Sprockhövel/Hattingen. Ursula & Friederich (80) aus Sprockhövel sind füreinander bestimmt. Geboren am selben Tag und selben Ort in Hattingen - das sorgt für Verwirrung.
Der 27. Februar 1944 ist schon immer der Glückstag für Ursula und Friederich-Wilhelm Hausherr. Denn vor 80 Jahren wurden die beiden im Hattinger Krankenhaus geboren. Tür an Tür lagen die Mütter mit ihren Neugeborenen. Offenbar der Grundstein für ein langes, glückliches Leben zu zweit - und für jede Menge Verwirrung und Spaß.
Der eine Stunde ältere Ehemann feiert an diesem Dienstag zusammen mit seiner geliebten Frau, den Kindern und Enkeln den 80sten Doppel-Geburtstag.
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Dass die beiden lebensfrohen Sprockhöveler seit dem 23. April 1965 verheiratet sind, grenzt an ein Wunder. Denn der Standesbeamte wollte schon die Papiere zerreißen. „Oh, da steht für beide das gleiche Geburtsdatum, das kann nicht sein. Da hat sich ein Mitarbeiter mit den Daten vertan.“ Verwirrungen, die seit Jahrzehnten immer wieder vorkommen. Vor allem bei Behörden ist die Konfusion groß. „Jetzt geht’s wieder los“, feixen die beiden dann. Auch der Computer des Hausarztes weigerte sich strikt, zweimal dasselbe Geburtsdatum beim Ehepaar Hausherr anzunehmen. „Da hat der Arzt meinen Mann einfach ein Jahr älter gemacht“, sagt sie.
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Die Lebensgeschichte klingt tatsächlich unglaublich. Die Väter des Geburtstagspaares arbeiteten zusammen auf Zeche Alte Haase und kannten sich. Die Mütter lernten sich durch die Geburt der Kinder erst im Krankenhaus kennen. Die Mutter von Ursula hatte sogar Zwillinge entbunden. Dann ein schwerer Schicksalsschlag: Der Vater der Zwillinge verunglückte tödlich auf der Zeche, als die Kleinen vier Wochen alt waren. „Wir waren die jüngsten und unsere Mutter stand plötzlich mit sechs Kindern alleine da“, erzählt Ursula Hausherr, die im Hammertal groß wurde.
Liebe im Geheimen
Daher verbrachte Ursula als Kind viel Zeit mit Onkel und Tante, die in der Kleinbeckstraße in Obersprockhövel wohnten. Tür an Tür mit den Eltern des kleinen Friederich. Also spielten die beiden Kinder ständig zusammen. Eine Sandkastenliebe. Sie „kannten“ sich schließlich seit ihrer Geburt. Kontakt hatten die beiden Spielkameraden immer, aber zunächst gingen die Wege auseinander. Friedrich wurde Maschinenschlosser, Ursula zog nach Bochum und wurde Verkäuferin.
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Dann – sie waren gerade 18 Jahre alt – funkte es. Aus der langen Freundschaft wurde Liebe. „Die wollten wir aber geheim halten“, verrrät der immer gut aufgelegte 80-Jährige. Das ging zunächst ganz gut, denn er machte den Führerschein und sie duckte sich immer im Auto, wenn er sie irgendwo „aufgesammelt“ hatte. „Wir fuhren immer mit dieser kleinen Nuckelpinne, einem Opel Rekord, durch die Gegend“, erinnert sich die fröhliche Ehefrau und könnte sich über die Zeit immer noch ausschütten vor Lachen. Denn die Liebe blühte im Verborgenen und die Eltern von Friederich merkten erst einmal nichts.
Aber dann: Er fuhr mit seiner Schwester und den Eltern in den Schwarzwald-Urlaub und wollte etwas bezahlen. Da fiel ihm aus seinem Portemonnaie ein Ring heraus. „Der ist doch von Ursula, schrie meine Schwester“, erzählt er. „Den hatte ich als Talismann dabei.“ Da war es also vorbei mit dem Liebesgeheimnis. Bald wusste es jeder. Als die beiden 21 Jahre alt waren, kündigte sich Töchterchen Silke an. Das war ein Grund zu heiraten. „Ich war zu der Zeit bei der Bundeswehr und verdiente 65 D-Mark. Als wir dann verheiratet waren, bekam ich fast das Zehnfache, über 600 D-Mark. Das lohnte sich.“
80 Jahre gemeinsames Leben
Seit nunmehr 80 Jahren haben die beiden Spaß am gemeinsamen Leben und gemeinsamen Geburtsdatum. „Ich bin die Leseratte und der kreative Mensch, und mein Mann kann einfach alles“, erzählt Ursula Hausherr. Der Techniker hat Holzspielzeug für die Kinder gebaut, einen amerikanischen Truck und das Bärentaxi hat alle begeistert. Bei uns passt eben alles.“
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In der Gaststätte Rose in Sprockhövel wird mit den Töchtern Silke und Bianca und den Enkeln der 80ste Doppelgeburtstag groß gefeiert. Bei den vielen Dönekes, die das Ehepaar zu erzählen hat, kommt garantiert keine Langeweile auf.