelnen Zimmern, Brandschutzmelder in jedem Raum, Feuerlöscher quasi immer in Sichtweite. Und: die direkte Verbindung zur Feuerwehr.

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Qualifiziertes Personal

Mindestens ebenso wichtig ist jedoch die entsprechende Qualifikation der Mitarbeitenden. „Ein großer Teil unseres Personals ist geschult, mit solchen Katastrophen umzugehen. In jeder Schicht müssen Kolleginnen anwesend sein, die eine Ausbildung zum Brandschutzhelfer absolviert haben“, berichtet Flessa. Wer im MCH arbeitet, muss die Fluchtwege kennen, um die Bewohner auf kürzestem Weg in Sicherheit bringen zu können.

Insbesondere die Menschen bei uns, die unter Demenz leiden, könnten aus solchen Übungen keinen Nutzen ziehen und nichts wirklich verinnerlichen.“
Andrea Flessa - Leiterin Matthias-Claudius-Haus

In einem Punkt unterscheiden sich Prophylaxe und Vorbeugung erheblich etwa von Schulen: „Unser Personal spielt den Ernstfall durch“, sagt Andrea Flessa. Nicht aber die Schutzbefohlenen: „Insbesondere die Menschen bei uns, die unter Demenz leiden, könnten aus solchen Übungen keinen Nutzen ziehen und nichts wirklich verinnerlichen. Im Gegenteil: Sie würden nachhaltig gestresst und geschädigt.“ Außerdem sei die Fluktuation bei den Bewohnern so hoch, dass sehr häufig geübt werden müsste.

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Kindern macht das Üben Spaß

Die Vorbereitung und der Umgang mit Brand und Feuer ist an den Grundschulen klar geregelt. „Pro Schuljahr sind zwei Evakuierungsmaßnahmen vorgesehen“, sagt Melanie Kastner, Rektorin der Grundschule Gennebreck, wobei die eine eine rein schulinterne Übung ist, die andere in Zusammenwirken mit der Feuerwehr Sprockhövel stattfindet. Die Alarmübungen werden im Unterricht vorbereitet. „Da geht es um Verhaltensmaßregeln für jeden einzelnen Schüler, jede Klasse hat auf dem Schulhof einen eigene Aufstellplatz, zu dem die Kinder im Ernstfall eilen“, so Kastner.

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Zusätzlich bietet die Feuerwehr Sprockhövel alle vier Jahre an den Grundschulen einen Brandschutztag an, wo die Kinder lernen, einen Notruf abzusetzen oder die Funktionsweise einen Feuerwehrautos kennenlernen. „Insgesamt sind unsere Kinder gut für einen Brandfall vorbereitet“, sagt die Schulleiterin.